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Vertrau deinem Herzen

Vertrau deinem Herzen

Titel: Vertrau deinem Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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Staub bedeckt, und sein Verband hatte sich inzwischen in seine Bestandteile aufgelöst.
    Als ihm zu heiß wurde, zog er das T-Shirt aus und sprang in den eiskalten See. Das klare Wasser brach in sanften, reinigenden Wellen über ihm zusammen und ließ ihm mit seiner schockierenden Kälte den Atem stocken. Er schwamm ein paar Hundert Meter weit hinaus und sah Kates Grundstück mit dem smaragdgrünen Garten, in dem das Haus wie ein Schiff unter vollen Segeln stand. Er fragte sich, was sie wohl gerade machte. Arbeitete sie an ihrem Artikel? Spielte sie mit Aaron, oder plauderte sie mit Callie? Vielleicht war sie auch in die Stadt gefahren. Vielleicht hatte sie schon jemand anderen kennengelernt. Jemanden, der keine Paranoia gegenüber Reportern hatte und nicht über ihre Arbeit zu Gericht saß.
    Jemanden, der kein kolossales Geheimnis vor ihr hatte.
    Wenn ihre Beziehung mit der letzten Unterhaltung nicht beendet gewesen wäre, hätte die Tatsache, dass er sie den ganzen Sommer über belogen hatte, bestimmt dafür gesorgt.
    In seiner Vorstellung hatte er die Unterhaltung schon ein Dutzend Mal durchgespielt.
    „Kate, ich bin nicht der, der du denkst. Warte – ich bin der, der du denkst, aber da gibt es etwas, das du über mich wissen solltest ...“ Dann würde er ihr in so einfachen Worten wie möglich vom Vorfall im Walter Reed Army Medical Center erzählen. Und Kate, die ihm mal gesagt hatte, er wäre zu gut, um wahr zu sein, würde feststellen, dass sie recht gehabt hatte.
    Vielleicht würde sie ihn verstehen. Möglicherweise wäre sie auch fasziniert davon, jemanden kennenzulernen, der unabsichtlich zur Berühmtheit geworden war. Aber schlussendlich würde sie, das war er sich ganz sicher, die zerstörerische Seite des Ruhmes entdecken, genau wie Janet damals. Er war wie ein Monster mit einem Eigenleben, völlig außer Kontrolle. Hier am See diesen Sommer war seine Identität egal gewesen. Aber das hier war auch nicht die reale Welt.
    Die reale Welt bestand aus lästigen Paparazzi, mit Lügen gespickten Artikeln, Fernsehreportern, die jeden Schritt verfolgten, unaufhörlich klingelnden Telefonen und Agenten, die die wildesten Versprechungen machten. Und sie bestand aus Menschen, die kein Glück im Leben gehabt hatten und nun versuchten, aus seiner Geschichte Kapital zu schlagen.
    Die menschliche Psyche war nicht dazu gemacht, diesen konstanten Druck auszuhalten; JD war der lebende Beweis dafür. Bald schon wäre Kate die Aufmerksamkeit leid, vor allem wenn sie sich auf Aaron richten würde. Und dann käme unweigerlich der Moment, wo sie anfangen würde, JD dafür zu hassen, dass er die ungebetenen Eindringlinge in ihr Leben gebracht hatte. Schlimmer noch: Seine Berühmtheit könnte sie und Aaron auf Arten in Gefahr bringen, die er nicht vorhersehen konnte. Wenn den beiden seinetwegen etwas passieren würde, könnte er sich das niemals verzeihen.
    Sam und Penny hatten ihm versichert, dass der Aufruhr sich legen würde, es seiner Mutter irgendwann besser ginge und er eines Tages sein Leben zurückhätte. Vielleicht könnte er dann ...
    Mit kräftigen, gleichmäßigen Zügen schwamm er ans Ufer zurück. Der See hatte ihn gründlich gereinigt, auch wenn er nun bis auf die Knochen fror.
    Es war an der Zeit, sich um andere Dinge zu kümmern.
    Er trocknete sich ab und zog sich an, dann erneuerte er seinen Verband. Er ging an seinen Tisch und betrachtete die fein säuberlich gestapelten Papiere, bevor er sich zwang, sich zu setzen. Das ist doch ganz einfach, sagte er sich. Aber er zögerte trotzdem, den Prozess ins Rollen zu bringen. Vor seinem inneren Auge sah er vor sich, wie das Auswahlkomitee seine Bewerbung durchging. Mit seiner Ausbildung und Erfahrung als Sanitäter würde er als vielversprechender Kandidat gelten. Trotzdem hatte er keine Ahnung, wie eine ehrwürdige Fakultät auf seine unfreiwillige Berühmtheit reagieren würde. Er hatte von vielen Starlets gehört, die ihre Filmkarrieren unterbrochen hatten, um nach Princeton oder Stanford zu gehen. Aber der Unterschied zwischen ihnen und ihm bestand darin, dass er das Licht der Öffentlichkeit scheute.
    Ein anderer Grund für sein Zögern war: Er wollte aufgrund seiner Fähigkeiten angenommen werden – und nicht, weil er der Typ war, dessen Foto das Titelbild des Time Magazine geziert hatte.
    Sam sagte immer, dass es dumm wäre, so zu tun, als hätte es das Attentat nicht gegeben. Die Rettungsaktion war jetzt ein Teil von JD – er konnte sich davon nicht mehr

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