Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
meinem jetzigen.«
Überrascht erkundigte ich mich bei ihr: »Stimmt etwas nicht damit?«
Die alte Dame schien mit sich zu ringen, doch schließlich sagte sie: »Bitte
lachen Sie mich nicht aus, aber in meinem Zimmer spukt es. Die halbe Nacht habe
ich wach gelegen, weil so seltsame Geräusche aus der Decke kamen.«
»Haben Sie die Nachtschicht verständigt? Hat jemand nachgeschaut?« Ich
war plötzlich aufgeregt, fühlte mich auch mitschuldig an der offensichtlichen Verängstigung
der alten Dame.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, vielleicht habe ich mir das alles auch
nur eingebildet. Aber wenn Sie mich umziehen ließen, wäre ich Ihnen sehr
verbunden.«
Ich bemühte mich, mein professionelles Lächeln beizubehalten, während
ich ihr eine leerstehende Suite buchte. Ihre Erleichterung ließ mich noch
schlechter fühlen und als sie mir ein horrendes Trinkgeld zustecken wollte,
lehnte ich ab. »Nein danke, dass ist wirklich nicht nötig. Ich möchte mich für
Ihre Unannehmlichkeiten letzte Nacht entschuldigen.«
Die Polizei kam am frühen Nachmittag, um die notwendigen Untersuchungen
durchzuführen. Kommissar Santoro war heute nicht anwesend, schickte nur seinen
sommersprossigen Stellvertreter. Ich erfuhr, dass der junge Mann Taylor hieß,
aber er war so schweigsam und abweisend, dass ich nicht einmal herausfinden
konnte, ob es sich dabei um seinen Vor- oder Nachnamen handelte.
»Was suchen Sie eigentlich in diesem Zimmer?«, wollte Ms. Bingham von
den Technikern wissen, als diese damit begannen, die Zwischendecke
aufzuschrauben.
»Ma’am, wir sind nicht befugt, über den Stand oder die Methoden unserer
Ermittlungen Auskunft zu geben«, erklärte Taylor uns mit ernster Miene.
»Ich frage ja nur nach, weil wir dieses Zimmer am Sonntag für neue Gäste
benötigen. Ich hoffe, bis dahin haben Sie gefunden, was Sie suchen und alles
ist wieder in dem Zustand, in dem sie es vorgefunden haben?« Ms. Bingham
verfolgte mit kritischem Blick, wie die Techniker einen Teil der Verkleidung
abrissen und zu Boden fallen ließen.
Ich zog meine Chefin zur Seite. »Ich habe mit der Dame gesprochen, die
hier übernachtet hat. Sie hat behauptet, sie hätte in der Nacht laute Geräusche
aus der Decke kommen gehört.«
Ms. Bingham betrachtete mich argwöhnisch. »Ist das eine
Geistergeschichte? Falls ja, bitte verkneifen Sie sich das in Zukunft, Juliet.
Ich finde das überhaupt nicht komisch.«
Doch ich schüttelte energisch den Kopf. »Nein, ist es nicht. Und
vielleicht finden die Polizisten ja heraus, was in der Decke verborgen ist?«
Etwas fiel mit einem lautem Knall zu Boden. »Hey, könnt ihr nicht
aufpassen? Wenn irgendetwas zu Bruch geht, schicke ich die Rechnung direkt an
Santoro!« Ms. Bingham konnte sich auch jetzt Gehör verschaffen und Taylor wies
die Techniker erschrocken an, eine Pause zu machen.
Wir alle betrachten neugierig die Trümmer, die von der Decke übrig waren.
Aber bis auf ein paar Gipsplatten und jeder Menge Staub und Glassplittern fanden
wir nichts Interessantes.
Einer der Techniker machte sich daran, das Bett zur Seite zu schieben, denn
ein Teil der Zwischendecke war seitlich darunter gerutscht. Taylor hielt uns
davon ab, näher zu kommen. Er bückte sich nach etwas, hob dann einen winzigen
schwarzen Gegenstand auf. Doch nachdem er ihn einen Moment lang kritisch
betrachtet hatte, warf er ihn achtlos auf den Trümmerhaufen.
»Was war das?«, wollte Ms. Bingham wissen.
Taylor schien sich unserer Anwesenheit erst jetzt wieder bewusst zu
werden. »Sie haben genug gesehen. Wir setzen unsere Untersuchung allein fort
und sagen Ihnen Bescheid, falls wir Sie noch einmal brauchen. Bitte gehen Sie
jetzt!« Seine Stimme klang schon fast panisch, ich konnte mir gut vorstellen,
wie Kommissar Santoro ihn zur Schnecke machte, wenn er erfuhr, dass wir uns
während der polizeilichen Untersuchungen am Tatort aufgehalten hatten.
Als wir den Trümmerhaufen passierten, um das Zimmer zu verlassen, warf
Ms. Bingham einen neugierigen Blick darauf. Fraglos suchte sie nach dem
Gegenstand, den Taylor dort hingeworfen hatte und fand ihn schließlich
tatsächlich. »Das ist ein Knopf. Juliet, bitte nehmen Sie den mit, vielleicht gehört
er der Frau, die hier letzte Nacht gewohnt hat.«
Ich blickte fragend zu Taylor. Der nickte ungeduldig. »Nun machen Sie
schon. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
Ich steckte den schwarzen Knopf in meine Uniformtasche und nahm mir vor,
ihn morgen der Dame zu präsentieren, die hier
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