Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)
Das Fläschchen bekam ich übrigens während meines gesamten Studiums nicht leer, obwohl ich meinen halben Jahrgang mit Aspirin versorgte.
«Ah, sehr gut», sagte Andi erleichtert, als ich ihm eine Tablette gab. «Hoffentlich vergesse ich’s nachher nicht.» Mir kam ein Gedanke. «Wollen wir die nicht jetzt schon einwerfen?», fragte ich. Er sah mich verblüfft an. «Meinst du, das bringt was?» – «Der frühe Vogel fängt den Wurm», antwortete ich. Er überlegte einen Moment. «Ja, vielleicht hast du recht.»
«Trink mal aus», sagte ich zu ihm. Andi zischte sein halbes Weizen weg und rülpste. Es roch ein wenig nach Fisch. Er grinste. Ich nahm die leeren Gläser und füllte sie in der Küche mit Wasser. «So viel brauche ich jetzt auch nicht für ein Aspirin», sagte er. «Viel Flüssigkeit zu sich nehmen ist aber wichtig. Du weißt, der Alkohol entzieht dem Körper Wasser», entgegnete ich, und Andi nickte zustimmend. Ich schmiss in beide Gläser eine Magnesiumbrausetablette. «Das Magnesium jetzt auch schon?», fragte er verwundert. «Der frühe Vogel fängt den Wurm», sagte ich.
Wir spülten das Aspirin mit dem Magnesium runter. Andi nahm eine Tablette, ich nahm drei. Sehr frühe Vögel fangen sicher mehrere Würmer, dachte ich.
Wir hatten alles so gut geplant – und doch geriet alles außer Kontrolle. Auf der Geburtstagsparty ging es mir noch gut. Ich trank brav nur Beck’s, aß sogar zwei Mettbrötchen, um noch ein bisschen schützendes Fett in meinen Magen zu kriegen. Doch eine Stunde später kapitulierte er, dabei hatte ich höchstens drei Bier getrunken. Im Clubhaus schloss ich mich auf der Toilette ein und verbrachte dort den restlichen Abend mit Magenkrämpfen, Durchfall und Schweißausbrüchen. Zwischendurch nickte ich immer wieder ein. Selten hatte ich mich so dreckig gefühlt wie an diesem Abend. Und nie wieder habe ich so lange am Stück auf einer Toilette verbracht.
Irgendwann konnte ich wieder laufen. Das Clubhaus hatte sich schon ziemlich geleert, von Andi keine Spur.
Am nächsten Tag hatte ich einen Kater. Und einen Vogel habe ich bestimmt auch, denken Sie jetzt sicher. Vielleicht. Immerhin hatte ich schon sehr früh einen.
In vino veritas – wirklich?
An welchen Trinktipps ist was dran? Dr. Rolf-Dieter Hesch, Endrokrinologe und Arzt für innere Medizin, klärt auf.
Es ist ratsam, vor einem Trinkgelage Fett zu essen. Eine gut durchblutete Magen- und Darmschleimhaut in einem leeren Magen führt zu schneller Alkoholresorption. Wenn sie durch wasserabweisende Substanzen wie Fett und Öl bedeckt ist, wird die Resorption verlangsamt, und der Alkoholspiegel steigt langsamer an. Ob eine große Portion Nudeln genauso hilft, ist wissenschaftlich hingegen nicht belegt.
Warme Getränke machen schneller betrunken als kalte, weil sie die Magendurchblutung und damit die Alkoholaufnahme ins Blut befördern.
Ob kohlensäure- oder zuckerhaltige Getränke schneller betrunken machen als normale, ist nicht erwiesen.
Alkohol entzieht dem Körper Wasser, daher hilft es, zwischendurch immer wieder etwas Nichtalkoholisches zu trinken. Damit vermindert man auch den Kater am nächsten Tag.
Wein auf Bier, das rat ich dir. Oder: Bier auf Wein, das lass sein – beide Sprüche sind wissenschaftlich nicht belegt.
Es ist ebenso nicht erwiesen, ob es Alkoholika gibt, die weniger «schädeln» als andere. Aber: In billigen Alkoholika, also dem berüchtigten «Fusel», sind kleine Mengen Methanol enthalten, das, genau wie sein Abbauprodukt Formaldehyd, giftig ist und erhebliche Beschwerden verursacht. Deswegen sollte man möglichst sauberen Alkohol trinken, zum Beispiel Wodka.
Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Durcheinandertrinken nachteilig ist.
Es hilft nicht, am Nachmittag schon geringe Mengen Alkohol zu trinken, um nicht so schnell betrunken zu werden.
Ein Aspirin vor dem Schlafengehen vermindert den Kater. Ob das auch für Magnesium gilt, ist nicht erwiesen, es gibt keine Belege.
Ob das «Konterbier» am nächsten Tag gegen Kater hilft, ist nicht belegt.
Rollmops sowie alle salzigen Speisen und Getränke führen dazu, dass man mehr Wasser trinkt – was bei Kater hilft.
FREDERIK JÖTTEN
«Wir haben Hoden!»
Männer, die breitbeinig sitzen, werden öffentlich angefeindet oder mit Verachtung gestraft. Dabei engagieren sie sich damit für den Fortbestand unserer Gesellschaft.
Ich saß in der U-Bahn und dachte an nichts Böses, als ich die Frau fluchen hörte. Sie war um die 50 und hatte
Weitere Kostenlose Bücher