Vertrau deinem Herzen
konzentrierte sich auf JD, der nun mit den Händen in die Hüften gestemmt am Anfang des Stegs stand und ins Wasser schaute.
„Hast du das gesehen, JD?“, fragte Aaron. „Hast du? Hast du mich gesehen?“
„Ja, habe ich. Wie gedenkst du, das Fahrrad aus dem Wasser zu holen?“
„Ich hab das alles ganz genau ausgetüftelt. Aber hast du gesehen, wie wahnsinnig das war?“ Obwohl er vor Kälte zitterte, zog er mit einem breiten Grinsen im Gesicht sein Fahrrad zur Bootsrampe hinüber.
Kate starrte JD an. Sie hasste es, dass er sich mit Aaron gegen sie verbündet hatte. „Du hättest ihm nicht auch noch sagen dürfen, wie toll das war.“
„Aber das war es doch.“
Die Überreste ihres Streits hingen immer noch zwischen ihnen. „Es ist eine schlechte Idee, gefährliches Verhalten zu ermutigen.“
„Er braucht keine Ermutigung. Er hat sich das alles selbst ausgedacht.“
Sie gingen zur Bootsrampe hinüber und warteten, während Aaron das Fahrrad ins flache Wasser zog, hinstellte und dann die Rampe hinaufschob.
„Du hast so was von Hausarrest“, sagte Kate.
„Das war es so was von wert“, erwiderte Aaron.
26. KAPITEL
U ngewohnt heftig machte JD sich am Boot zu schaffen und blies dann mit dem Kompressor den ganzen Staub beiseite, um den nächsten Schritt vorzubereiten. Das Holz musste so staubfrei sein wie nur irgend möglich, damit die einzelnen Versiegelungsschichten, die er nun nacheinander auftragen würde, ganz glatt und eben werden würden. Der gesamte Rumpf musste luft- und wasserdicht abgedichtet sein und für die vielen Schichten Epoxidharz und Lack vorbereitet werden.
Es fiel ihm jedoch schwer, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Was nun? fragte er sich, während er die Welt durch seine Sicherheitsbrille betrachtete. Was zum Teufel sollte er jetzt tun?
Wie ein Narr hatte er etwas mit Kate angefangen. Und wie ein noch viel größerer Narr hatte er es wieder kaputtgemacht.
Es war ein dummes Missgeschick gewesen, sich in sie zu verlieben. Ein ungeplantes Ereignis, das außerhalb seiner Kontrolle gelegen hatte. Es hätte nicht passieren dürfen.
Er wischte jedes Staubkörnchen vom Bootsrumpf, so gewissenhaft wie ein Chirurg. Er wusste eine Menge über Unfälle. Er war schon seit Jahren damit beschäftigt, nach ihnen aufzuräumen.
„ Es war ein Unfall“, hörte er in seinem Job täglich von den Leuten oder „Es war nicht meine Schuld“ oder „Ich wollte das nicht“. Diese Sätze von Opfern und ihren Familien zu hören frustrierte ihn normalerweise. Jetzt fiel ihm jedoch auf, dass all diese Sätze perfekt auf seine Affäre mit Kate passten. Er war diesen Sommer hierhergekommen, um von der Bildfläche zu verschwinden und seine Ruhe zu haben. Und nicht um einen Traum zu entdecken, den er sich niemals erlaubt hatte zu träumen.
Als er die Klinge am Hobel wechseln wollte, rutschte er ab. Er schaute auf den tiefen Schnitt in seinem Finger, sah, wie das Blut hochstieg und zu Boden tropfte. Es vergingen ein paar Sekunden, bevor er den Schmerz spürte. „Du Idiot!“, fluchte er. Er ging nach draußen zum Wasserhahn und wusch die Wunde aus. Dann legte er sich einen Verband an und machte sich wieder an die Arbeit. Es war doch sonst nicht seine Art, so ungeschickt zu sein! Er musste besser aufpassen.
Er war wütend auf sich, weil er die Dinge so weit hatte laufen lassen. Im Rückblick konnte er nicht einmal genau sagen, wie es dazu gekommen war. Es war neu für ihn, sein Herz zu verschenken, und eines der ersten Dinge, die ihm daran aufgefallen waren, war, dass man Liebe nicht kontrollieren konnte. Aber die Liebe kontrollierte ihn. Und er liebte nicht nur Kate, sondern auch Aaron. Sogar Callie mit ihren Geheimnissen und ihren Seelenschmerzen gehörte dazu. Sie formten eine enge Einheit, die gemeinsam mehr war als die Summe ihrer Teile. JD war sich nicht sicher, wieso er wusste, wie sich eine Familie anfühlte. Aber trotzdem verstand er tief im Inneren, dass er die Essenz dieses Gefühls in diesem Sommer gefunden hatte. Es waren eine Nähe und eine Zufriedenheit, die jeden gemeinsam verbrachten Moment durchdrangen, sogar wenn sie mal nicht einer Meinung waren.
Es gab so viele Gründe, warum das nicht funktionieren konnte, und doch wünschte er sich, er könnte einen Weg finden, mit ihnen zusammen zu sein. Nicht nur für den Sommer, sondern für immer. Aber Kate hatte offensichtlich andere Vorstellungen. Nach ihrem Streit hatten sie sich nicht mehr viel zu sagen gehabt. Kate hatte ihn
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