Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
seit der
Schulzeit bei mir zu Hause ein- und ausgegangen, meine Mutter mochte ihn sehr
und war deshalb auch umso betroffener über sein ungewisses Schicksal. Sie
versprach, alles zu versuchen, um mit Hilfe ihrer Kontakte mehr Licht in die
Angelegenheit zu bringen.
Um kurz nach Mitternacht gingen wir schließlich schlafen und als meine
Mutter mich noch einmal in den Arm nahm, flüsterte sie mir ins Ohr: »Mein Kind,
ich weiß nicht, was in dir vorgeht, aber wenn du Hilfe brauchst, ich bin immer
für dich da.«
Ich drehte mich schnell weg, damit sie meine Tränen nicht sah. Ihre Anteilnahme
war einfach zuviel für meine strapazierten Nerven.
Mitten in der Nacht kehrte mein Vater von seinem Treffen zurück. Er
klopfte laut an meine Wohnungstür, wirkte angetrunken, als ich ihm öffnete. »Juliet,
du bist ja noch wach? Geh schnell schlafen, meine Süße, dort draußen lauert der
böse Wolf.«
Oh je, er hatte wirklich getrunken. Meine Mutter erschien ebenfalls. »Richard,
nun komm endlich schlafen und lass das Mädchen in Ruhe. Du sollst ihr doch
keine Angst einjagen!«
Aber mein Vater lachte dröhnend. »Ich habe Stone gerade im Fahrstuhl
getroffen! Der war ganz seltsam drauf, wollte sich sogar mit mir versöhnen. Mit
mir!« Wieder lachte er schallend.
Ich drehte mich zu meiner Mutter um, die entschlossen in den Flur trat. »Richard,
das hast du bestimmt missverstanden. In deinem Zustand ist das auch kein
Wunder. Komm jetzt schlafen!« Und zu mir gewandt sagte sie: »Können wir morgen etwas
länger schlafen oder hast du etwas vor?«
Ich schüttelte den Kopf, noch immer verwirrt von den Worten meines
Vaters. Wollte Daniel sich mir zuliebe mit meinem Vater versöhnen?
Zurück in meinem Zimmer rief ich eilig in seiner Wohnung an. Er meldete
sich schon nach dem ersten Klingeln. Also war er wirklich noch wach.
»Daniel, hast du gerade mit meinem Vater gesprochen?«
»Was ist los, Baby? Du hörst dich irgendwie aggressiv an. Stimmt was
nicht?«
»Du hattest versprochen, meine Eltern in Ruhe zu lassen. Wie kommst du
dazu, meinem Vater im Fahrstuhl aufzulauern?« Ich war tatsächlich wütend auf
ihn. Auch wenn er es gut gemeint hatte. Fröstelnd setzte ich mich auf mein Bett
und zog die Decke über die Schultern.
»Ich weiß gar nicht, wieso du dich so aufregst. Wir haben uns zufällig
getroffen. Und ich will diesen elendigen Streit schon lange beilegen, da schien
es eine gute Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Nur leider war er gar nicht
begeistert von meinem Vorschlag.«
»Was genau hast du ihm denn vorgeschlagen?«, fragte ich misstrauisch.
Bei Daniel musste man mit allem rechnen.
Doch er wiegelte ab. »Das ist rein geschäftlich und hat nichts mit uns
zu tun. Du musst mir glauben, ich halte mich an mein Versprechen. Von mir
erfahren deine Eltern kein Wort.«
Seine Worte ließen mich beruhigt auf mein Kissen sinken. »Es tut mir
leid, dass ich dich verdächtigt habe. Du fehlst mir so sehr, Champ.«
Es war unglaublich, wie schnell ich mich an seine nächtlichen
Umarmungen, seine Küsse und seinen warmen Körper gewöhnt hatte. Wie konnte ich
ihn nach so kurzer Zeit schon so sehr vermissen?
»Ich vermisse dich auch, Baby. Aber es ist besser, wenn du dich heute
nacht ausruhst, dann hast du morgen mehr Kondition für mich.«
Ich lachte leise. »Du bist total egoistisch. Ist dir das schon mal
aufgefallen?«
Seine Antwort verblüffte mich. »Ich wäre nicht da, wo ich jetzt bin,
wenn ich das nicht wäre. Dasselbe solltest du bisweilen auch tun, Baby.
Manchmal ist ein wenig Egoismus gar nicht so verkehrt, es erleichtert das Leben
unheimlich, sich nicht ständig nur um alle anderen zu sorgen.«
»Das werde ich mir merken. Schlaf gut, Champ«, sagte ich und legte auf.
Sonntag, 27. Mai 2012
Heute hatte ich für meine Eltern ein kleines Sightseeingprogramm
zusammengestellt, um die Küste New Englands zu erkunden. Mr. Burton fuhr uns
mit dem SUV durch die reizvollen Landschaften Maines und immer wieder hielten
wir an, um die wunderbare Aussicht auf das Meer zu genießen.
»Richard, wir müssen unbedingt hierher zurückkehren, wenn der Indian
Summer anbricht und sich die Blätter der Bäume verfärben.« Meiner Mutter schien
es als einziger von uns wirklich zu gefallen. Ich dagegen bemühte mich
konzentriert darum, dass wir möglichst wenig Zeit fanden, uns über mein Leben
oder über Daniels Zusammentreffen mit meinem Vater zu unterhalten. Mein Vater
hatte schlechte Laune und bei Mr. Burton wusste ich nie
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