Vertrau der Stimme deines Herzens!
Drohung hatte die ganze Nacht über wie ein Echo in ihren Ohren widergehallt. Sie konnte nur schwer einschätzen, ob er tatsächlich so weit gehen würde, sie beruflich und persönlich zu zerstören.
Und was ihr natürlich ebenso den Schlaf geraubt hatte, war Alessandros Krankheit. Er hatte von einer guten Prognose gesprochen. Sie wusste, dass die Rekonvaleszenzphase von Person zu Person verschieden war. Und so, wie sie ihn kannte, war er motiviert und ehrgeizig genug, um alles in seiner Kraft Stehende für eine rasche Genesung zu tun. Aber wenn sein Wille allein nicht reichte? Sie hatte Alessandro als sportlichen und unermüdlichen Mann in Erinnerung. Ihn für immer an einen Rollstuhl gefesselt zu sehen war einfach unvorstellbar.
Mit einer unmutigen Bewegung warf Rachel die Decke zur Seite, ging zum Fenster und riss die Vorhänge auf. Das kristallklare Wasser des Pools glitzerte einladend in der Morgensonne. Ohne lange darüber nachzudenken, zog sie ihre Unterwäsche an, wickelte sich ein Handtuch um und rannte auf die Terrasse.
Die Temperatur des Wassers war perfekt. Rachel schwamm ein paar Züge, drehte sich dann auf den Rücken, schloss die Augen und ließ ihren übermüdeten Körper einfach treiben.
Alessandro runzelte besorgt die Stirn, als er die E-Mail von Scheich Almeed Khaled las. Der Scheich lud ihn zu einem privaten Geschäftsessen in sein Luxushotel in Paris ein – und wollte, dass Alessandro seine Partnerin mitbrachte. Insgesamt waren mehrere Treffen vorgesehen, in denen Alessandro dem Scheich sein Unternehmen und sein Beratungskonzept eingehend präsentieren sollte.
Die Einladung verriet, dass der Deal unter einem guten Stern stand. Aber wenn Almeed Kahled ihn in seinem prekären körperlichen Zustand sehen würde und das auch noch ohne eine weibliche Begleitung, war das sicherlich keine gute Visitenkarte. Die Geschäftswelt war hart und erbarmungslos. Schon das geringste Anzeichen von Schwäche konnte das Aus bedeuten.
Er wandte sich vom Computer ab und schaute aus dem Fenster. Dann musste er ein paar Mal blinzeln, um sich zu vergewissern, dass sein kurzer und unruhiger Nachtschlaf sich jetzt nicht in Sinnestäuschungen äußerte. Nein, es war keine Halluzination und auch keine kleine Meerjungfrau, die in seinem Swimmingpool trieb, sondern Rachel. Die aufgehende Morgensonne hüllte ihren Körper in ein ätherisch schimmerndes Licht, während ihr langes Haar wie ein goldener Fächer um ihren Kopf ausgebreitet war.
Rachel brauchte Geld.
Und er brauchte eine Freundin auf Zeit.
Wie auch mit den bisherigen Frauen in seinem Leben könnte er mit Rachel eine temporäre Beziehung eingehen. Eine Art Interessengemeinschaft, von der beide für eine bestimmte Zeitdauer profitierten. Anschließend würden sie wieder getrennte Wege gehen. Keine Erwartungen, kein Bedauern, keine unnötigen Gefühle.
Nichts.
Niente.
Mit einem Lächeln machte er sich auf den Weg zum Pool. Dieser Monat würde weitaus amüsanter werden, als er es sich je hätte ausmalen können.
„I…ich habe dich nicht kommen hören“, sagte Rachel erschrocken, als sie bemerkte, dass Alessandro sie vom Rand des Pools beobachtete.
Er deutete ein sarkastisches Lächeln an und klopfte mit den Händen auf die Räder des Rollstuhls „Es ist ein Luxusmodell – leise und windschnittig.“
„Ich wusste nicht, dass du schon zu so früher Stunde herunterkommst“, erklärte sie verlegen, als fühlte sie sich ertappt. „Ich konnte nicht richtig schlafen. Und ein bisschen im Wasser zu planschen schien mir besser, als wach im Bett zu liegen. Aber ich lasse dir jetzt lieber deinen Pool.“ Sie schwamm zur Leiter und stieg aus dem Wasser.
Der Anblick ihres nassen glänzenden Körpers und ihrer leicht bebenden Brust entfesselte Alessandros Verlangen. Es war, als ob das heftige Pulsieren, das jede Faser, jeden Muskel zu erfassen erschien, seinen angeschlagenen Körper zu neuem Leben erwecken wolle. Er zwang sich, Rachel in die Augen zu sehen. „Ich dachte eigentlich, dass der Pool auch für zwei Personen groß genug ist“, bemerkte er trocken, rollte an ihr vorbei bis zur Leiter und stemmte sich aus dem Rollstuhl.
Er war sich bewusst, dass sie jede seiner Bewegungen beobachtete. Mittlerweile war er schon in der Lage, mit großer Anstrengung ganze drei Schritte auf seinen Beinen zu gehen. Was schon mehr war als gestern. Dieser kleine, aber wichtige Erfolg spornte ihn an, sein hartes Rehabilitationsprogramm durchzuziehen.
Er musste diese
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