Vertrau deinem Herzen
greifst ein wenig vor, Kate! bremste sie sich. Er hatte nicht mehr getan, als sich ihre Kühlbox zu leihen.
Aaron schien im Gegensatz zu ihr keine Vorbehalte zu haben. „Wollen wir jetzt gleich mit dem Kajak rausfahren oder erst nach dem Abendessen?“, fragte er gerade.
„Vielleicht ein andermal.“
Er ist diplomatisch, dachte Kate. Er ahnte wohl, dass man mit einem Kind, das man gerade erst kennengelernt hatte, nicht gleich auf einen abgelegenen See hinausfährt.
Enttäuschung machte sich auf Aarons Gesicht breit. Dann kam Bandit von einem seiner für Menschen unerklärlichen Hundebesorgungen zurück. Er war mit Zweigen und Blättern übersät und atmete schwer. Callie ging ihm eilig aus dem Weg, auch wenn sie versuchte, dabei diskret zu sein.
„Okay“, murmelte Kate. „Ich muss weiter einräumen ...“
JD nickte. „Ich muss auch wieder los.“
„Ach, komm“, quengelte Aaron. „Bleib doch noch ein bisschen!“
„Wir sehen uns bestimmt wieder“, versicherte JD. „Danke noch mal, Kate. Bis bald, Callie. Pass auf dich auf.“
Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an. „Klar.“
Aaron begleitete JD zum Pick-up, wobei er wie ein Ball neben ihm hersprang. „Hey, rate mal! Als ich sechs war, bin ich den ganzen Spruce Railroad Trail alleine gegangen.“
„Was du nicht sagst!“
„Jupp. Im Schuppen stehen Mountainbikes. Fünf Stück. Willst du mal Mountainbike fahren?“ Er wartete die Antwort nicht ab. „Das ist ein echt cooler Pick-up!“ Aaron rannte voraus und kletterte über die Heckklappe. „Ist das der von den Schroeders?“
„Ja. Ich habe ihn mir für den Sommer geliehen. Die Schroeders leben jetzt an der Ostküste.“
„Hey, meine Cousins sind auch an die Ostküste gezogen.“ Aaron fing wieder an, auf und ab zu springen. „Alle vier. Das ist alles, was ich habe, vier Cousins. Keine Brüder oder Schwestern. Hast du Kinder?“
Gut gemacht, Aaron, dachte Kate und hielt den Atem an, als sie auf die Antwort wartete.
„Nein“, gab JD leichthin zu, während er die Schlüssel aus der Hosentasche zog.
„Bist du verheiratet?“
„Nein.“
„Hast du ne Freundin?“
Aaron!“ Kate konnte es nicht mehr mit anhören.
„Ich habe nur versucht, all das herauszufinden, was dich interessiert“, verteidigte sich Aaron, bevor er sich wieder JD zuwandte. „Wenn wir in der Stadt wären, würde sie dich googeln, aber hier gibt es kein Internet.“
„Okay, mein Freund“, unterbrach Kate ihn. „Warum machst du dich nicht nützlich und hörst auf, mich vor allen Leuten in Verlegenheit zu bringen?“
Er salutierte und sprang davon, wobei er JD noch einmal zuwinkte.
„Es tut mir leid“, sagte sie, als er in seinen Truck stieg.
„Machen Sie sich keine Gedanken.“ Er stützte den Ellbogen auf den Fensterrahmen. Er sah aus, als wenn er noch etwas sagen wollte, aber er schwieg ein paar Herzschläge lang und schaute auf den See hinaus. Sein Arm lag immer noch locker auf der Tür, als wenn er es nicht eilig hätte loszukommen. „Googeln Sie wirklich andere Leute?“
„Natürlich. Sie etwa nicht?“
„Ich denke, wenn ich etwas von einer Person wissen will, frage ich sie einfach.“
„Was für ein Konzept!“
„Zum Beispiel: Was ist mit Aarons Vater?“
„Verzeihung?“ Sie hatte ihn sehr wohl verstanden, aber sie brauchte einen Augenblick, um ihre Gedanken wieder zu zügeln.
„Wie passt er ins Bild?“
Oh mein Gott! dachte sie. Das klingt ja wie bei einer Verabredung.
„Gar nicht“, erwiderte sie. „Hat er auch nie.“ Und weil sie sich nicht zurückhalten konnte, fragte sie im Gegenzug: „Warum wollen Sie das wissen?“
„Was denken Sie?“ Er hatte sie immer noch nicht angelächelt, aber sie sah ein Fünkchen Humor in seinen Augen aufblitzen. Zumindest nahm sie an, dass es Humor war.
ls er sie so anschaute, fühlte sie ein leichtes ... sie konnte es nicht sagen. Wiedererkennen? Wie konnte das sein? Sie hatten sich doch noch nie zuvor getroffen, oder doch?
Sie betrachtete ihn genauer. Was war das nur mit ihm? Außer der Tatsache, dass unter seinem rauen Äußeren durchaus Potenzial steckte.
„Ich denke, Sie haben gefragt, weil Sie an mir interessiert sind“, antwortete sie. „Hab ich recht?“
„Lady, ein Mann müsste im Koma liegen, um nicht an Ihnen interessiert zu sein“, erwiderte er mit einem leicht gereizten Unterton. Dann startete er den Motor. Das Radio – auf KXYZ eingestellt, den einzigen Sender, den man hier einigermaßen empfangen konnte –
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