Vertrau deinem Herzen
gemeistert hatte und der niemand eine Pause gegönnt hatte, als sie eine brauchte. Aber zum Schluss hatte sie es allen gezeigt.
„... und sie hat nie wieder ein Brot gebacken“, schloss Aaron und gab diesem letzten Satz einen dramatischen Schwung.
„Cool“, sagte Callie. „Die Geschichte gefällt mir.“
Aaron zog eine Grimasse. „Wirklich?“
„Klar. Es ist die Geschichte eines persönlichen Triumphs über widrige Umstände. Findest du nicht? Sie hat alles auf ihre Art und Weise gemacht, und am Ende hat es funktioniert. Das ist doch prima.“
„Sie hat alle ihre Freunde verloren.“ Aaron klappte das Buch zusammen und reichte es Callie. „Was soll daran gut sein?
„Das waren keine Freunde. Das waren Schmarotzer“, sagte Callie. Auch wenn es nur ein Märchen war, spürte sie die Wahrheit bis in ihre Knochen. „Aber ihre Babys haben sie ehrlich gemocht.“
16. KAPITEL
A uf dem Rückweg zum See konnte Kate keinen klaren Gedanken fassen. Rasendes Verlangen machte so etwas mit ihr. Sie stolperte durch eine Art Unterhaltung mit JD, aber von ihrer Seite kam bestimmt kein inhaltlich wertvoller Beitrag. Ob sein Anteil an der Unterhaltung genauso idiotisch war, konnte sie nicht beurteilen. Ihr hormongesteuertes, total verknalltes Ich hing an jedem seiner Worte, als wenn er ihr jedes Geheimnis des Universums verraten würde.
Wie die Temperatur auf der Oberfläche der Venus. Es war egal. Sie hatte jegliches Urteilsvermögen verloren. Sie spürte ein Brennen in sich, und sie fühlte, wie ihr Puls sich beschleunigte. Das alles war neu für sie. Nach all diesen Jahren hatte sie endlich einen Mann getroffen, der sie überraschte und der all ihre Erwartungen übertraf. Er machte sie nicht nur an, sondern verwirrte sie und forderte sie heraus. Es gab so viel an ihm zu entdecken, dass sie gar nicht erwarten konnte, damit anzufangen.
Sie drehte sich ein wenig auf dem Sitz und zog ein Knie an, wohl wissend, dass diese Pose ziemlich provokativ war.
Und offensichtlich nicht an ihn verschwendet war. In dem schwachen Licht des Armaturenbretts sah sie das Funkeln in seinen Augen. „Woran denkst du gerade?“, fragte er.
„Hm. An Matroschka-Puppen.“
„Was ist das?“
„Du weißt schon, diese bunt bemalten, russischen Puppen, die man auseinandernehmen kann, nur um darin eine kleinere und noch eine kleinere und so weiter zu finden. Man öffnet eine nach der anderen, um an das Geschenk im Inneren zu kommen.“
„Und was soll das Ganze?“
„Die menschliche Natur. Wie könnte man nicht eine nach der anderen öffnen, bis man bei der letzten angekommen ist? Die letzte Puppe ist allerdings ziemlich enttäuschend.“
„Ich kann nicht behaupten, dass ich darüber bisher besonders viel nachgedacht hätte.“ Er bog auf die East Beach Road ab. Auch wenn es beinahe zehn Uhr abends war, strahlte der Himmel noch in den tiefsten Farben der Dämmerung – rosa und orange über Streifen von Bernstein, die zauberhaft von der spiegelglatten Oberfläche des Sees reflektiert wurden.
„Und hier“, sagte er und bremste den Pick-up beinahe zum Stehen herunter, „ist der Punkt, wo ich dich frage, ob du noch auf einen Kaffee oder einen Absacker mit zu mir kommen möchtest.“
Sie biss sich auf die Lippe. Ruhig, Mädchen! Wollte er den Abend wirklich noch fortsetzen, oder war er nur höflich?
Er sah total entspannt aus, wenn da nicht dieses kleine verräterische Zeichen gewesen wäre. Einen Arm hatte er lässig über die Rückenlehne gelegt. Aber die andere Hand umfasste das Lenkrad so fest, dass sich die Haut über seinen Knöcheln spannte.
Irgendwie befriedigte es sie, dass er so nervös war.
Nur noch ein paar Hundert Meter, dann wären sie an der Einfahrt zu seinem Haus vorbeigefahren. Eine Viertelmeile dahinter läge ihres. Sie hatte nur ein paar Sekunden, um sich zu entscheiden.
„Wenn ein Mann von Kaffee oder Absacker spricht, meint er meistens weder das eine noch das andere“, sagte sie.
„Du klingst wie eine Kapazität auf dem Gebiet.“
„Oh mein Gott, nein! Ich bin eine alleinerziehende Mutter. Solche Einladungen bekomme ich nicht jeden Tag.“
„Es fällt mir schwer, das zu glauben.“ Er bog in seine Einfahrt ab. Die Scheinwerfer glitten über das kleine Cottage und die glatte Wasseroberfläche.
Sie spürte einen leichten Anfall von Panik in sich aufflattern. „Ich habe nicht gesagt, dass ich noch mitkommen möchte“, protestierte sie.
„Entscheidung von ganz oben“, sagte er. Er parkte das Auto,
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