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Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)

Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)

Titel: Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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in seine Brusttasche.
    »Ich nehme an,
du willst gleich vom Flughafen aus zu dieser Bahn?«, vergewisserte er sich und
als ich zustimmend nickte, fuhr er fort: »Vergiss nicht, wir müssen morgen
schon sehr früh los. Du solltest unbedingt vor Mitternacht von deinem Ausflug
zurück sein. Kriegst du das hin?«
    »Ja, auf jeden
Fall«, bestätigte ich seine Zeitplanung.
     
    Die Bahnfahrt durch Berlins Vororte und durch das Umland verlief genau
wie erwartet. Ich hatte am Bahnhof gerade genug Zeit gehabt, einen Blumenstrauß
und eine Schachtel der Lieblingspralinen meines Großvaters zu kaufen, dann fuhr
auch schon der Regionalexpress ein. Pünktlich und effizient. Der Zug war
angefüllt von Schülern, Arbeitern und Großmüttern, alle auf dem Heimweg aus
Berlin in die umliegenden Dörfer und Kleinstädte.
    Das gab mir
Gelegenheit, meine Deutschkenntnisse hervorzukramen, die schon einige Jahre
fast ungenutzt brachlagen. Bis auf die wenigen Anrufe bei meinem Großvater
hatte ich sie kaum je genutzt und jetzt dauerte es eine Weile, bis ich mich wieder
an die harten Laute gewöhnt hatte.
    Ich hatte
meinen Großvater sicherheitshalber schon vom Flughafen aus angerufen, um zu sehen,
ob er überhaupt zu Hause war. Er freute sich sehr auf meinen Besuch und hatte
einen Nachbarn zum Bahnhof geschickt, damit der mich dort abholte und in das
nahe gelegene Dorf brachte.
    Ich fühlte mich erleichtert, eine Weile von Daniel wegzukommen und ein
wenig Zeit zum Nachdenken zu finden. Seine Anwesenheit machte mich hilflos, lähmte
mich und ließ mich den leichtsinnigsten Vorschlägen zustimmen. Seine Launen
waren irritierend, in der einen Minute war er so zärtlich und liebevoll, dann
wieder drehte er völlig durch. Aber egal wie er sich verhielt, er hatte mich in
der Hand, wusste genau, wie er mich manipulieren konnte. Und obwohl ich mir
dessen mittlerweile wohl bewusst war, hatte ich ihm nichts entgegenzusetzen.
Ich schob diese unerfreulichen Gedanken weit von mir und sah aus dem Fenster
auf die idyllische Landschaft, die Wälder und Felder, die vorbeiziehenden
Häuser und die vielen Windräder, die erst in den letzten Jahren aus dem Boden
geschossen waren. Jetzt stand mir ersteinmal ein Besuch bei meinem Großvater,
den ich über alles liebte, bevor.
     
    Unser Wiedersehen war herzlich und mein Großvater hatte ein einfaches
Abendessen vorbereitet. Ich war ein wenig überwältigt von den vielen neuen
Eindrücken und kaute still auf meinem Brot. Seit ich ihn das letzte Mal gesehen
hatte, war der Mann sichtlich gealtert, aber geistig weiterhin hellwach. Er
fragte nach meiner Mutter und meinen Schwestern, erwähnte aber meine Großmutter,
seine geschiedene Ehefrau, mit keinem Wort. Die beiden hatten sich vor vielen
Jahren getrennt als meine Großmutter beschloss, mit ihrer damals erst
vierzehnjährigen Tochter nach Amerika auszuwandern, damit meine Mutter dort als
Tänzerin berühmt werden konnte.
    Der Plan war
aufgegangen und sowohl meine Großmutter als auch meine Mutter hatten sich
zeitlebens bemüht, meinen Großvater nach Amerika zu holen. Doch er war stur
geblieben, hing viel zu sehr an der alten Heimat, seinem Hof und den zahlreichen
Tieren.
    Wir
unterhielten uns in stockendem Deutsch über unsere Familie und über meine Reise
durch Asien. Die Zeit verging viel zu schnell und im Nu war es spät in der
Nacht. »Mein Nachbar wird dich zurück zum Bahnhof bringen. Du must dich
beeilen, sonst verpasst du noch den letzten Zug.« Wir verabschiedeten uns, dann
verließ ich das Haus, winkte meinem Großvater wehmütig ein letztes Mal zu.
    Am völlig
verlassenen Bahnhof angekommen, ließ mich der hilfsbereite Nachbar aus dem
Auto. Er bedauerte, dass er nicht mit mir gemeinsam auf den Zug warten konnte. Doch
ich wehrte lächelnd ab. Die Nacht war sternenklar und die fehlende Beleuchtung erlaubte
einen traumhaften Blick auf den wolkenlosen Himmel. Schon lange hatte ich nicht
mehr so viele Sterne leuchten gesehen. Ich atmete tief die kühle Abendluft ein
und genoss die Stille.
     
    Wieder sah ich
auf meine Uhr. Es war mittlerweile schon kurz vor elf Uhr. Der Zug hätte längst
hier sein sollen. Aber weder eine Durchsage noch eine Mitteilung auf der
elektronischen Anzeigetafel des verwaisten Bahnsteigs erschienen. Und hier war
kein Mensch, den ich fragen konnte.
    Ich hörte das Motorengeräusch eines vorbeifahrenden Autos. Dann wieder
Stille. Keine Information über den verspäteten Zug.
    Mit einem Mal ertönten Stimmen in einiger Entfernung.

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