Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
spät ist es eigentlich?«, fragte ich, um ihn abzulenken.
Stirnrunzelnd sah er auf seine Uhr und dann wieder zu mir zurück. »Gleich halb sechs. Wieso?«
»Dann wird es sowieso nichts mit dem Schlafen. In einer halben Stunde muss ich im Hotel sein«, gähnte ich herzhaft.
Unser Wagen fuhr die Einfahrt zur Tiefgarage hinunter. Daniel drehte sich mit einem Ruck zu mir. »Was sagst du? Du musst heute arbeiten? Wie kannst du einfach ausgehen und dich betrinken?« Er klang gar nicht mehr liebevoll, sondern machte mir nun Vorwürfe. Irgendwo in meinem Hinterkopf mahnte mich mein Unterbewusstsein, dass Daniel als Besitzer des Hotels ein verständliches Interesse daran hatte, dass seine Angestellten, einschließlich mir, ausgeschlafen und fit zur Arbeit erschienen.
»Nun mach dir mal nicht ins Hemd. Es kommt ja nicht jeden Tag vor.«
Ich war dankbar, dass Smith in diesem Moment anhielt und uns aussteigen ließ. Zum Abschied drückte ich Daniel einen scheuen Kuss auf die Wange, bevor ich mich eiligst in meine Wohnung begab.
Samstag, 19. Mai 2012
Der Arbeitstag zog sich quälend langsam dahin. Ich bemühte mich nach Kräften, die notwendige Konzentration aufzubringen, um die Zimmerabrechnung nicht ständig durcheinander zu bringen. Auch versuchte ich, Kunden gegenüber keine pampigen Antworten zu geben und immer freundlich interessiert zu klingen.
Gar nicht so einfach, nicht nur Schlafmangel und ein sinkender Alkoholspiegel machten mir zu schaffen, auch die akute Erschöpfung verlangte ihren Preis. Sascha beobachtete mich aus einiger Entfernung und schien darauf gefasst, nötigenfalls helfend einzugreifen.
Als Mr. Hartwig, einer unserer Langzeiturlauber, an den Rezeptionsschalter trat, lächelte ich ihm zuvorkommend entgegen. »Juliet, ich habe Ihnen ein paar fast neue Zeitschriften aus Deutschland mitgebracht. Damit Ihre Deutschkenntnisse nicht ganz einrosten.« Der uralte Mann hatte einen Narren in mir gefressen seitdem er wusste, dass ich deutsche Vorfahren hatte. Er ließ nichts unversucht, um mir die alte Heimat wieder näher zu bringen.
Ich blickte interessiert auf die Hochglanzmagazine in seiner Hand. Er legte sie alle auf unseren Schalter und blätterte darin herum. Seine wesentlich jüngere Freundin legte ihm den Arm um die Hüfte. Die Asiatin kümmerte sich rührend um ihren Versorger, doch die Beziehung war wegen des enormen Altersunterschieds gewöhnungsbedürftig. Außerdem plauderte Mr. Hartwig gern über intimste Erlebnisse und mehr als einmal wäre seine Freundin neben ihm vor Scham fast im Boden versunken. Heute hatte ich wahrlich nicht das Durchhaltevermögen, dies alles unkommentiert stehen zu lassen.
Endlich schien er gefunden zu haben, wonach er gesucht hatte. Er drehte eine Zeitschrift zu mir herum, um auf die Überschrift zu verweisen. »Sehen Sie, Juliet, es ist schon erstaunlich, was die Forscher alles erfinden. Jetzt haben sie sogar schon Viagra für Frauen entwickelt. Das müsste Sie doch interessieren?«
Ich trat fassungslos einen Schritt zurück. Was bildete sich der alte Kerl eigentlich ein? Merkte der aufgrund seiner Alterssenilität nicht, was er eigentlich von sich gab?
Ich sah mich Hilfe suchend nach Sascha um, aber der hatte seine Mittagspause angetreten. Mir war klar, dass ich im Allgemeinen einen Gast nicht einfach anmotzen konnte, doch dies war eindeutig ein Notfall.
»Sie sollten sich schämen, so mit einer Frau zu sprechen!«, herrschte ich den verdutzten Mr. Hartwig an und kam wieder näher an den Empfangsschalter. Dann entriss ich ihm die Zeitschrift und begann vor seinen Augen damit, die betreffenden Seiten in kleine Stücke zu zerreißen und auf den Tresen zu streuen.
Mr. Hartwigs Freundin wich ängstlich zurück und sah mir mit großen Augen zu. Doch Mr. Hartwig gab sich nicht so leicht geschlagen. Er versuchte, mir die Zeitschrift wieder zu entreißen. Ein Handgemenge entstand, die beiden Türsteher Bertie und Ronald mischten sich in unsere Auseinandersetzung ein und im Nu herrschte in der gesamten Lobby tumultartige Unruhe.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Daniel in Begleitung der dunkelhaarigen Schönheit das Hotel betrat und unbeeindruckt an uns vorüberging. Er würdigte mich keines Blickes, was mich aus unerfindlichen Gründen noch wütender machte.
Als ich schließlich einen Teil der zerfledderten Zeitschrift in der Hand hielt, faltete ich diesen blitzschnell zu einem Wurfgeschoss und beförderte es dann mit Schwung in seine Richtung. Natürlich traf ich
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