Vertrau deinem Herzen
nicht zu verstehen, auch wenn das Gefühl, dass zwischen ihnen etwas nicht stimmte, beinahe greifbar in der Luft lag und ihr das Gefühl gab, sich verteidigen zu müssen.
„Du bist wegen irgendetwas sauer.“
„Das wäre wohl nicht sehr nachbarschaftlich von mir, auf die Person sauer zu sein, die gerade meine Verandalampe repariert hat.“
„Du bist sauer“, wiederholte er.
„Sag mir nicht, wie ich mich fühle!“ Sie setzte sich auf die Stufen, und er setzte sich neben sie.
Sie war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, sich an ihn zu lehnen, und dem Drang, ihn von sich zu stoßen. Ihr Herz tat ihr weh. So fing es an, das Ende. Das passierte ihr jedes Mal, wenn sie jemanden mochte. Immer. Sie war verrückt, wenn sie dachte, dass es mit JD anders sein könnte.
Ach, aber sie wünschte es sich so sehr! Sie sehnte sich nach ihm wie ein verliebtes Schulmädchen.
Sie hätte es besser wissen sollen. Hätte das Muster erkennen müssen, das inzwischen ein so vertrauter Rhythmus in ihrem Leben geworden war. Wann immer sie einen Mann mochte, passierte irgendetwas.
Eine Bemerkung. Vielleicht nur ein Blick. Sie war jedes Mal erstaunt, wie wenig es bedurfte, um ein zartes Band zu kappen.
Sie spürte JDs Blick und das Gewicht seiner Erwartungen. Es war wohl so weit. Das Beziehungsgespräch war an der Reihe. Und bisher lief es nicht sonderlich gut.
Sie atmete tief ein. „Hast du jemals einen losen Faden an einem Pullover entdeckt“, fragte sie, „und als du dran gezogen hast, löste sich das ganze Kleidungsstück auf?“
Er nickte. „Ich höre normalerweise auf zu ziehen, wenn ich merke, dass alles aufribbelt.“
„Manchmal löst es sich aber von ganz alleine auf“, erwiderte sie. „Ob man nun dran zieht oder nicht.“
„Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.“
„Ich meine ... mir scheint, als wenn wir uns auch langsam auflösen.“ Hitze stieg ihr ins Gesicht, und sie wandte den Blick ab. Laut ausgesprochen klangen ihre Worte so albern. Und es war dumm von ihr, enttäuscht zu sein. Sie sollte sich inzwischen dran gewöhnt haben.
„Und was ist in unserem Fall denn der lose Faden?“
„Das weißt du nicht?“
Er antwortete nicht, sondern sah sie indessen nur abwartend an.
Typisch Mann, erinnerte sie sich. Sie ließen die Frauen die ganze emotionale Arbeit tun und gingen dann ungerührt ihres Weges. „Ich habe dir erzählt, dass ich über Callie schreiben werde“, erinnerte sie ihn. „Und deine Reaktion bestand darin, meine Entscheidung infrage zu stellen.“
Er leugnete es nicht. Stattdessen sagte er: „Ich frage mich nur, ob es dich glücklich machen wird, das Leben anderer Menschen in einer Zeitschrift auszubreiten.“
Autsch. „Es geht hier nicht um mein Glück. Und ich werde mich auch nicht vor dir rechtfertigen. Das ist etwas, was ich tun möchte, wofür ich arbeiten werde, und du hast kein Recht, das zu verurteilen.“
„Dann sollten wir besser das Thema wechseln.“
„So einfach ist das nicht. Ich kann nicht mit jemandem zusammen sein, der meine Träume und Ziele nicht unterstützt. Das ist eine der grundlegenden, unumstößlichen Regeln für eine Beziehung.“
Oh Gott, dachte sie, damit habe ich eine ziemlich klare Linie gezogen.
Er war still. Sie wusste nicht, was er dachte.
„Kate ...“
“ JD -“
Sie sprachen gleichzeitig.
„Hey!“, rief Aaron. „Guckt mal!“ Er stand auf seinem Fahrrad an der höchsten Stelle eines steilen Abhangs, der unten in den Rasen überging. Kaum dass sie zu ihm hinschauten, beugte er sich über den Lenker und fuhr los. Das Fahrrad sauste den Berg hinunter und war nach wenigen Sekunden vollkommen außer Kontrolle.
Kate war sofort auf den Beinen. JD rannte, aber sie waren zu weit weg, um den Jungen aufhalten zu können. Selbst als sie ihm zubrüllten, er solle bremsen, raste er weiter den buckeligen Berg hinunter.
Hilflos und panisch sah Kate zu, wie ihr Sohn über den Steg brauste, sich am Ende mit einem Jubelschrei in die Luft erhob, das Fahrrad losließ und ins Wasser sprang.
Als er kurz darauf wieder an die Oberfläche kam und ein Kriegsgeheul anstimmte, wandelte sich Kates Angst in Wut. Sie rannte an JD vorbei zum Ende des Stegs. Das Fahrrad kam an die Wasseroberfläche. Aaron hatte zwei Schwimmwesten daran befestigt und zog es nun hinter sich her, als er zur Leiter schwamm.
„Was zum Teufel tust du da?“, rief Kate.
„Nichts.“
Es war der uralte Kampf zwischen wütenden Müttern und ungezogenen Söhnen.
Aaron
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