Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
ihn nicht und die Zeitung fiel schon nach wenigen Metern zu Boden. Doch er hatte von meiner Aktion Notiz genommen und musterte mich mit zusammengekniffenen Augenbrauen. Dann schüttelte er wortlos den Kopf und drehte sich abrupt um.
Als ich später aus der Kantine an meinen Arbeitsplatz zurückkehrte, wartete Ms. Bingham schon auf mich. Sie verlangte, dass ich mich bei Mr. Hartwig für mein Verhalten entschuldigte. Zähneknirschend stimmte ich zu und sprach mit dem alten Mann. Er hatte sich ebenfalls beruhigt und als Ms. Bingham ihn zusätzlich zu meiner Entschuldigung noch zu einem Abendessen auf Kosten des Hauses einlud, war er wieder versöhnt. Die Kosten dafür würden natürlich mir vom Gehalt abgezogen.
Mit unendlicher Langsamkeit bewegten sich die Zeiger unserer großen Wanduhr auf drei Uhr zu. Ich konnte es gar nicht erwarten, endlich Feierabend zu haben. Mr. Burton hatte heute seinen freien Tag und ich würde die wenigen Blocks zu Fuß nach Hause laufen, und dann nach einer kurzen Dusche endlich Schlafen gehen.
Zehn Minuten vor drei Uhr wurde ich erneut in Ms. Binghams Büro bestellt. Sie sah mich mit ernster Miene an. »Juliet, Sie haben heute wirklich Mist gebaut, das ist Ihnen doch klar, oder?«
Ich nickte ergeben, wollte den Arbeitstag nur noch abschließen und alles vergessen.
»Wenn Sie weiter bei uns arbeiten möchten, dann darf so etwas nie wieder vorkommen. Haben wir uns da verstanden?« Ms. Bingham beobachtete mich genau.
Wieder nickte ich. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Zum Sprechen fehlte mir die Energie.
»Von meiner Seite aus war es das. Leider hat man mich gebeten, Sie auch bei Mr. Stone vorbeizuschicken. Der fühlt sich wohl ebenfalls von Ihnen beleidigt und hat eine persönliche Entschuldigung verlangt. Wenn Sie mit Ihrer Arbeit hier fertig sind, melden Sie sich bitte in seinem Büro.«
Ich erstarrte. Was wollte Daniel von mir? Er konnte seine privaten Angelegenheiten doch nicht einfach auf dem Dienstweg klären?
Ich fühlte den prüfenden Blick meiner Chefin auf mir ruhen. »Danke für Ihr Verständnis. Ich werde dann mal weitermachen«, sagte ich und eilte mit gesenktem Kopf zurück an den Empfangsschalter.
Dreißig Minuten später hatte ich meinen Arbeitsplatz noch immer nicht verlassen, ich fürchtete mich davor, was mich in Daniels Büro erwartete. Stattdessen arbeitete ich lieber freiwillig länger und half den Kollegen der Nachmittagsschicht, unseren Gästen die Öffnungszeiten des Frühstücksrestaurants zu erläutern.
Ms. Bingham trat aus ihrem Büro und sah sich suchend um. Als sie mich erblickte, verdüsterte sich ihr Blick und sie winkte mich zu sich. »Juliet, was machen Sie denn noch hier? Ich habe Ihretwegen schon wieder einen Anruf aus Mr. Stones Vorzimmer erhalten. Sehen Sie zu, dass Sie dort schleunigst auftauchen. Ihn jetzt warten zu lassen, macht Ihre Situation nicht besser.«
Sie hatte ja recht. So einfach konnte ich Daniel nicht entkommen. Achselzuckend verabschiedete ich mich von meinen Kollegen und begab mich zum Fahrstuhl, der in die achte Etage des Hotels fuhr.
Ich wunderte mich nicht zum ersten Mal, warum Daniel ausgerechnet dieses Hotel als Standort für seinen Hauptsitz gewählt hatte. Sicher, es war in vieler Hinsicht praktisch und sein Büro war beeindruckend – aber den CEO einer international tätigen Firma erwartete man eher in der obersten Etage eine Wolkenkratzers, als in den altehrwürdigen Mauern eines 5-Sterne Hotels. Eines Tages würde ich vielleicht den Mut aufbringen, ihn danach zu fragen.
Die Räume der Stone Corporation lagen am Ende des langen Flurs. Meine Hände zitterten, als ich an die schwere Holztür klopfte. Doch als ich in das lichtdurchflutete Vorzimmer trat, war ich wieder beeindruckt. Hier herrschte die gradlinige, kühle Atmosphäre, die ich auch aus Daniels Wohnung kannte. Helle Farben und verschiedenfarbige Glaswände schafften einen modernen Raum. Kein Vergleich mit der überladenen Ausstattung des Ritzman Hotels auf der anderen Seite der Tür. Die beiden Vorzimmerdamen blickten mir entgegen, Mrs. Phyllis stand auf und kam eilig auf mich zu.
»Guten Tag, Miss Walles. Mr. Stone hat mich gebeten, Sie hierher kommen zu lassen. Er ist im Moment sehr beschäftigt, aber er möchte, dass Sie ein Dokument für ihn übersetzen.«
Ich blickte verdutzt auf. Ich hatte angenommen, Daniel wollte mir Vorhaltungen wegen meines Benehmens in der Hotellobby machen oder wieder nach meinen Gründen für die Auflösung unseres
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