Vertrau deinem Herzen
davon geträumt hat, weiß genau, was du meinst.“
„Ich bin nicht ...“ Kate verschluckte sich beinahe an ihrer Wassermelone.
„Bist du doch. Zumindest bist du auf gutem Weg dahin. Und lass es zu, Kate. Du hast es verdient, dich zu verlieben.“
Die Worte trafen genau ins Zentrum von Kates Unsicherheit. Du hast es verdient, dich zu verlieben. Wirklich? Warum hatte sie sich dann nie erlaubt, es zu tun?
„Es ist ein großer Unterschied, ob man sich einen Sommer lang verabredet oder sich verliebt.“
„Und wenn schon! Lass dein Herz doch einfach selber herausfinden, wohin es gehen will, und sieh, was passiert.“
„Das wäre okay, wenn ich nur an mich denken müsste. Aber da gibt es auch noch Aaron. Er ist total verrückt nach JD, und es wird ihn zerstören, wenn wir am Ende des Sommers wieder getrennte Wege gehen.“
„Nicht wenn, sondern falls.“
Kate spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Noch ein Zeichen dieser bittersüßen Qual. Sie weinte bei der kleinsten Gelegenheit los. Bei einem herzzerreißenden Lied im Radio, beim Anblick eines alten Ehepaares, das Händchen hielt. Für Kate war sich zu verlieben das Gleiche, wie todkrank zu sein. Eine sehr schmerzhafte Erfahrung, die ein vorhersehbar schlechtes Ende nimmt.
„Er wird nicht bei uns bleiben“, mutmaßte Kate. „Warum sollte er auch?“
„Hm, lass mich überlegen. Du bist eine warmherzige, wundervolle, schöne junge Frau mit einem entzückenden Sohn. Was könnte ein Mann nur in dir sehen?“ Mable Ciaire bestrich sich ein Scone mit Butter. „Du planst schon, ihn gehen zu lassen, bevor du überhaupt alle Möglichkeiten ausgeschöpft hast.“
„Ich versuche, praktisch zu denken und Aaron davor zu bewahren, sich zu große Hoffnungen zu machen“, widersprach Kate. „Diese Dinge haben bei mir noch nie funktioniert.“
„Nur weil neunundneunzig Prozent aller Souffles zusammenfallen, wenn man sie aus dem Ofen nimmt, heißt das nicht, dass du niemals ein Souffle backen sollst.“
„Das werde ich mir aufschreiben.“ Kate schenkte der alten Dame ein widerwilliges Lächeln. „Wir sprechen nicht über das Ende des Sommers. Er ist von der Ostküste, und er denkt darüber nach, an der University of California Medizin zu studieren. Ich kann aber auf keinen Fall aus Seattle wegziehen, also ...“
„Hör auf darüber nachzudenken, wie das alles enden wird, Kate! Versuch, dich darauf zu konzentrieren, wie es im Moment ist.“
„Im Moment ist es einfach nur überwältigend“, gab Kate mit einem träumerischen Lächeln zu. JD schien sich in ihrer Gesellschaft immer wohler zu fühlen. Mit gutmütiger Geduld hatte er an einigen der ältesten Livingston-Rituale teilgenommen – Fahrradtouren, Arschbomben vom Steg, Wanderausflüge, Darts- und Badmintonturniere, Geistergeschichten und geröstete Marshmallows am Lagerfeuer. Sie hatte es ihm nicht gesagt, aber er füllte die Lücke aus, die durch die Abwesenheit ihres Bruders entstanden war, brachte auf diese unbeschreiblich männliche Art Stärke und Gelächter in die Familie; etwas, was sie trotz aller Versuche niemals würde kopieren können.
„Okay.“ Sie gab sich mental einen kleinen Schubs und zeigte auf die Mappe, die auf dem Tisch lag. „Ich habe deine Fotos mitgebracht. Für den Artikel über meinen Großvater sind sie in digitale Bilder umgewandelt worden. Ich habe dir eine CD davon gemacht.“
„Er war ein ganz toller Mann, dein Großvater“, erwiderte Mable Ciaire. „Aaron sieht ihm sehr ähnlich, nicht wahr?“
Die gleichen roten Haare und funkelnden Augen, dachte Kate. Aber Waiden war ein Anführer gewesen, einige meinten sogar, ein Visionär. Sie fragte sich, ob Aaron diese Gaben wohl auch besaß. Dein Junge ist ein Geschenk, hatte JD gesagt. Glaub mir.
„Der Artikel wird nächstes Jahr im Februar veröffentlicht.“
„Das ist so aufregend, Kate!“ Mable Ciaire strahlte sie an. „Ich bin so stolz auf dich!“
„Danke.“ Die Begeisterung der Freundin ließ Kate ihre Mutter vermissen. „Zu Beginn des Sommers war ich an einem solchen Tiefpunkt.“
„Aber du hast den Kopf oben behalten, und sieh dich jetzt an.“
„Ich wollte mit dir noch mal über Callie sprechen. Sie hat doch bald Geburtstag, und ich wollte eine Überraschungs-party für sie organisieren. Haben Luke und du Zeit und Lust, am Samstagabend dabei zu sein?“
„Aber sicher, ich komme gerne und Luke sicher auch. Er war am Anfang des Sommers so gelangweilt, aber nun hat er endlich eine
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