Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
Kartenfunktion meines I-Pads ergab, dass wir
uns verfahren und ziemlich weit vom richtigen Weg abgekommen waren.
»Lassen Sie uns für heute umkehren, Miss Walles«, schlug mein
Leibwächter vor. »Sonst kommen Sie noch zu spät zu den Proben.« Er schien
erleichtert, als ich zustimmte.
»Mr. Burton, heute morgen habe ich es übrigens völlig ernst gemeint, als
ich Sie gebeten habe, mir eine Pistole zu besorgen. Bitte vergessen Sie das
nicht.«
Dieser wiegelte ab: »Mit einer Waffe allein ist es nicht getan, Sie müssen
auch wissen, wie man sie benutzt. Wenn ich Ihnen eine Handfeuerwaffe besorgen
soll, werden Sie auch lernen müssen, damit zu schießen. Und was noch wichtiger
ist, Sie müssen bereit sein, das im Notfall auch zu tun. Sonst nützt Ihnen eine
Waffe nämlich gar nichts, im Gegenteil.«
Ich nickte nachdenklich. Keine Ahnung, wie ich in Extremsituationen
reagierte, aber mein Einsatz des Elektroschockers im Fahrstuhl war vielversprechend.
Obwohl es eigentlich ein Unfall war, bereute ich es im Nachhinein kein Stück,
Daniel Stone damit niedergestreckt zu haben. Das Schießen würde kein Problem
sein, wenn ich mir dabei das Gesicht meines Nachbars als Zielscheibe
vorstellte.
»Sobald Sie die Waffe besorgt haben, fahren wir zusammen zum
Schießtraining, ja?« Ich war bemüht, entschlossen zu klingen.
Mein Bodyguard nickte nur.
Die Zeit vor der Aufführung war hektisch wie immer, doch die extreme
Anspannung, die vor der Premiere geherrscht hatte, war nun verschwunden.
Stattdessen begann sich so etwas wie der Alltag auszubreiten. Ich wärmte mich
auf und machte mich an die Dehnübungen. Hierbei merkte ich am deutlichsten, wie
nachlässig ich in den vergangenen Tagen trainiert hatte, alle Sehnen und Bänder
schmerzten. Ich sah mich nach Garry um, aber der blieb auch heute verschwunden.
Rob Robson trat auf mich zu. »Kann ich Sie kurz unter vier Augen
sprechen, Miss Walles? Es geht um Ihren Vertrag.«
Ich folgte dem Regisseur in sein provisorisches Büro und setzte mich auf
die Holzbank vor seinem Schreibtisch. Die Möbel in diesem Raum waren alle aus
verschiedenen Produktionen übrig geblieben, kein Teil passte zum anderen. Aber
es gab dem Zimmer einen ganz besonderen Charme und man sagte, dass die
Entscheidungen, die hier gefällt wurden, mindestens ebenso ungewöhnlich und
einmalig waren, wie die Einrichtungsgegenstände.
Ich wartete gespannt und ein wenig besorgt auf das, was Rob Robson mir mitteilen
wollte.
»Miss Walles, ich habe Ihren bemerkenswerten Lebenslauf studiert. Sie
sind in Ihrem zarten Alter schon weit herumgekommen.« Er musterte mich
eindringlich. »Und Sie haben sich ausgerechnet für unsere Zubeida entschieden.
Warum?«
Nun verstand ich gar nichts mehr. Worauf wollte er hinaus? Dass ich
nicht zu dieser Tanzkompanie passte? »Ich habe nach einer Möglichkeit gesucht,
wieder in meiner Heimat Fuß zu fassen. Da erschien mir das eine gute Chance.«
Ich machte eine kurze Pause. »Außerdem war meine Entscheidung, zurückzukehren,
etwas überstürzt«, fügte ich dann zögernd hinzu.
Rob Robson schien mit meiner Antwort zufrieden zu sein, fragte aber
trotzdem nach: »Hatte es einen bestimmten Grund, dass Sie gerade die Rolle
gewählt haben, die Sie jetzt spielen? Ich wundere mich nur, dass Sie mit Ihrem
Talent keine Solorolle übernommen haben.«
Ich lächelte, als mir klar wurde, worauf er hinaus wollte. »Ich habe
bewusst eine kleinere Rolle gewählt, weil ich keine halben Sachen mag. Ich hätte
nicht genug Zeit gehabt, um mich ausreichend auf eine Solorolle vorzubereiten, da
mache ich lieber eine kleine Aufgabe richtig gut, als bei einem großen Auftritt
zu versagen.«
»Wir haben heute erfahren, dass die Zweitbesetzung unserer weiblichen Hauptrolle
Zubeida nicht mehr zur Verfügung steht. Tasha ist noch immer verletzt und wird
nicht in der Lage sein, in diesem Stück mitzuspielen. Wir benötigen dringend
eine neue Zweitbesetzung, damit wir nicht in Bedrängnis kommen, falls Katie
ausfällt oder zwischendurch auf die Tournee und Promotionstour geht. Viel Zeit
kann ich Ihnen leider auch nicht einräumen, vier Wochen sind das Maximum, denn
danach wird die Tournee beginnen.«
Ich sah ihn verwundert an. »Sie wollen mich als Zweitbesetzung?«
»Ja, wenn es Sie nicht in Ihrer Künstlerehre verletzt, möchte ich Sie
gern als die neue Zweitbesetzung etablieren. Mit Erik als Partner. Eventuell
werden Sie die Erstbesetzung sein, wenn wir die Gruppe aufteilen. Sie sind doch
auch mit
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