Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
ausschließlich in Boston auftreten, danach war eine längere Tournee mit einem Teil der Tänzer geplant. Daher waren viele Rollen schon jetzt doppelt oder gar dreifach besetzt, denn die geplante Teilung der Kompanie musste vollkommen reibungslos und nach außen unsichtbar ablaufen.
Nicht alle Darsteller hatten Interesse daran, monatelang quer durch Amerika zu reisen und ihre Freunde und Familie in Boston zurückzulassen. Andere hingegen liebten das Leben auf Tour, gefangen in einer eigenen Welt, wo die alltäglichen Kleinigkeiten plötzlich wegfielen – keine Wäsche mehr bügeln, nie im Supermarkt einkaufen, mit Freunden grillen oder einfach mit dem Fahrrad einen Wochenendausflug unternehmen. Auf Tournee gab es keine Wochenenden, es gab nur Auftritte und Reisetage.
Ich hatte dieses Leben immer genossen, doch nun brauchte ich eine Pause. Schon jetzt war deutlich sichtbar, wie unsere Kompanie einmal aufgeteilt sein würde. Die Tänzer, die planten, zusammen auf die Tournee zu gehen, trainierten und tuschelten ständig miteinander. Nur die beiden Hauptrollen schienen noch nicht festgelegt zu sein, Katie träumte davon, durchs Land zu fahren, aber bei Konstantin fand diese Vorstellung wenig Interesse. Er hatte schließlich einen gut bezahlten Beruf hier in Boston und es war sicher schwer für ihn, alles einfach aufzugeben.
Während der Proben sah ich mich immer wieder nach Garry um, konnte ihn aber nirgends entdecken. Auch von Eriks Partnerin Tasha war nichts zu sehen, ich hatte diese Frau überhaupt erst ein einziges Mal zu Gesicht bekommen – bei der Premierenfeier saß sie todunglücklich mit ihrem bandagiertem Fuß hinter der Bühne.
Schließlich ging ich zu Erik, der mit Konstantin zusammen gerade Stretchübungen zum Aufwärmen machte.
»Hi, Juliet. Wie geht es dir? Robson hat heute anscheinend einen guten Tag erwischt, seine Kommentare sind alle nur halb so beißend wie sonst, findest du nicht auch?« Erik grinste vergnügt. Er hatte recht, für gewöhnlich durften wir uns nie während der Proben unterhalten.
»Habt ihr vielleicht Garry gesehen? Ich mache mir langsam Sorgen um ihn, seit Samstag habe ich nichts mehr von ihm gehört und an sein Telefon geht er auch nicht.«
Konstantin teilte meine Besorgnis nicht. »Ach was, der hat sich bestimmt nur eine kurze Auszeit genommen. Die Vorbereitungen und die ganzen Proben vor der Premiere haben uns ja allen ganz schön zugesetzt. Wahrscheinlich liegt er jetzt irgendwo im Bett oder am Strand und genießt das Nichtstun.«
Ein unbehagliches Gefühl beschlich mich, als ich daran dachte, dass Garry sich von mir Geld geborgt hatte. Wofür auch immer er das ausgegeben hatte, ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er davon Urlaub machte.
»Wisst ihr, wo genau Garry wohnt? Ihr kennt euch doch schon länger, da habt ihr euch bestimmt mal nach den Proben getroffen?«, fragte ich hoffnungsvoll.
Garry hatte mir erzählt, er wäre manchmal mit Konstantin ausgegangen, doch der schüttelte mit dem Kopf. »Nein, ich war nie bei ihm zu Hause, weiß nur, dass er ziemlich abgelegen wohnt, weit weg von der Innenstadt. Darum ist er immer zu uns gekommen, hat manchmal sogar bei mir übernachtet, weil so spät kein Taxi mehr in seine Gegend fahren wollte.«
Ich blickte alarmiert auf. »Wie meinst du das, kein Taxi wollte ihn nach Hause bringen? Die fahren doch überall hin, dachte ich zumindest?«
Doch Konstantin winkte gelassen ab. »Juliet, du machst dich völlig umsonst verrückt. Dein Freund ist nicht gerade der Verlässlichste, er wird schon wieder auftauchen, wenn ihm danach ist. Und bis dahin sollten wir lieber trainieren, Robson guckt schon wieder ziemlich sauer aus der Wäsche.«
Ich seufzte und wendete mich den Übungen zu. Trotzdem wichen die unguten Gedanken nicht aus meinem Kopf. Der geheimnisvolle Anruf gestern hatte mich mehr erschreckt, als ich mir bislang eingestehen wollte und ich machte mir ernsthafte Vorwürfe, dass ich meinen besten Freund am Samstag einfach hatte davonlaufen lassen. Garry zog das Pech manchmal geradezu magisch an. Hoffentlich war ihm nichts Ernstes passiert.
Katie passte mich im Umkleideraum ab. »Juliet, am Freitag haben wir eine Überraschung für Konstantin geplant. Der wird nämlich am Wochenende dreißig.«
Ich blickte erstaunt auf. »Dreißig? Der ist ja wirklich schon uralt!«
»Naja, warten wir mal ab, bis wir erst in das Alter kommen. Jedenfalls haben wir uns gedacht, wir nehmen ihn mal mit in die
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