Vertrau deinem Herzen
darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie nicht mit ihm zusammen sein konnte, wenn er sie nicht unterstützte. Und er brachte es nicht über sich, seine Meinung über das Callie-Projekt zu ändern.
Das hätte das Ende sein sollen. Doch stattdessen fühlte es sich an wie der Beginn einer Krankheit, die er nicht abschütteln konnte. Er dachte ständig an sie. In ihm tobte eine Sehnsucht, die ihn nachts wach liegen ließ, die ihn seines Wunsches nach Einsamkeit beraubte und die ihn von den einfachsten Aufgaben ablenkte. Sogar die sonst so befriedigende Restauration des Bootes schien im Moment zu viel für ihn zu sein.
Er fühlte sich elend, dass er es mit ihr vermasselt hatte. Und gleichzeitig war da auch diese seltsame Erleichterung in ihm. Alleine zu sein war doch Teil seines Plans gewesen. Er hatte angenommen, dass er sich diesen Sommer selbst verlieren würde – nicht sein Herz.
„Ich gratuliere!“, rief Callie ihm entgegen, als sie seine Einfahrt hinunterkam. Sie sah gut aus, hatte einen leicht federnden Schritt und ihren Eimer mit den Reinigungsutensilien in der Hand, bereit, sich ans Werk zu machen.
„Wozu?“, fragte er und warf einen prüfenden Blick auf seinen Verband.
„Du bist von einem normalen zu einem hochgradigen Idioten heraufgestuft worden.“
„Ach ja?“
„Tu nicht so, als wenn du nicht wüsstest, wovon ich rede.“
„Okay“, nickte er. „Ich werde nicht so tun. Ich weiß es nämlich wirklich nicht.“
„Ich rede von Kate. Es ist so dumm von dir, dich wegen des Artikels so aufzuregen! Und nein, sie hat mich nicht geschickt, um dir das zu sagen, also frag gar nicht erst.“
„Ich rege mich nicht auf – ich halte es nur für eine schlechte Idee. Du sollest noch einmal darüber nachdenken, Callie.“
„Es ist nur ein Artikel.“
„Soweit du bisher weißt“, warnte er. „Diese Dinge können ganz schnell ein Eigenleben annehmen ...“
„Das ist mir egal, okay? Ich bin nicht wie du, JD, der total ausnippt, weil er keine Publicity mag.“
„Die würdest du auch nicht mögen, glaub mir“, versicherte er ihr. „Hör zu, als das bei mir alles angefangen hat, habe ich nach und nach systematisch mein Privatleben verloren. Und es gab nichts, was ich dagegen hätte unternehmen können. Dann kam das mit meiner Mutter dazu ... Vertrau mir – diese Art von Aufmerksamkeit wünschst du dir nicht!“
„Lass mich das doch selber herausfinden.“
„Wenn du es herausgefunden hast, ist es schon zu spät. Stell dir vor, jemand gräbt alte Geschichten über deine Mutter aus.“
„Das hätte sie verdient.“
„Niemand hat so etwas verdient.“
„Weißt du was?“, entgegnete sie beleidigt. „Ich will nicht mehr darüber reden. Nein, warte, eins will ich dir noch sagen: Du hast einen Knall, wenn du deswegen die Beziehung mit Kate beendest.“
„Das sagtest du schon.“
„Dann bin ich jetzt fertig. Du hast den nächsten Aufschlag.“
JD war mehr als bereit, das Thema fallen zu lassen. Er mochte Callie, und sie weckte einen starken Beschützerinstinkt in ihm. Und er musste ihr widerwillig Respekt für den Mut zollen, das Thema anzusprechen. Er wollte sich jedoch nicht länger mit ihr über Kate unterhalten. Seine Probleme mit dieser Frau gingen tiefer als ihre Meinungsverschiedenheit darüber, dass er ihren Artikel für eine schlechte Idee hielt. Er und Kate hatten einfach fundamental unterschiedliche Wertvorstellungen. Wenn sie mit ihrem Artikel über Callie fertig wäre, würde sie sich wieder anderen Themen zuwenden, was auch ihr gutes Recht war. Aber seine Bedenken würden immer zwischen ihnen stehen. Sie war eine Reporterin auf der Suche nach einer Geschichte. Und er war es leid, eine Geschichte zu sein.
„Hat der Arzt erlaubt, wieder zu arbeiten?“, fragte er Callie.
Sie nickte energisch.
JD musste zugeben, dass ihr verbesserter Gesundheitszustand zu einer Verbesserung ihres Allgemeinzustandes geführt hatte. Das war es, was er an der Medizin so liebte: Manchmal hatte sie wirklich die Kraft, zu heilen, ein Leben zu retten, eine Tragödie in eine zweite Chance zu verwandeln.
„Ich bin froh, dass du wieder da bist“, sagte er.
„Danke. Und, äh, ich hab mich nie für das bedankt, was du in dieser Nacht für mich getan hast, an meinem Geburtstag. Ohne dich wäre ich jetzt vielleicht nicht mehr da.“
JD arbeitete den ganzen Tag und legte kaum einen Pause ein, außer um Callie zu bezahlen und sich von ihr zu verabschieden. Er war von Kopf bis Fuß mit Schweiß und
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