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Vertrau der Stimme deines Herzens!

Vertrau der Stimme deines Herzens!

Titel: Vertrau der Stimme deines Herzens! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Milburne
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hat. Auch als ich wenige Tage später ein leichtes Taubheitsgefühl in meiner Beinmuskulatur bemerkte, war ich nicht besonders besorgt. Ich trainierte damals gerade sehr intensiv für einen Marathon, und so führte ich es darauf zurück. Doch als es schlimmer wurde, ließ ich mich gründlich untersuchen – und bekam die Diagnose Guillain-Barré-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine entzündliche Veränderung der Markscheide. Betroffen sind vor allem die aus dem Rückenmark hervorgehenden Nervenwurzeln. Die Myelinschicht, die diese Nervenfasern umgibt, wird angegriffen oder sogar zerstört. Und das hat zur Folge, dass die Nervenimpulse nur schwach oder gar nicht mehr übertragen werden können. Dies erklärt auch die Lähmungserscheinungen. Aber mein Arzt meinte, ich hätte Glück im Unglück gehabt. Bei manchen Patienten kommt es sogar zu einer Lähmung der Atem- und Schluckmuskulatur. Bei mir sind es nur die Beine. Und die Chancen auf eine baldige Genesung stehen recht gut.“
    Rachel wusste nicht, was sie sagen sollte. Vor allem verstand sie nicht, warum Alessandro so lange damit gewartet hatte, ihr davon zu erzählen. Er hatte sie schließlich eingestellt und gewusst, dass sie es früher oder später bemerken würde.
    „Du brauchst keine Angst zu haben – die Krankheit ist nicht ansteckend“, erklärte er kühl.
    Entgeistert sah sie ihn an, als ihr klar wurde, dass er ihr Schweigen falsch interpretiert hatte. „Daran habe ich nicht im Geringsten gedacht.“
    „Ach nein?“, fragte er zynisch. „Du ergreifst also nicht sofort die Flucht?“
    „Nein, natürlich bleibe ich bei dir“, kam es ihr wie von selbst über die Lippen. Und sie meinte es auch so. Für wie egoistisch und opportunistisch hielt Alessandro sie nur?
    Er manövrierte seinen Rollstuhl von ihr weg. „Und damit eines klar ist – ich will dein Mitleid nicht.“ Jedes einzelne Wort spuckte er aus wie eine bittere Frucht.
    „Natürlich ist es schrecklich, was dir passiert ist. Aber was ich empfinde, ist Mitgefühl und nicht Mitleid“, versuchte Rachel zu erklären.
    „Und hör endlich auf, vor mir in der Hocke zu sitzen, Himmelherrgott noch mal“, fuhr er fort, als hätte er ihre Bemerkung nicht gehört.
    Erstaunt über seine heftige Reaktion, rappelte Rachel sich schnell auf und rückte den Hausmantel zurecht. „Kann ich noch irgendetwas für dich tun?“, fragte sie bemüht gefasst.
    Alessandro sah ihr durchdringend in die Augen. „Wie habe ich dein Angebot zu verstehen, Rachel? Möchtest du vielleicht deinen reizvollen Körper einsetzen, um meine halb toten Nerven wieder zum Erwachen zu bringen?“
    Seine Unterstellung ließ sie vor Scham rot anlaufen. „Soweit ich mich erinnere, stand davon nichts im Vertrag.“
    „Wir können es ja nachträglich hinzufügen“, erwiderte er trocken.
    „Das meinst du hoffentlich nicht ernst.“
    „Warum nicht? Soweit ich mich erinnere, habe ich hier das Sagen.“
    „Das heißt aber noch lange nicht, dass du mich wie eine Leibeigene behandeln kannst“, fuhr sie Alessandro empört an.
    Seine blauen Augen waren kalt wie Eis. „Geh schlafen, Rachel. Wir sehen uns morgen.“
    „Und hör auf, mich immer wegzuschicken wie ein kleines Kind“, fauchte sie. „Das nervt wirklich.“
    Er legte die Hände auf die Greifringe seines Rollstuhls. „Willst du, dass ich meine Geduld vollends verliere?“
    „Ich habe keine Angst vor dir, Alessandro.“
    „Das solltest du aber“, erwiderte er und funkelte sie wütend an. „Ich kann dir nämlich hundert Mal mehr Schaden zufügen als dein hirnverbrannter nutzloser Exverlobter. Ein Wort von mir und deine Karriere als Modedesignerin ist vorbei, bevor sie überhaupt wirklich angefangen hat. Niemand hier in Europa wird dich und deine kleine Firma auch nur mit der Pinzette anfassen. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?“
    Plötzlich spürte sie einen dicken Kloß im Hals. „Wenn du das tust, ruinierst du nicht nur mich, sondern auch meine Geschäftspartnerin und meine Angestellten“, brachte sie mühsam hervor.
    Sein Mundwinkel zuckte leicht. „Dann solltest du dich lieber schön brav verhalten, meinst du nicht, cara ?“
    Rachel wälzte sich schlaflos im Bett. Immer wieder sah sie auf die tickende Wanduhr, doch der Minutenzeiger kroch nur im Schneckentempo voran. Als schließlich das erste Licht der Morgendämmerung durch die luftigen Vorhänge fiel und das Zimmer in ein sanftes goldenes Licht tauchte, kam ihr das fast wie eine Erlösung vor.
    Alessandros

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