Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
in
unserer Lobby herumwuselten und auf der Suche nach den Tagungsräumen durch das
Hotel irrten, lenkten mich wenigstens von meinem letzten Gespräch mit Daniel
Stone ab. Trotzdem hielt ich insgeheim Ausschau nach ihm, erwartete, dass er
jeden Moment am Empfang auftauchen könnte.
Sylvia stieß mich
warnend an, damit ich meine Arbeit nicht vergaß. »Juliet, hör endlich auf
damit. Die Bingham hat dich schon seit gestern auf dem Kieker. Wenn du jetzt
Mist baust, schmeißt sie dich gleich wieder raus.«
Ich versuchte,
für den Rest meiner Schicht nicht mehr an meinen sonderbaren Nachbarn zu denken.
Kurz vor der
Mittagspause trat dann die schwarzhaarige Schönheit an den Tresen, mit der ich ihn
gestern Abend im Theater gesehen hatte. Die außergewöhnlich hübsche junge Asiatin
in einen schicken Businesskostüm war zierlich, perfekt geschminkt und hatte
lange glänzende Haare. Ihr Kostümrock war eine Idee zu kurz.
Das Telefon vor
mir begann zu klingeln. Eifrig nahm ich den Anruf entgegen, eine
Zimmerreservation für einen extravaganten Gast. Die unbekannte Frau schaute angespannt
auf ihre teure Armbanduhr. Ich versuchte, den Anruf an Stephanie in der
Reservierung durchzustellen, doch die Leitung war besetzt. Entschuldigend
blickte ich in Richtung der Frau und nahm den Anruf selbst entgegen. Erst als
der Anrufer eine kurze Pause machte, um nach Flugdaten zu suchen, konnte ich
meine Aufmerksamkeit kurz auf sie richten.
»Was kann ich
für Sie tun?«, fragte ich höflich, noch immer das Telefon ans Ohr haltend.
»Sind Sie Miss
Walles?«, fragte sie mich und als ich nickte, hielt sie mir einen dicken
Umschlag ohne Absender hin. Ich nahm ihn verdattert entgegen und bedankte mich
bei ihr mit einem Lächeln. Die Frau bedachte mich mit einem kühlen,
herablassenden Blick, drehte sich um und verschwand.
Der Umschlag enthielt
offensichtlich nicht nur den abgeänderten Vertrag. Wer war diese Frau? Und
wusste sie, was sie mir gerade übergeben hatte?
Ich konnte die
Zeit bis zur Mittagspause gar nicht abwarten. Als ich endlich in den Pausenraum
kam, zog ich mir sofort einen Stuhl in die Ecke und öffnete den Umschlag.
Mit fielen ein
kopiertes Flugticket, eine originale Bordkarte, ausgedruckte Fotos und noch
weitere Papiere in die Hände, außerdem steckte eine Version unseres Vertrags in
dem Umschlag.
Atemlos
studierte ich die Unterlagen. Das Flugticket war auf den Namen Garrett Fisher
ausgestellt, gültig für einen Flug am 14. Mai 2012 von Boston nach Bangkok über
San Francisco. Die Bordkarte zeigte ebenfalls seinen Namen und war eingelöst
auf den Flug von Boston nach San Francisco am selben Tag.
Ich betrachtete
die vier ausgedruckten Fotos, alle von verschiedenen Kameras aufgenommen. Am
unteren Ende der beiden ersten Fotos standen Datum und Uhrzeit, wiederum der
Morgen des 14. Mai. Zu sehen war eindeutig Garry - einmal am Flugschalter beim
Einchecken seines Gepäcks und ein anderes Mal irgendwo auf dem Bostoner
Flughafen. Die Anzeigetafel im Bildhintergrund ließ daran keinen Zweifel. Die
anderen beiden Fotos zeigten ihn offenbar bei seiner Ankunft in Bangkok. Ich
erkannte das moderne Design des Suvarnabhumi Airports sofort, unzählige Male
war ich dort selbst gelandet. Eines der Fotos zeigte ihn bei der
Einreisebehörde, das andere Foto war ein Abdruck seines Reisepasses mit einem
thailändischen Stempel datiert auf den 15. Mai. Das war gestern.
Langsam ließ
ich die Papiere sinken. Es gab noch weitere Schriftstücke – Bordmanifeste der
Fluglinien und eine schriftlich beglaubigte Kopie des Visaantrags. Ich hatte
plötzlich kein Interesse mehr daran, diese genauer zu studieren. Konnte es
sein, dass mein bester Freund tatsächlich mit dem von mir geborgten Geld in den
Urlaub flog? Oder hatte er einen anderen Grund, ausgerechnet nach Bangkok zu reisen?
Wieso hatte er nichts davon gesagt?
Oder waren
diese Dokumente am Ende alle gefälscht? Dann hatte sich jemand sehr viel Mühe gemacht,
um mich von Garrys Flug nach Thailand zu überzeugen. War es Daniel zuzutrauen,
dass er solchen Aufwand betrieb, nur um mich ins Bett zu bekommen?
Hastig zog ich
den Vertrag aus dem Umschlag und überflog ihn ein weiteres Mal um
sicherzugehen, dass er nichts ohne mein Wissen abgeändert oder hinzugefügt
hatte. Gut, er hatte seinen Namen nicht ,wie abgekündigt, in den ersten Absatz
eingefügt. Vielleicht war ihm sein Hochmut ja selbst aufgefallen?
Ich las mir den
Vertrag nochmals gewissenhaft durch. Was machte ich hier
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