Vertrau deinem Herzen
konnten, auf Unterstützung von ihrer Familie hofften und ausflippten, wenn sie feststellten, dass sie auf sich allein gestellt waren. Er hat einen fürchterlichen Job, dachte Callie und versuchte, sich zusammenzureißen. Und sie hatte so ein verdammtes Glück gehabt, dass er letzte Nacht in der Nähe gewesen war.
„Ich wünschte, du hättest mir gesagt, dass du dich nicht gut fühlst“, sagte Kate.
„Ich wollte ja was sagen, aber ich hatte Angst. Und ich war verwirrt, glaube ich. Ich wusste, dass etwas nicht stimmte, aber ich wollte nicht jammern oder dir Sorgen bereiten.“
„Oh Süße, dafür bin ich doch aber da.“
Callie fühlte sich ausgetrocknet, als ob sie alle Tränen geweint hätte. „Ich muss jetzt alle möglichen Tests machen.
Dr. Randall sagt, dass ich danach mit diesem ganzen anderen Kram loslegen muss – mit Unterricht und noch mehr Tests und Nachuntersuchungen.“
„Wir tun alles, um dir zu helfen.“ Kate warf JD einen Blick zu. „Ich zumindest.“
„Wir wollen dir beide helfen“, sagte er.
„Da gibt es etwas, das ich euch sagen muss“, sprach Callie weiter. Sie wusste, dass sie klang wie der letzte Idiot, aber das war schon okay, wenn man bedachte, was alles passiert war und was sie über sie wussten. Trotzdem hatte sie Angst. Es gab da so eine Sache, eine Riesensache, die sie nicht erzählt hatte. „Euch beiden.“
Kate berührte ihre Hand. „Wir hören dir zu.“
Sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte. „Erinnerst du dich an den Tag, an dem wir uns das erste Mal getroffen haben?“, fragte sie Kate. „Als ich dich zu Tode erschreckt habe und du mich dann eingeladen hast, bei euch zu wohnen?“
„Natürlich“, nickte Kate.
„Erinnerst du dich, dass du mir gesagt hast, bei dir wäre ich in Sicherheit, und dass ich daraufhin nur gelacht habe? Nun, ich habe nicht über dich gelacht. Sondern darüber, dass du keine Ahnung hattest, was du dir da ins Haus geholt hast.“
„Doch, das hatte ich.“ Kate strich die Decke glatt. „Und ich habe es noch keine einzige Sekunde bereut.“
„Du kannst aber nicht sicher sein vor etwas, das in dir selber steckt.“ Callies Stimme zitterte.
„Ich verstehe nicht, was du meinst.“ Kate sah sie abwartend an.
Callie warf JD einen Blick zu, der sehr geduldig wirkte, aber im Gegensatz zu Kate kein bisschen verwirrt schien. Warum sollte er auch? Wie Dr. Randall arbeitete er in diesem Geschäft, und in diesem Moment fiel ihr auf, dass sie ihn nicht eine Sekunde lang an der Nase herumgeführt hatte.
„Erzähl weiter, Süße. Was willst du uns sagen?“ Aufmunternd drückte Kate Callies Hand.
Callie erstickte beinahe bei dem Versuch, die Worte auszusprechen. „Ich habe gelogen, was mein Alter angeht“, gab sie mit zittriger Stimme zu. „Ich kann es dir nicht verdenken, wenn du mich jetzt wieder auf die Straße setzt.“
Sie hörte, wie Kate Luft holte. „Auf gar keinen Fall“, widersprach sie dann. „Was meinst du damit, du hast bei deinem Alter gelogen?“
Sie versuchte, alle Gefühle in sich abzutöten, damit sie weitersprechen konnte. „Ich wollte auf eigenen Füßen stehen, und so habe ich gelogen. Gestern war nicht mein achtzehnter Geburtstag.“
Kate lächelte. „Ist doch nicht schlimm, wenn der Tag nicht stimmt.“
„Nein, du verstehst das nicht“, warf Callie aufgebracht ein. „Darüber habe ich nicht gelogen. Aber ich bin noch nicht achtzehn.“ Sie starrte auf ihre geschwollenen Hände, die seltsam geformten Fingerspitzen. „Ich bin gerade erst fünfzehn geworden.“
21. KAPITEL
K ate rief bei Mable Ciaire Newman an, um sich nach Aaron und Bandit zu erkundigen und sie und Luke wissen zu lassen, was los war. „Diabetes“, sagte Mable Ciaire mitfühlend. „Das arme Mädchen.“
„Die Ärztin sagt, sie hat noch Glück gehabt. Bisher ist es nur eine Insulinresistenz.“ Kate hielt einen Moment inne. Sie wusste, dass sie Mable Ciaire über Callies wahres Alter aufklären musste. „Wir werden wohl noch eine Weile hierbleiben.“
„Kein Problem. Aaron und Bandit können so lange bleiben wie nötig. Und ich werde Luke erzählen, was passiert ist.
Mables Enkel war siebzehn und hatte gerade die Highschool abgeschlossen. Als Kate noch dachte, Callie wäre achtzehn, hatte das keine Rolle gespielt. Kate hatte ihr Freiheiten gestattet, die sie einer Vierzehnjährigen niemals erlaubt hätte. Das war alles ganz schön kompliziert.
„Du musst ihm dann bitte auch sagen, dass Callie erst fünfzehn ist.“
Mable
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