Vertrau deinem Herzen
kurzen Auftritt in den Bestsellerlisten zu haben.
Beinahe trotzig blieb JD vor dem Rekrutierungsbüro stehen. Durch die offene Tür konnte er einen pausbäckigen Jungen mit einem ernst blickenden Rekrutierungsoffizier sprechen sehen. Zweifellos versprach er ihm die gleichen Abenteuer, die JD vor Jahren versprochen worden waren.
Er stellte sich direkt vor das Rekrutierungsposter und betrachtete es eingehend, während die Fensterscheibe sein wahres Ich spiegelte.
Seltsamerweise hatte er sich aber gar keine große Mühe mit einer ausgefallenen Verkleidung gegeben. Auf Rat von Sam und Penny hatte er sein Haar wachsen lassen und war genauso überrascht gewesen wie die Schroeders, als es ein glänzendes Dunkelblond annahm. Er hatte es schon so lange militärisch kurzgeraspelt getragen, dass er gar nicht mehr gewusst hatte, wie seine Haarfarbe aussah. Dann hatte er sich seinen Schnurrbart abrasiert, die Kontaktlinsen gegen eine altmodische Brille eingetauscht und einen Dreitagebart kultiviert. „Provinz-Chic“, hatte Penny seinen neuen Look genannt. „Niemand wird erraten, dass sich darunter Amerikas Liebling versteckt.“
„Ich könnte ein wenig an deinen Zähnen herumpfuschen“, bot Sam an. „Dir helfen, dieses Zahnpastalächeln loszuwerden.“
„Ach, ich lass es mal drauf ankommen“, hatte JD lachend erwidert. „Ich lächle einfach nicht.“ Dieses Versprechen war bemerkenswert einfach zu halten gewesen. Bis heute. Bis er Kate Livingston und ihren Jungen getroffen hatte. Er würde nicht schwören, dass er sie angelächelt hatte, aber die Wahrscheinlichkeit bestand. Zumindest für ein kleines Lächeln.
Zwei kaugummikauende Teenager gingen an ihm vorbei. Sie blieben stehen, um das Poster zu bewundern.
„Mein Gott, er ist so heiß“, murmelte das eine Mädchen. Kurz spürte JD ihre Blicke auf sich. Mist! dachte er. Er war sich seiner Verkleidung zu sicher gewesen, und nun war er aufgeflogen.
„Entschuldigung“, sagte das Mädchen jedoch nur und schob sich an ihm vorbei.
JD stieß den angehaltenen Atem aus und ging in die andere Richtung weiter. Das war verrückt, total verrückt! Die Leute projizierten alle ihre Sehnsüchte auf ein überlebensgroßes Poster, während sie durch die echte Person einfach hindurchschauten, als wäre sie gar nicht da.
Kopfschüttelnd ging er in die Post und leerte sein Postfach. Sam hatte ihm einige Rechnungen und Nachrichten weitergeleitet. Ganz unten in dem Stapel war ein Gegenstand, der nicht von Sam kam. JD hatte es klopfenden Herzens selber angefordert. Es war ein flacher weißer Umschlag, der schwer in seiner Hand wog.
Er konnte kaum glauben, wie einschüchternd er sich anfühlte. Merkwürdig. Nach allem, was er durchgemacht hatte, sollte ihn eigentlich so leicht nichts mehr einschüchtern können. Aber das hier war etwas, was er schon immer hatte haben wollen. Immer.
Er öffnete den Umschlag und holte ein kleines glänzendes Booklet heraus. Es hatte etwa die Größe des Telefonbuchs eines kleinen Ortes.
Er fuhr mit der Hand über das Logo: David Geffen School of Medicine. Die medizinische Fakultät der University of California.
JD sagte sich, dass er ja immer noch nicht entschieden hatte, ob er sich für das kommende Semester bewerben sollte oder nicht. Aber er würde die Entscheidung treffen. Er hatte den gesamten Sommer, um darüber nachzudenken.
Für den Moment jedoch wandte er seine Gedanken wieder anderen Dingen zu. Auf der Fahrt zum See verspürte er ein leichtes Gefühl der Vorfreude. Um seine Mutter musste er sich im Moment keine Sorgen machen, und er fing langsam wieder an, sich wie ein Mensch zu fühlen.
5. KAPITEL
K ate warf die Schlafzimmertür gerade rechtzeitig hinter sich zu, bevor der Eindringling sich auf sie stürzen konnte.
„Aaron“, schrie sie, während sie nur so die Holzstufen hinunterflog und durch die Hintertür nach draußen stürzte. „Aaron! Steig ins Auto! Sofort!“
Er warf gerade einen Stock für Bandit. Statt auf ihre Panik entsprechend zu reagieren, sah er sie nur an. „Was?“
„Ins Auto, verdammt noch mal!“, rief sie schrill, was für sie schon das absolute Maximum an Fluchen war. „Da ist jemand im Haus! Nimm Bandit mit! Ich meine es ernst, Aaron!
Es fühlte sich an, als ob ihr Entkommen Stunden dauerte, aber vermutlich waren es nur Sekunden. Aaron und der Hund stiegen hinten ein, und sie sprang auf den Fahrersitz.
Sie griff nach dem Schlüssel.
Oh verdammt!
„Keine Schlüssel“, stieß sie in einem
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