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Vertrau deinem Herzen

Vertrau deinem Herzen

Titel: Vertrau deinem Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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Daran musste sie in Zukunft noch arbeiten.
    „Hallo“, rief sie und klopfte dazu gegen die Tür.
    Er schoss vom Tisch hoch, dass die Bank über den Boden schrammte. Kleine Federn flatterten in die Luft.
    „Jesus!“, sagte er und machte die Musik leiser.
    „Ich wollte Sie nicht erschrecken.“ Ohne eingeladen worden zu sein, trat sie ein. „Tut mir leid. Ich ... oh mein Gott, sehen Sie sich nur Ihre Hand an.“
    „Meine ... verdammt.“ Er hielt seinen linken Daumen hoch. Ein Angelhaken steckte darin. Blut tropfte zu Boden.
    „Das ist meine Schuld“, sagte Kate und eilte zu ihm. „Es tut mir so leid. Setzen Sie sich, ich helfe Ihnen.“
    „Das brauchen Sie nicht.“ Seine Augen verengten sich misstrauisch hinter den Brillengläsern.
    Setzen Sie sich!“, wiederholte sie und drückte ihn an der Schulter sanft nach unten. Unter ihrer Hand spürte sie kräftige Muskeln. Es war schon lange her, dass sie einen Mann berührt hatte. Das Gefühl war überraschend. Als er endlich saß, ging sie zur Spüle hinüber und feuchtete ein Papierhandtuch an. Dann setzte sie einen Topf mit Wasser auf den Gasherd, zündete ihn an und kam zum Tisch zurück.
    „Lassen Sie mich mal sehen“, sagte sie.
    „Ich schaff das schon alleine“, sagte er, streckte ihr aber trotzdem den Daumen hin.
    „Das sieht nicht gut aus.“ Kate spürte, wie sie ein wenig grün im Gesicht wurde. „Der Draht steckt ganz tief in Ihrem Daumen.“ Sie nahm seine Hand und drehte sie um. Sogar unter diesen Umständen fühlte sich die Geste seltsam intim an. „Soll ich Sie vielleicht lieber in die Stadt fahren? In Port Angeles gibt es eine Notfallambulanz ...“
    „Nein. Ich sagte doch, ich mach das schon, Kate.“
    Sie überhörte die Schärfe in seiner Stimme. „Lassen Sie mich Ihnen wenigstens helfen. Ist es ein ein- oder ein zweispitziger Widerhaken?“
    „Ein einfacher. Die zweispitzigen sind illegal.“
    „Das weiß ich, aber die meisten Angler benutzen sie trotzdem.“
    „Eine Forelle zu betrügen – das ist doch erbärmlich!“
    Er ist definitiv nicht erbärmlich, dachte Kate. Sie betrachtete seine breiten Schultern, das kantige Kinn. Das, wie sie bemerkte, recht angespannt wirkte. „Ich hätte nicht herkommen sollen“, sagte sie schweren Herzens. „Sie waren gerade beschäftigt, und dann komme ich und ruiniere alles.“
    „Hm.“
    Sie runzelte die Stirn. „Sie sollten mir eigentlich widersprechen.“
    Er stützte die Ellbogen auf dem Tisch auf. „Okay. Wenn Sie helfen wollen, dann machen wir jetzt Folgendes: Ich schiebe den Haken ganz durch, und Sie schneiden die Spitze ab, damit ich ihn herausziehen kann.“
    „Das können Sie doch nicht machen“, sagte Kate fassungslos. „Das tut doch weh wie ... oh.“
    Noch während sie sprach, gab er dem Haken einen kräftigen Ruck, wobei er das Gesicht vor Schmerz verzerrte und einen Fluch ausstieß, der Kate zusammenzucken ließ. Die Wunde blutete jetzt noch stärker, als die Spitze des Angelhakens die Haut durchbrach.
    „Holen Sie die Schere aus dem Erste-Hilfe-Kasten über der Spüle“, befahl er ihr.
    „Erste-Hilfe-Kasten“, wiederholte Kate wie betäubt.
    „Dann müssen Sie den Widerhaken am Ende abschneiden. Ich würde es selber tun, aber ich bin Linkshänder.“
    „Wenn ich die Spitze abschneide, wird der Haken sich bewegen und Ihnen noch mehr wehtun.“
    „Tun Sie es einfach, Kate.“
    „Ich will Ihnen nicht wehtun.“
    „Wenn Sie schnell machen, werde ich es überleben.“
    „Ich möchte, dass Sie wissen, wie unglaublich leid mir das alles tut!“ Mit zittrigen Knien ging sie zum Küchenschrank und suchte nach dem Erste-Hilfe-Kasten.
    „Es war ein Unfall“, beruhigte er sie.
    „Den ich verursacht habe.“ So schnell ließ sie nicht locker. Sie fand den erstaunlich großen Erste-Hilfe-Kasten, der eine unglaubliche Sammlung an Utensilien beherbergte. „Sind Sie Arzt?“, fragte sie.
    „Nein.“ Er bot ihr keine weitere Erklärung an.
    „Ein paranoider Überlebenskünstler?“, riet sie weiter.
    „Ja, genau, Sie haben mich ertappt.“ Er zeigte ihr ein mit einem Reißverschluss verschlossenes Fach, in dem sich steril verpackte Scheren aller Art befanden. Traumascheren nannte er sie. Sie öffnete eine Verpackung, atmete tief durch und schnitt dann mit zusammengekniffenen Augen den Haken ab. Er gab kein Geräusch von sich, sondern sog nur heftig den Atem ein. Ihre Hand zitterte, als sie die Schere ablegte.
    Mit einer schnellen Bewegung, die sie beinahe nicht gesehen

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