Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
knappen Sätzen und sie versprach, Ms.
Bingham sofort Bescheid zu geben. Danach setzte ich mich mit mulmigem Gefühl zu
den beiden Polizisten. Heute hatte ich keinen Anwalt an der Seite, der helfend
eingreifen konnte.
»Ich nehme an, Mr. Stone hat Ihnen gestern schon vom neusten Stand
unserer Ermittlungen berichtet?«, begann Santoro.
Ich schüttelte den Kopf und sah ihn fragend an. »Nein, wir hatten noch
keine Zeit, uns darüber zu unterhalten.« Insgeheim wunderte ich mich, was
Daniel mir verheimlichte, denn er hatte behauptet, es gäbe keine neuen
Erkenntnisse.
»Gut, wenn Sie möchten, gebe ich Ihnen ein kurzes Update, während wir
hier warten?« Er sah mich fragend an, doch in seinen Augen glitzerte es kalt.
Er schien sich darauf zu freuen, mir diese Neuigkeiten zu verraten.
»Die Ergebnisse der Spurensicherung lassen immer ein paar Tage auf sich
warten, daher haben wir uns bislang vor allem mit den Lebensgewohnheiten und
möglichen Konflikten im Beruf und Privatleben des Opfers beschäftigt. Als wir die
Fälle durchgegangen sind, an denen Wallenstein in seiner Detektei gearbeitet
hat, sind wir auf einen interessanten Zusammenhang gestoßen.«
Er sah mich erwartungsvoll an. Was wollte er von mir?
»Miss Walles, haben Sie je vom Fall Jeanne Williamson gehört?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, noch nie. Ich bin neu in Boston und
kenne mich auch nicht besonders gut aus. Die letzten Jahre habe ich im Ausland
gelebt, da bekommt man nicht viel mit von dem, was hierzulande vor sich geht, außer
den Wahlen natürlich.«
Der Kommissar seufzte. »Jeanne Williamson ist die Tochter eines
bekannten Kinderarztes hier in Boston. Und sie ist seit letztem Sommer spurlos
verschwunden. Alle Hinweise auf ihren Verbleib deuten auf Mr. Stone, doch der
schweigt beharrlich.«
Santoro bedachte mich mit kritischem Blick, fuhr dann ungerührt fort. »Wallenstein
wurde von der Familie Williamson damit beauftragt, private Nachforschungen über
den Verbleib ihrer Tochter durchzuführen. Laut seiner Unterlagen richtete sich
sein Verdacht einzig gegen Mr. Stone, genau wie es meine Recherchen ebenfalls
ergeben haben. Aber anders als die polizeilichen Ermittlungen, die seit vielen
Monaten auf der Stelle treten, hatte der Detektiv offenbar konkrete Beweise
gegen Mr. Stone. Die wurden ihm am letzten Wochenende von einem Informanten in
Las Vegas übergeben. Wallenstein ist am Sonntagabend zurückgeflogen und dann
direkt hier ins Hotel gefahren. Und ein paar Stunden später war er tot.«
In diesem Augenblick trat Smith zu uns. »Entschuldigen Sie die Störung.
Miss Walles, ich soll Sie an Ihren Termin erinnern. Können Sie mir bitte
folgen, ich bringe Sie jetzt dorthin.«
Offenbar hatte Daniel ihn geschickt, um mich von Santoro loszueisen. Ich
stand auf, der Kommissar machte keine Anstalten, mich zurückzuhalten. Er hatte
gesagt, was er mir sagen wollte.
Mein Gehirn weigerte sich, die neuen Informationen zu verarbeiten. Falls
es mir jemals gelingen sollte, all die Bruchstücke zu einem sinnvollen Ganzen
zusammenzusetzen, konnte ich wahrscheinlich selbst als Kriminologin arbeiten.
Aber bis dahin überließ ich es lieber anderen, dieses Rätsel zu lösen. Ich
wusste nur, dass ich Daniel vertraute und dass es eine andere Erklärung für den
Mord, Garrys Flucht und die Anrufe geben musste.
Trotzdem war diese Unterhaltung nicht gänzlich sinnlos gewesen. Wenigstens
wusste ich jetzt, woher Daniel den Kommissar kannte und wieso die Männer sich
nicht leiden konnten.
Mrs. Phyllis begrüßte mich höflich und wies mir sofort einen Platz in
dem kleinen Nebenraum zu, wo ich schon einmal gearbeitet hatte. »Mr. Stone
befindet sich im Moment in einer Besprechung, aber er hat darum gebeten, dass
Sie an der Übersetzung des Antwortschreibens arbeiten.«
Sie legte mir einen zweiseitigen Ausdruck in deutscher Sprache vor. Ich
überflog die Zeilen, es handelte sich wiederum um lauter technische
Einzelheiten, von denen ich keine Ahnung hatte. Außerdem enthielt es eine
Einladung zur Vorstellung des Systems in Deutschland.
»Möchten Sie eine Tasse Kaffee, während Sie hier sitzen? Sie sehen müde
aus.« Ich nickte dankbar und stürzte mich in die Arbeit.
Als ich nach einer Stunde endlich fertig war, war von Daniel immer noch
nichts zu sehen. »Mrs. Phyllis, ich muss wieder an den Empfang zurück, wir
haben dort viel zu tun. Können Sie Mr. Stone ausrichten, dass er mich dort
anrufen soll, falls er noch Fragen hat?«
»Miss Walles, ich weiß
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