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Vertrau deinem Herzen

Vertrau deinem Herzen

Titel: Vertrau deinem Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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verkündete die Topnachrichten der Stunde. Er schaltete es aus, winkte ihr noch einmal zu und fuhr davon.
    Sie schaute ihm noch lange hinterher. „Und warum bist du dann nicht glücklicher darüber, mich getroffen zu haben?“, murmelte sie.

7. KAPITEL
    K ate brauchte jedes Jahr einige Tage, um sich am See zu akklimatisieren. Sie neigte immer noch dazu, frühmorgens aufzuwachen und aus dem Bett zu springen, bereit, ihre mentale To-do-Liste anzulegen und abzuarbeiten. In der Stadt war das meist eine recht lange Liste: ihre Deadlines bei der Zeitung, Einkäufe und Erledigungen, Verabredungen, Termine und Gedankenstützen für sich selbst und Aaron betreffend. Sich um ihren Sohn zu kümmern bedeutete, seine Hausaufgaben zu kontrollieren, ihm sein Schulbrot vorzubereiten, seinen Rucksack zu packen, den Fahrdienst zu übernehmen. Nach der Schule war sein Tag vollgestopft mit Karateunterricht, Pfadfindern, Hausaufgaben und Verabredungen mit Freunden zum Spielen.
    Verabredungen zum Spielen. Na, das ist doch mal eine Idee, dachte sie. Traurig genug, dass Aaron weit mehr Verabredungen aufzuweisen hatte als sie. Andere Kinder mochten ihn, auch wenn deren Mütter ihn für einen kleinen Terroristen hielten.
    An ihrem dritten Morgen am See stand Kate auf und setzte den Kessel für Teewasser auf. Hier gab es für sie keinen Kaffee. Kaffee war gleichbedeutend mit Berufsverkehr und Arbeit und Stress. Tee bedeutete Gelassenheit.
    Sie war entschlossen, sich nicht zu hetzen oder sich in eine Panik zu steigern, weil sie keine Arbeit hatte. Sie bezog ein ausreichendes Einkommen von ihren Mietwohnungen in Seattle. Ihr Vater hatte ihr ein wundervolles Erbe hinterlassen. Wenn sie es richtig anstellte, konnte sie es eine ganze Weile ohne ein zusätzliches Gehalt von einer Zeitung aushalten. Was sie allerdings vermisste, war ihre Identität. Das Schreiben hatte definiert, wer sie war. Sie wollte sich wieder wie sie selber fühlen, Artikel schreiben, veröffentlicht werden.
    Stopp! rief sie sich zur Ordnung. Du hast den ganzen Sommer, um eine Lösung zu finden. Mit einem tiefen Atemzug schaute sie auf den See hinaus. Alleine der Anblick beruhigte sie. Klar und glatt wie ein Spiegel reflektierte die Oberfläche die den See umgebenden grün bewachsenen Berge, von denen einige noch klitzekleine Schneeflächen hatten, die ihre Spitzen wie Adern durchzogen. Sie schaute auf das Thermometer. Zehneinhalb Grad morgens um halb acht. Perfekt. Vielleicht würde sie Aaron und Bandit nachher auf eine Wanderung mitnehmen.
    Wie so oft in den letzten Tagen wanderten ihre Gedanken zu JD Harris. An ihn zu denken war vermutlich eine schlechte Idee, aber es war genau das, was ihr undisziplinierter Kopf immer wieder tat. Im reifen Alter von neunundzwanzig Jahren war sie immer noch weichherzig und romantisch und in der Lage, sich vorzustellen, wie es wohl wäre, eine Liebesaffäre zu haben. Oder sogar eine ausgewachsene Beziehung. Oder zusammen mit einem Partner die Zukunft zu planen. Während ihre Freunde am College gefeiert und sich alle paar Wochen neu verliebt hatten, war Kate schwanger gewesen. Nachdem Aaron geboren war, hatte sie ihn gestillt. Sie war weitaus produktiver gewesen als ihre Freunde. Aber sie hatte sich niemals Hals über Kopf in eine Affäre gestürzt. Als alleinerziehende Mutter hatte sie dafür keine Zeit gehabt.
    Aber einem Mädchen war es ja wohl noch erlaubt, zu träumen, und das tat Kate. Sie fragte sich, was es mit JD Harris auf sich hatte – wer er war, warum er hier an den See gekommen war. Sie hatte sehr wohl den Funken zwischen ihnen gespürt. Und er hatte es ja zugegeben. Auch wenn sie nicht wusste, ob er vielleicht nur einen Scherz gemacht hatte.
    Er hatte ihr nichts versprochen, und dennoch rechnete sie halbwegs damit, dass er noch einmal vorbeikommen würde.
    Aber wann war sie im Leben mal nicht von einem Mann enttäuscht worden?
    Der Kessel fing an, auf dem Herd zu tanzen, und sie stellte die Flamme aus, bevor er sein durchdringendes Pfeifen anstimmen konnte. Kurz darauf setzte sie sich mit ihrem Tee an den alten Schreibtisch in der Ecke und öffnete ihren Laptop. Gestern hatte sie einen Brief an eine alte Collegefreundin verfasst. Tanya Blair war Redakteurin beim Smithsonian Magazine und Kates erste und beste Hoffnung. Es war ein ganz schöner Sprung von einer wöchentlichen Zeitung zu einem national erscheinenden Magazin, aber Kate hatte sich entschieden, groß zu denken. In der Vergangenheit hatte sie immer klein gedacht und

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