Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
Gepäckträgern auf die
Zimmer zu folgen. Die einzelne Dame ließ ich warten, bis alle verschwunden
waren. Dann übergab ich ihr die Schlüsselkarte für das Zimmer 2316. Ich lächelte
ihr professionell entgegen und wünschte einen erholsamen Aufenthalt.
»Juliet, setzen Sie sich.« Meine Chefin klang müde und erschöpft, so
kannte ich sie sonst gar nicht. Ich blickte ihr gespannt entgegen.
»Ich weiß, dass Sie Mr. Stone über die Ermittlungen auf dem Laufenden
halten sollen, darum spreche ich mit Ihnen. Aber bitte behalten Sie das Gesagte
für sich und verbreiten Sie das nicht im ganzen Hotel, die Sache könnte sonst
ziemlich unangenehm werden.«
Ich nickte und beugte mich gespannt nach vorn. »Wie Sie wissen, haben
die Aufzeichnungen der Türöffnungen nichts ergeben, aber theoretisch gibt es
noch eine andere Möglichkeit, in das Zimmer zu gelangen. Wenn das Zimmermädchen
die Tür einen spaltbreit offen lässt, kann jeder die Tür problemlos ohne Schlüssel
öffnen und es gäbe keinen Eintrag in den Speicher des Türschlosses. Ich hatte
seit langer Zeit den Verdacht, dass Pathee ein kleines Nebengeschäft damit
betreibt, aber leider nie Beweise.«
Sie machte eine kurze Pause, dann setzte sie ihren Bericht fort: »Ich
hoffe für Pathee, dass er mit dieser Sache nichts zu tun hat, aber wir müssen
unbedingt mit ihm sprechen. Er muss sowohl Wallenstein als auch den Mörder
gesehen haben. Und der Mörder könnte ohne Weiteres auf die Idee kommen, Pathee
sei ein überflüssiger Zeuge.«
Meine Schicht war endlich zu Ende, aber Daniel hatte sich noch immer
nicht bei mir gemeldet. Um Punkt drei erschien Smith am Empfang. »Miss Walles,
ich soll Sie nach Hause fahren«, war alles, was er sagte. Woher wusste Daniel,
dass Mr. Burton nicht auftauchen würde? Ich hatte meinem Leibwächter in der
Mittagspause angerufen und ihm mitgeteilt, dass ich allein zurückkommen würde.
Im Wagen übergab mir Smith eine Schlüsselkarte. »Die ist für Mr. Stones
Wohnung. Sie sollen ihn anrufen, wenn Sie angekommen sind, er wird Ihnen den
Code geben.«
Ich drehte die schwarze, glatte Karte gedankenversunken zwischen den
Fingern. Wie schnell sich die Ereignisse doch überschlugen. Vor zwei Tagen noch
hatte ich in Todesangst vor Daniel gekniet, und nun hielt ich den Schlüssel zu
seinem Appartment in den Händen. Es war nur meiner alles erdrückenden Müdigkeit
zu verdanken, dass ich in diesem Moment nicht die Fassung verlor.
In Daniels Wohnung angekommen, duschte ich kurz und begab ich mich dann
schnurstracks ins Bett. Mein letzter Gedanke erinnerte mich an die schönen
Stunden, die Daniel und ich hier letzte Nacht verlebt hatten, dann fiel ich
auch schon in einen tiefen Schlaf.
Ich schreckte kurz hoch, als ich Daniels warmen Körper spürte. »Schlaf
weiter, Baby. Ich bin bei dir«, flüsterte er mir zu und zog mich an sich.
Eine kräftige Ohrfeige ließ mich mit einem Schlag erwachen. Ich drehte
mich im Bett ohne aufzublicken, nur darum bemüht, einem weiteren Hieb zu
entgehen. Dann erst richtete ich mich benommen auf und sah mich um.
Es war dunkel im Schlafzimmer, neben mir wälzte sich Daniel stöhnend im
Bett. Hatte er mich eben geschlagen?
Ich stand auf und beobachtete ihn aus sicherer Entfernung. Schon in
unserer letzten gemeinsamen Nacht war er von Albträumen geplagt, hatte sogar im
Schlaf gesprochen. Etwas schien ihn zu quälen, doch ich wusste viel zu wenig über
ihn, um das zu verstehen.
Meine Wange brannte von dem Schlag und ich spürte, dass mein Auge wieder
anschwoll. Eigentlich sollte ich ins Bad gehen und mein Gesicht begutachten,
doch ich konnte meinen Blick nicht von Daniel abwenden.
Wieder bewegte er seine Arme, schien eine unbekannte Gefahr abwehren zu
wollen. Dann stieß er wild mit den Beinen um sich. Plötzlich war ich froh, so
schnell aus dem Bett geflohen zu sein, er hätte mich ungewollt weitaus mehr
verletzen können. Ich trat ein paar Schritte von seinem Bett zurück und suchte
im Dunkeln nach dem Lichtschalter.
»Nein! Lass mich los! ... Lass sie gehen!« Daniel schrie beinahe.
Ich war einerseits fasziniert von seinen Träumen, doch mir war bewusst,
wie sehr er darunter leiden musste.
»Geh weg, ... nicht helfen. ... nicht dahin, hinunter!« Seine Worte
ergaben für mich keinen Sinn, aber als ich sah, dass er immer erregter wurde,
seine Bewegungen immer heftiger, schaltete ich das Licht ein.
»Daniel, wach auf!«, rief ich aus sicherer Entfernung.
Doch noch immer schien er
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