Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)
trotzig hinzu.
"Ich will meinen Sohn sehen. Tim ist mein Sohn und ich habe ein Recht darauf, ihn zu sehen."
"Wie hast du uns gefunden?"
Ein heiseres Lachen war die Antwort. "Du musst dich schon sehr gut verstecken, wenn ich dich nicht finden soll. Das ist aber mit einem Kind nicht gut möglich. Also, wo ist er."
"Au, du tust mir weh." Verzweifelt versuchte die Frau, sich aus der schmerzhaften Umklammerung des Mannes zu lösen. "Bitte, Torsten, lass uns wie zwei vernünftige Menschen mit-einander reden. Tim ist auf dem Fußballplatz. Er wird heute Abend erst ziemlich spät kommen, weil er mit seinen neuen Freunden essen will. Sie haben ihn eingeladen. Es hat also keinen Sinn, auf ihn zu warten."
Der Griff lockerte sich ein wenig und Melanie atmete er-leichtert auf. "Setz dich doch, wir können reden, wenn du magst. Ich bin dir nicht böse."
"Vielleicht bin ich ja sauer auf dich. Immerhin hast du mich verlassen und die Scheidung verbrochen."
"Ich hab sie nicht verbrochen sondern eingereicht", ver-besserte Melanie ihn. "Wir haben es mit dir nicht mehr ausgehalten. Bitte Torsten, denk doch einmal zurück an die Zeit, als wir uns noch geliebt haben. Es hat sich alles verändert, du hast dich verändert."
"Du nicht?" Er lachte spöttisch. "Betrogen hast du mich mit jedem Mann, der dir über den Weg gelaufen ist. Beim Briefträger angefangen über den Taxifahrer von nebenan bis zu deinem Hausarzt, dem alten Betrüger."
Jetzt musste Melanie lachen, obwohl ihr die Angst vor dem gewalttätigen Mann noch immer im Nacken saß. "Setz dich hin, Torsten, oder geh wieder. Aber ich kann es nicht leiden, wenn du hinter mir stehst und versuchst, mir sämtliche Knochen zu brechen."
"Du bist ja richtig cool, Mel. Was hat dich denn so verän-dert?", fragte der Mann verwundert und kam zu ihrer Überra-schung sogar ihrer Aufforderung nach. "Hast du einen neuen Lover?"
"Ich habe dich nie betrogen, Torsten", antwortete die Frau ruhig. "Diese Geschichten existierten einzig und allein in deiner Fantasie. Aber all meine Beteuerungen und Schwüre prallten von dir ab. Ich habe immer nur dich geliebt. Aber als ich dann erfahren musste, dass du mich die ganze Zeit über betrogen hast, während ich trotz all deiner Schikanen zu dir gehalten habe, da war meine Liebe zu dir auf einmal nicht mehr da."
Einen Moment lang schaute der gut aussehende Mann, dem man seine Brutalität auf den ersten Blick nicht anmerkte, betreten zur Seite. "Ich habe nicht... ich wollte nicht..." Er brach ab, ihm fehlten die Worte. Was hätte er auch sagen sollen? Ein Leugnen wäre nur lächerlich gewesen, und zugeben wollte er seine Fehler natürlich auch nicht.
Dieser Zwiespalt seiner Gefühle brachte ihn so in Wut, dass sein Gesicht rot anlief. "Halt endlich deinen Mund. Dein blödes Gerede ist mir schon immer auf den Geist gegangen. Ich bin froh, dass ich dich los bin. Aber meinen Sohn wirst du mir nicht nehmen. Ich will einen richtigen Mann aus ihm machen und nicht so ein Weichei. Er muss sich mal im Leben behaupten können. Für einen Jungen ist es wichtig, den Vater zu haben, der ihm sagt, wo es lang geht."
"Ach ja, und du weißt das?", spöttelte Melanie, wohl wis-send, dass sie damit eine Ohrfeige riskierte. Torsten war schon immer sehr schlagkräftig gewesen.
"Du sollst die Klappe halten."
"Und du sollst verschwinden", konterte Melanie und wunderte sich über ihren Mut, den sie früher nicht gehabt hatte. Auch der Besucher hatte anscheinend die Veränderung gemerkt, die in der letzten Zeit mit ihr vorgegangen war. Etwas irritiert erhob er sich und ging stumm ein paar Schritte.
Ehe er das Grundstück wieder verließ, drehte er sich noch einmal um. "Ich komme wieder, mein Schätzchen. Und dann wird es nicht so glimpflich für dich abgehen. Ich hole Tim. Er ist mein Sohn. Und du wirst mich nicht daran hindern."
Melanie wollte noch etwas sagen, aber da war der Mann schon weg. Es wäre ihr auch nichts eingefallen, was sie noch hätte erwidern können. Sie saß nur da wie erstarrt und ver-suchte, ihre Gedanken zu ordnen, die durch ihren Kopf wirbelten.
Er wollte Tim. Er würde ihn holen, würde seine Drohung wahr machen, davon war sie überzeugt. Sie musste etwas unternehmen. Aber was?
So hilflos, so gelähmt vor Angst hatte sie sich noch nie gefühlt. Sie musste etwas tun, sich bewegen, damit die Starre von ihrem Körper wich. Sie stand auf und ging zu den
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