Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)
Halsregion, insbesondere des Waldeyer’schen Rachenrings, der im Übergang von Nase und Mund zum Rachen liegt, und vor Infektionen schützt. Da der Schal meist auch den oberen Brustbereich mit einschließt, ist er für den Schutz und das Warmhalten diese Region gut geeignet. Eine physische Gewöhnung oder gar «Abhängigkeit» vom Schal ist mir weder bekannt noch ernsthaft vorstellbar. Es wird ja tatsächlich kühler um den Hals, wenn man den Schal ablegt. Aber selbst wenn man sich abhängig von einem Schal fühlen sollte – die Nebenwirkungen eines Schals wären nicht wirklich bedenklich. Er kann ja sogar schick sein.
Der Schal hilft natürlich nicht gegen die anderen Effekte der Kälte. Im Winter ist die Luft trockener – kalte Luft kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen. Wird sie in Räumen zusätzlich mit der Heizung aufgewärmt, trocknet sie die Nasenschleimhaut noch weiter aus. Dadurch wird diese noch anfälliger für Infekte. Einige Viren bleiben in der Kälte länger aktiv.
Außerdem sind wir im Winter weniger draußen, und eine höhere Konzentration von infizierten Menschen auf engem Raum bedeutet eine höhere Infektionswahrscheinlichkeit.
JENS LUBBADEH
Kaffee krass
Jahrelang habe ich literweise Espresso in mich reingeschüttet. Zeit für einen Entzug.
Schweden, 1992 : Im Zelt waren es minus 15 Grad, mindestens. Das Blöde: Während Tobi in einem Spezial-Carbonfaser-Nano-Goretex-Reinhold-Messner-Everest-Schlafsack steckte, war meiner nur das Fünfzig-Mark-Modell von Karstadt. Wie irre war ich eigentlich, Campingurlaub in Schweden zu machen …, mitten im Winter?!
Während ich seufzte und beobachtete, wie mein Atem zu kleinen Kristallen gefror, fiel mir ein, dass ich das Kaffeepulver vergessen hatte. Ich traute mich aber nicht, aufzustehen. Schon unter normalen Bedingungen war ein Morgen ohne Kaffee für mich eine Tortur. Aber hier im arktischen Schweden entschied sein Konsum schlicht über Leben und Tod.
Ich konnte Tobi davon überzeugen, dass wir sofort in den Supermarkt fahren mussten. Zum Glück fanden wir einen in nur 20 Kilometer Entfernung. Noch im Auto riss ich die Packung auf und schüttete mir das Nescafé-Granulat in den Mund. Tobi sah mich mit offenem Mund an. Es schmeckte widerlich, aber ich kaute zufrieden auf den gefriergetrockneten Kaffeekrümeln herum. Da wusste ich, dass ich süchtig war. Kaffeesüchtig.
Schweden ist lange her. Mittlerweile ist aus mir ein Edeljunkie geworden: Morgens führt mich mein Gang zu meiner Kaffeemahlmaschine, in der die äthiopischen Espresso-Bohnen – 100 Prozent Arabica, bio, fairtrade – langsam zermalmt werden. Macht einen Höllenlärm, aber wenn meine Nachbarn Balkan-Disko hören, ist das auch nicht schön.
Eigentlich ist Espresso ja etwas, das man aus kleinen Tässchen genießt. Solche homöopathischen Dosen bringen mich aber schon längst nicht mehr weiter. Ich braue morgens einen halben Liter, was etwa 20 regulären Espressi entspricht. Damit ich nicht ständig nachschütten muss, benutze ich seit Jahren nur noch große, bauchige Tassen. Dann noch Milch und Zucker rein, fertig ist der Koffein-Fix. Wenn ich früh aufstehen muss, mach ich mir gerne noch eine zweite «Tasse». Und bei der Arbeit trinke ich noch mal zwei.
Ich habe diesen exzessiven Konsum jahrelang mit niedrigem Blutdruck gerechtfertigt. Tatsächlich hatte ich morgens mal Schwindelanfälle beim Aufstehen. Aber das war Ende der Achtziger. Mein Blutdruck ist seit Jahren im Normbereich. Ja, Espresso sei Dank, sagt meine innere Stimme dann immer, wenn der Arzt die Blutdruck-Manschette zufrieden von meinem Arm löst. Aber was soll meine innere Stimme auch anderes sagen? Etwa, dass ich ein verdammter Koffeinjunkie bin?
Ein Tag ohne Kaffee fühlt sich für mich so an wie ein Tag ohne Zähneputzen oder ohne frische Unterhose. (Tatsächlich gab es auch schon Tage, wo mir alle drei Dinge fehlten.) Fast noch schlimmer sind Tage, die mit miesem Kaffee beginnen. Das passiert entweder im Urlaub oder in der deutschen Provinz, die bewaffnet mit Filterpapier und Kaffeesahnedöschen das Eduscho-Deutschland der 50 er Jahre bis zum letzten Tropfen verteidigt. Das ist übrigens der Hauptgrund, warum ich Hotels nicht mag. Weil sie zu geizig sind, ihren Gästen morgens einen anständigen Kaffee zu servieren.
So kann es nicht weitergehen. Rund zwei Gramm reines Koffein konsumiere ich pro Tag. Schon ab einem Gramm haben manche Menschen Vergiftungserscheinungen (siehe Infoteil). Ist mein Kaffeekonsum etwa
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