Vertrau deinem Herzen
bevor sie es zurückhalten konnte.
„Geht es dir gut?“, wollte er wissen. Sein Arm fühlte sich so entspannt vertraut und gleichzeitig so aufregend an.
„Ich bleibe nicht“, flüsterte sie.
„Wie bitte?“
„Hier, bei dir, heute Nacht. Ich ... ich kann nicht bleiben.“ Sie wusste, dass das viel zu direkt war, aber sie wusste nicht, was sie sonst hätte sagen sollen.
Ein halbes Lächeln umspielte seinen Mund. „Du kannst nicht bleiben.“
„Genau. Ich bin eine verantwortungsvolle Mutter. Ich kann nicht ... ich würde niemals ...“
„Dann tu es auch nicht“, sagte er leicht dahin und rettete sie so davor, eine Erklärung finden zu müssen.
Sie nickte. Sie fühlte sich dumm. Und viel mehr frustriert als erleichtert.
In der Ferne konnte sie die Lichter ihres Hauses sehen. Es war nur in ein paar Fenstern noch hell: in Callies Zimmer und auf der hinteren Veranda.
„Du hältst Ausschau nach Aaron“, bemerkte JD.
„Immer.“
„Ihm geht es gut.“
„Ich weiß.“ Sie zögerte und entschied sich dann, es zu erklären. „Aaron hat ... Probleme. Neunundneunzig Prozent der Zeit ist er ein Engel.“
„Und das andere Prozent?“
„Da kommen die Probleme ins Spiel. Er ist impulsiv, wird manchmal wütend. Was seine Erziehung ganz schön herausfordernd macht.“
„Hast du jemals von einem Kind gehört, das einfach zu erziehen gewesen wäre?“
„Ich habe keine Vergleichsmöglichkeiten, aber seinen Lehrern, Beratern und Ärzten nach sind Aarons Bedürfnisse tatsächlich sehr speziell. Und den Männern, mit denen ich mich getroffen habe, war er immer viel zu speziell.“
„Vergiss diese Typen, Kate! Vergiss jeden, der diese Haltung einnimmt. Aaron ist ein Geschenk des Himmels. All das, was vermeintlich an ihm nicht stimmt, ist nicht das, was ihn ausmacht.“
Sie umklammerte das Geländer mit beiden Händen, um Halt zu finden. „Ich kann nicht glauben, dass du das gerade gesagt hast.“
„Warum nicht?“
„Weil das zu gut ist, um wahr zu sein. Und das will ich nicht. Ich will, dass du wahr bist.“
„Dein Junge ist ein Geschenk, glaub mir. Ich wette, du hättest am liebsten zehn Aarons.“
„Na ja, vielleicht nicht zehn ...“
„Aber du willst noch mehr Kinder.“
Oje. Was nun? „Ich weiß nicht ... Aaron war nicht geplant. Er ist einfach passiert.“
„Wie ein Geschenk.“
Wie du, dachte sie und lächelte ihn an.
17. KAPITEL
L os, sag’s schon!“, forderte Kate Mable Ciaire Newman auf, als sie ihr gegenüber im First Street Haven Cafe saß. „Sag schon: Ich hab’s ja gesagt!“
„Frisch mein Gedächtnis auf. Was habe ich dir gesagt?“
„Ich treffe mich mit jemandem. Er war deine Idee. Der Mann, der im Haus der Schroeders wohnt.“
Mable Ciaire strahlte sie an. „Wie schön für dich, Kate! Er scheint ein wirklich netter Mann zu sein. Ganz zu schweigen davon, dass er auch noch gut aussieht.“
„Ja, das ist mir auch schon aufgefallen.“ Kate konnte das Lächeln nicht unterdrücken. Sie hatte alle klassischen Symptome des totalen Verliebtseins. Das Herzklopfen, der sich beschleunigende Atem, wenn sie nur an ihn dachte. Das Gefühl, die ganze Zeit auf dem schmalen Grat zwischen Lachen und Weinen zu balancieren. Die erhöhte Aufmerksamkeit allem und jedem gegenüber, vom Duft frisch gebrühten Kaffees zum Gefühl der warmen Sonne auf ihren Schultern. Es hatte keinen Zweck, es zu leugnen. Kate konnte gerade stundenlang aus dem Fenster starren und kriegte das Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht.
„Also, erzähl schon!“, forderte Mable Ciaire sie auf. „Eine alte Witwe wie ich braucht jeden Funken Romantik, den sie kriegen kann.“
„Ich weiß gar nicht, wie ich das erklären soll. Wir waren im C’est Si Bon essen, und seitdem haben wir fast jeden Abend miteinander verbracht – manchmal mit den Kindern, manchmal alleine. Da ist dieser Rhythmus, der irgendwie angefangen hat und ... ich weiß nicht. Es ist etwas ganz Besonders.“ Kate spießte ein Stück Wassermelone von dem Früchteteller auf, den sie sich bestellt hatte. Ein weiteres Symptom ihres Zustands: ihr vollkommen unberechenbarer Appetit. Tagelang aß sie gar nichts, dann wieder gab sie sich Heißhungerattacken hin. „Ist das nicht schlimm? Ich nenne mich Autorin und finde nicht einmal die Worte, um zu beschreiben ...“
„Oh, hör auf!“, unterbrach Mable Ciaire sie. „Natürlich kannst du das nicht! Aber die gute Nachricht ist, jeder Mensch, der jemals verliebt gewesen ist oder zumindest
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