Vertrau deinem Herzen
spricht“, bemerkte Kate.
„Warum nicht?“
„Muss wohl an den Boots und dem Holzfällerhemd liegen.“
„Vielleicht bin ich ja Frankokanadier.“
„Sind Sie das?“
„Sie sind ein Snob“, grinste er.
„Bin ich, stimmt’s?“
Er reichte ihr die Weinkarte über den Tisch. „Mit Wein kenne ich mich nicht so gut aus. Suchen Sie einen aus.“
Der Kellner kam, um ihre Getränkewünsche entgegenzunehmen. Kate vermutete, dass JD Lust auf ein Bier hatte, also schlug sie ein Kronenbourg aus dem Elsass vor. Dazu bestellte sie eine Flasche Vouvray, der zum Essen serviert werden sollte.
Als Vorspeise wählten sie Jakobsmuscheln mit Pommes Anna, gefolgt von einem grünen Salat mit Walnüssen und Roquefort-Käse. Kate kam sich komisch vor, nicht wegen JD, sondern wegen der anderen Gäste im Restaurant. Ein-oder zweimal hatte sie bemerkt, dass sie angestarrt wurde, doch die Leute hatten immer wieder schnell weggeschaut, wenn sie versucht hatte, Blickkontakt herzustellen. JD zog die Schulter etwas nach vorne und senkte den Kopf. Kate dachte schon, dass sie sich das Interesse der anderen Gäste nur eingebildet hatte. Er ist ein gut aussehender Mann, rief sie sich ins Gedächtnis. Sie selbst trug ein enges Designerkleid, ein Überbleibsel ihrer Kolumne. Ihr kam in den Sinn, dass sie heute wie eines der Paare aussahen, die sie sonst immer beneidete – jung und attraktiv und sich gegenseitig mit sehnsüchtigen Blicken verschlingend.
„Worüber freuen Sie sich so?“, wollte JD wissen.
„Ich bin einfach glücklich. Ich mag es auszugehen. Als Aaron noch klein war, hatte ich dazu keine Gelegenheit, also genieße ich es nun umso mehr.“ Sie strahlte ihn an. „Und Sie? Gehen Sie viel aus?“
„Nein.“
Er schien das nicht weiter ausführen zu wollen. „Also gut“, lächelte sie, als die Vorspeise serviert worden war. „Soll ich mit den zwanzig Fragen anfangen, oder wollen Sie?“
„Welche zwanzig Fragen?“
„Na die, um sich kennenzulernen.“
„Davon habe ich keine“, erklärte er. „Ich weiß alles über Sie, was ich wissen muss.“
„Das ist unmöglich.“
Er nahm einen Schluck Bier. „Aber wahr.“
Seine Sicherheit berührte etwas in ihr. Eine höchst empfindliche Saite.
„Okay“, sagte sie. „Was wissen Sie über mich?“
„Na, angelt da jemand nach Komplimenten?“
„Nein, ich nehme Sie nur beim Wort.“
„Gut. Was weiß ich über Sie? Sie sind klug und haben ausreichend Bücher mitgebracht, um jeden Tag dieses Sommers eines zu lesen. Auch wenn Sie nicht sonderlich sportlich sind, tun Sie so als ob, um Aaron zu ermutigen. Er hat die absolute Priorität in Ihrem Leben. Sie vermissen Ihre Familie diesen Sommer sehr, sogar mehr, als Sie gedacht haben. Wie mache ich mich bisher?“
„Erstaunlich gut.“ Seine Beobachtungen verwirrten sie; sie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her.
„Sie sehen überrascht aus.“
„Das bin ich auch. Die meisten Männer, mit denen ich ausgegangen bin, neigten dazu, die Unterhaltung um sich kreisen zu lassen“, gab sie zu. „Sie konnten sich kaum meine Haarfarbe merken, oder wenn doch, dann nur, um zu fragen, ob ich eine echte Rothaarige bin ... zwinker, zwinker.“ Ihre Wangen röteten sich. „Oh mein Gott, ich kann nicht glauben, dass ich das jetzt gesagt habe.“
„Ich werde das nicht fragen“, versicherte ihr JD. Dann fügte er hinzu: „Ich finde das lieber selber raus. Zwinker, zwinker.“
Sie streckte ihm ihr Weinglas entgegen. „Ich brauche Nachschub.“
Er schaffte es, ihr nachzuschenken, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. „Sie haben sich bisher nicht mit den richtigen Männern verabredet“, merkte er an.
„Wie wahr, wie wahr.“
„Dann habe ich eine gute Nachricht für Sie.“
„Die dawäre?“
„Die Pechsträhne ist vorbei.“
Ein warmer Schauer überlief ihren Körper. Das hatte sie seit Jahren nicht mehr verspürt, vielleicht sogar noch nie. „Sie sind sich Ihrer Sache wohl sehr sicher.“
„Weil ich es weiß.“
„Ich kenne Sie doch noch nicht einmal richtig.“
„Ich kann eine Speisekarte auf Französisch lesen. Ich bin ganz schlecht im Fliegenfischen, aber ich kann eine Forelle filetieren. Ich kann gut mit Werkzeug umgehen. Hunde und Kinder mögen mich.“
„Das hab ich alles schon selber herausgefunden“, murmelte sie.
„Lieblingsfarbe Blau. Lieblingslied ,Radio America’ von den Libertines, aber das ändert sich jede Woche. Ich mag keinen Sport im Fernsehen, große Höhen oder
Weitere Kostenlose Bücher