Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)
Sie, ich helfe Ihnen in den Rollstuhl." Melanie hatte ihre Angst vergessen. Sie sprang auf und stieg über den Zaun. Dann versuchte sie, den Behinderten hochzuziehen, was ihr auch gelang. Aber es dauerte eine ganze Weile, bis er endlich wieder in seinem Rollstuhl saß. "Danke, dass Sie mir helfen wollen, Martin. Ich bin so froh, dass gerade Sie mein Nachbar sind."
"Helfen", echote der Mann bitter. "Was kann ich schon helfen? Sie haben doch eben gesehen, dass ich zu nichts zu gebrauchen bin. Ich... schäme mich so. Es ist entsetzlich."
"Bitte, Martin, beruhigen Sie sich doch. Es ist die Wahr-heit. Ich bin froh, dass wir uns kennen gelernt haben. Sie sind ein wunderbarer Mensch, und ich fühle mich in Ihrer Nähe geborgen. Das hatte ich noch nie, dieses Gefühl der Ruhe. Bitte, bitte, lassen Sie diese Selbstanklage. Sie haben es nicht nötig, sich klein zu machen. Ich glaube an Sie. Wenn Sie auch an sich glauben würden, dann könnten Sie eines Tages auch wieder laufen. Ich habe gesehen, dass Sie Ihre Beine bewegt haben."
"Ach Unsinn." Martin griff mit beiden Händen in die Spei-chen und drehte seinen Stuhl in Richtung Haus. Dann fuhr er so schnell er konnte davon, ohne sich noch einmal nach Mela-nie umzudrehen.
Die Frau schaute ihm unglücklich nach. Sie konnte ihm gut nachempfinden, wie er sich jetzt fühlen musste. Aber wie sie ihm hätte helfen können, das wusste sie nicht. Sie konnte sich ja nicht mal selbst helfen.
Unglücklich widmete sich Melanie wieder ihrem Garten. Das war die einzige Tätigkeit, bei der sie ihren Kummer ein wenig vergessen konnte.
* * *
Nervös ging Stefanie durchs Haus, um nachzusehen, ob auch alles in Ordnung war. Natürlich war das Unsinn, das wusste sie selbst, denn ein Arzt würde sich bei seinem Hausbesuch bestimmt nicht die Räume ansehen, und doch hatte sie einfach ein besseres Gefühl, wenn sie wusste, dass sie ihr Bestes gegeben hatte.
Es dämmerte bereits, als der Wagen des Arztes vor dem haus vorfuhr. Stefanie beobachtete es vom Küchenfenster aus, da war sie am nächsten bei der Haustür. Eilig lief sie nach draußen, um Michael Horbach zu begrüßen. "Sie sind sicher schon sehr müde", begann sie ein Gespräch.
Michael winkte ab. "Ich bin es gewöhnt, bis spät abends unterwegs zu sein", antwortete er. "Wie geht es Ihrem Vater? Haben die Tabletten etwas gebracht, dass er besser schlafen kann?" Er folgte der jungen Frau zum Haus.
"Ein bisschen besser ist es schon", gab Stefanie zu. "Er ist insgesamt ruhiger und ausgeglichener oder... manchmal hab ich das Gefühl, er ist nur noch verbitterter als sonst. Irgendetwas muss vorgefallen sein vor zwei Tagen. Da war ich länger nicht zuhause, denn ich musste zur Massage. Seit einem Hörsturz vor zwei Jahren muss ich immer mal wieder zum HNO-Arzt, sonst hab ich keine Ruhe."
"Und ist alles in Ordnung?"
Stefanie nickte und lachte. "Wir sind vom Thema abgekom-men", sagte sie ein wenig verlegen. "Ich wollte nur erzählen, dass mein Vater an jenem Nachmittag im Garten war. Als ich nach Hause kam, war er irgendwie verändert, so still und in sich gekehrt. Ja, und was mich am meisten überrascht hat, war, dass seine Kleidung voller Erde und Staub war, so, als sei er mit seiner Hose auf dem Kiesweg entlanggerutscht und als hätte er in feuchter Erde gekniet."
"Das verstehe ich nicht so Recht", meinte Dr. Horbach. "Ihr Vater hatte richtige Erde an den Knien? Aber als sie heim kamen, da war er in seinem Rollstuhl, oder?" Der Ortho-päde blieb in der Diele stehen. Er sah müde aus. Mit der freien linken Hand wischte er sich kurz über das Gesicht in der Hoffnung, dieses Schwächegefühl, das sich manchmal nach einem langen Arbeitstag einstellt, abzustreifen.
"Ich habe die Hose noch nicht gewaschen, weil ich sie Ihnen zeigen wollte." Sie holte aus dem Arbeitsraum eine Plastiktüte, in der sie das Kleidungsstück aufbewahrt hatte. "Bitte sehen Sie."
Michael nahm die Hose und betrachtete die Knieregion, wo die Erde längst eingetrocknet war. "Sie haben Recht, Stefa-nie. Er muss damit regelrecht auf dem Boden gerutscht sein. Da ist sogar ein Faden gezogen und ein kleines Loch ist auch zu sehen. Ich glaube, Ihr Vater verschweigt uns etwas."
"Sollen wir ihn fragen?" Sie legte die Hose auf die Waschmaschine, dann ging sie mit dem Arzt nach oben. "Ich bin sicher, er wird alles abstreiten. Seit zwei Tagen ist er
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