Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
er nicht an sein Telefon. Dann wählte
ich seine Handynummer.
»Babe, ich bin noch unterwegs und komme erst spät zurück. Wenn du willst,
kannst du gern bei mir übernachten, den Schlüssel für meine Wohnung hast du
ja.« Seine Stimme war kaum zu verstehen, er lief irgendwo auf einer belebten Straße
oder saß in einem Restaurant, denn ich konnte reges Stimmgewirr hören.
»Willst du, dass wir wieder getrennt schlafen?«, fragte ich ihn.
»Das wird sich nicht vermeiden lassen, wir haben das doch schon
diskutiert. Aber ich habe dich trotzdem gern in meiner Nähe, also fühl dich
ruhig eingeladen.« Ich hörte kein bisschen Bedauern und seine Worte klangen
fremd und unpersönlich.
»Danke für das Angebot, aber dann schlafe ich doch besser bei mir.
Morgen muss ich wieder früh aufstehen. Gute Nacht, Daniel.«
Im Bett lag ich noch lange wach, lauschte auf Geräusche aus der Wohnung
über mir. Natürlich war nichts Klares auszumachen, aber von Zeit zu Zeit bildete
ich mir ein, Stimmen zu hören, und leises Stöhnen. Hatte Daniel etwa eine
andere Frau bei sich? Eigentlich traute ich ihm das nicht zu, aber ich kannte
ihn auch kaum. Und alle meine Freunde hatten mir vor ihm gewarnt.
Innerlich war ich wütend auf mich selbst. Wie konnte ich schon wieder an
ihm zweifeln? Bisher hatte er alle Gerüchte und Anschuldigungen widerlegen können.
Schuldete ich ihm nicht ein bisschen mehr Vertrauen?
Schließlich versank ich in einen unruhigen Schlaf.
Mitten in der
Nacht klingelte mein Telefon. Ich nahm den Anruf entgegen ohne auf das Display
zu blicken. »Juliet, entschuldige die späte Störung«, erklang Daniels sinnliche
Stimme an meinem Ohr. Warum war er jetzt noch wach?
»Ich habe
gerade einen dringenden geschäftlichen Termin in Deutschland zugesagt, für
morgen Nachmittag. Und ich möchte, dass du mich dorthin begleitest. Es geht um
einen wichtigen Auftrag und ich muss unsere Kunden unbedingt persönlich
treffen. Es wäre gut, wenn du mit mir zusammen daran teilnimmst, um für mich zu
übersetzen. Ist das möglich?«
Ich fuhr
erschrocken aus dem Bett hoch. Er hörte sich so ernst an.
»Das ist
ziemlich kurzfristig, Daniel. Ich bin morgen im Hotel für die Frühschicht
eingeteilt. Es tut mir leid.«
Doch er
wiegelte ab: »Mach dir um deine Arbeit keine Sorgen, ich kläre das mit deiner
Chefin. Unser Flug geht morgen früh um sechs, ich kann dich um fünf Uhr
abholen?«
Ich stöhnte innerlich auf, obwohl mich seine Einladung gleichzeitig in
Aufregung versetzte. Mit Deutschland verbanden mich wundervolle Erinnerungen an
zahllose Sommerferientage bei meinem Großvater auf dem Land. Auf eine passende
Gelegenheit, ihn wiederzusehen, hoffte ich seit vielen Jahren. Aber Daniels
Geschäftstermin war wohl kaum die erhoffte Chance.
»Ich weiß
nicht, ob das eine gute Idee ist. Meine Abteilung ist sowieso schon
unterbesetzt, da kann ich nicht einfach fehlen. Du wirst sicher eine andere Übersetzerin
finden, auch kurzfristig.«
Schließlich
antwortete er zögerlich: »Darum geht es gar nicht. Ich brauche jemanden an
meiner Seite, dem ich vertrauen kann. Eine persönliche Assistentin. Es steht für
mich viel auf dem Spiel, und ich kann mich nicht mit der zweitbesten Lösung
zufrieden geben. Ich muss dich dabeihaben, Juliet. Ich kann einen Ersatz für
dich am Empfang finden, aber deine Teilnahme an diesem Termin ist unabdinglich.«
»Was müsste ich
denn tun?« fragte ich schließlich halbwegs überzeugt und wartete gespannt auf
seine Antwort. Bislang hatte ich lediglich einen kleinen Ausschnitt seiner
täglichen Arbeit mitbekommen, der sich mit dem Ritzman Hotel beschäftigte. Doch
ich wusste natürlich, dass dieses Hotel nur einen winzigen Teil seiner Firma
darstellte, die sich hauptsächlich mit Onlinegeschäften und Computerprogrammen
beschäftigte.
»Wir werden in
Berlin übernachten, aber der Termin, bei dem ich dich dabei haben will, ist in einer
kleineren Stadt nicht weit entfernt. Wir treffen uns dort mit dem Vorstand
eines Autoherstellers. Du erinnerst dich doch an die Korrespondenz, die du für
mich übersetzt hast? Alles Weitere erkläre ich dir lieber persönlich auf dem
Flug.«
Er klang
konzentriert und bemühte sich aus mir unverständlichen Gründen, das Ganze so geschäftlich
wie möglich klingen zu lassen.
Endlich gab ich
mich geschlagen. »Also gut, ich mache es. Muss ich noch etwas vorbereiten?«
Ich konnte hören,
wie er sich entspannte. »Du brauchst nicht viel einzupacken, nur
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