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Vertrau deinem Herzen

Vertrau deinem Herzen

Titel: Vertrau deinem Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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noch nie in den Sinn gekommen. „Sie mag dich“, erwiderte er. „Und sie vertraut dir.“
    „Wahnsinn“, murmelte Callie.
    An den Wochenenden wimmelte es an der Badestelle nur so vor Collegekids und Teenagern aus dem Ort, aber heute war ein Wochentag, und außer ihnen war niemand hier. Das Kajak glitt leise unter dem kleinen Bogen der Brücke hindurch, der einzigen von Menschenhand erbauten Konstruktion am gesamten See. Aaron lehnte sich zurück, drückte sich in seine Schwimmweste.
    Die Felswände erhoben sich in steilen Treppen, die meisten davon breit genug, dass man darauf stehen konnte. Die Mutigen sprangen von dort oben in das kalte, kristallklare Wasser. Aaron versuchte sich vorzustellen, wie sich das anfühlte. Der freie Fall, das Eintauchen ins Wasser, hinunter in die geheimnisvolle Welt des Sees gezogen zu werden. Er beugte sich über den Rand des Kajaks. In die blauen Tiefen des Sees zu schauen verursachte ihm ein schwindeliges, schauriges Gefühl.
    „Es gibt angeblich einen Geist, der diesen Ort heimsucht“, erzählte er Callie. „Es ist der Geist eines Jungen, der von den Felsen gesprungen und hier ertrunken ist.“
    „Ja, sicher.“
    „Man sagt, er war ein Makah-Indianer. Er dachte, wenn er tief genug tauchen würde, würde er ein Fisch werden und für immer leben. Aber er wurde nicht zu einem Fisch. Er wurde ein Geist, und jeden Abend klettert er die Felsen hoch und taucht ins Wasser, wieder und wieder und wieder.“
    „Wirklich?“, fragte sie mit ironischem Unterton.
    „Wirklich.“
    „Tja, weißt du was? Mein Bullshit-Detektor geht gerade an.“
    Aaron grinste. Er mochte es, wenn Callie so sprach. Dann fühlte er sich so erwachsen. „Es stimmt aber!“, beharrte er. „Mein Großvater hat es mir erzählt, und mein Onkel hat den Geist einmal gesehen, als er noch ein Junge war.“
    „Mit all dem gebotenen Respekt deinem Großvater gegenüber, Kleiner, aber das ist ein Haufen Mist.“
    „Ist es nicht.“
    „Ist es doch! Hast du deshalb Angst vor dem Wasser? Weil du glaubst, dass da ein Geist wohnt?“, schnaubte Callie.
    Aaron zögerte, überdachte ihre Frage sorgfältig. Unglücklicherweise hatte er einfach nur Angst vor Wasser, egal, ob es von einem Geist heimgesucht wurde oder nicht. Swimmingpools, der See, das Meer. Er hatte vor allem Angst. „Es gibt keinen Grund, warum ich kein Wasser mag. Ich mag es einfach nicht. Wie eine Katze.“
    „Du bist so lustig, wirklich.“
    „Das ist nicht lustig. Das Kind ist von dem Vorsprung da ganz oben links gesprungen.“ Aaron zeigte mit dem Finger darauf. „Er tauchte unter, aber anstatt wieder hochzukommen, tauchte er tiefer und tiefer, bis zum Grund. Er ist nie wieder aufgetaucht. Und bis heute kann man ab und zu seinen Geist sehen, wie er das ganze Jahr über immer wieder von dem Felsvorsprung springt.“
    Callie lachte in sich hinein. Was ihn ziemlich wütend machte, weil er merkte, dass sie nicht ein Wort von seiner Geschichte glaubte.
    „Kleiner“, sagte sie, „du hast zu viel Folgen Akte X gesehen.“
    „Hab ich nicht!“, widersprach er und drehte sich um, um sie böse anzufunkeln. „Ich sehe kein fern, ich habe nicht mal einen Fernseher.“
    „Nicht hier am See“, berichtigte sie. „Ich rede aber über die Stadt.“
    „Da auch nicht. Meine Mom denkt, dass fernsehen nicht gut für mich ist.“ Normalerweise war es Aaron peinlich zuzugeben, dass er in einer fernsehfreien Zone lebte, wie seine Mom ihr Haus gerne bezeichnete. Aber jetzt, wo es seine Aussage bekräftigte, machte es ihm nichts aus.
    „Quatsch! Jeder hat einen Fernseher.“
    „Wir nicht. Frag meine Mom. Meine Freunde denken alle, dass das verrückt ist, aber sie weigert sich, einen Fernseher ins Haus zu lassen. Findest du das auch verrückt?“
    „Als ich klein war, hatten wir auch keinen Fernseher“, sagte Callie mit einer Stimme, die so weit weg klang, als ob sie gar nicht mit ihm reden würde.
    Sie sprach mit Aaron nicht über diese Zeit. Er wusste, dass sie aus irgendeinem Grund ihrer Mom weggenommen worden war und bei verschiedenen Familien hatte leben müssen. Pflegefamilien nannte man die.
    Aaron war neugierig, wie es dort wohl so war, und jetzt war der richtige Zeitpunkt, danach zu fragen, fand er. Sie paddelten in kleinen Kreisen auf der Punch Bowl herum. Die Sonne schoss goldene Streifen wie Laserstrahlen so tief ins Wasser hinein, dass ihm von dem Anblick ganz schwindelig wurde. Er schaute Callie nicht an, als er seine Frage stellte.
    „Hattet

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