Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)
Büschen, die am Zaun zum Nachbargrundstück standen. Darunter wucherten wild verschiedene Pflanzen, die da nicht hin gehörten.
Melanie kniete nieder und begann zu jäten. Dabei wanderten ihre Gedanken zuerst in die Vergangenheit und dann in die Zukunft. Sie sah eine Ausweglosigkeit, die sie lähmte. Ohne dass es ihr bewusst wurde begann sie leise zu schluchzen. Sie merkte nicht, dass Martin Guske vor wenigen Minuten mit seinem Rollstuhl an den Zaun gefahren war.
"Melanie", sagte er leise und neigte sich ein wenig nach vorne, um sie besser sehen zu können. Seine Beine glitten von dem Trittbrett ab und standen plötzlich auf dem Boden. Als die Frau nicht reagierte, ihn nicht hörte, griffen seine Hände fest in die Armlehne des Rollstuhls, dann schob er seinen Körper ein wenig nach vorne, versuchte, sich aufzurichten, was ihm sogar gelang.
"Was ist los, Melanie? Kann ich helfen?"
Die Frau reagierte immer noch nicht, und Martin empfand mit einem Mal so eine große Sehnsucht nach ihr, nach dem Ge-fühl, sie ihm Arm halten und trösten zu können, dass er unter Aufbietung all seiner Kräfte sich am Zaun festklammerte und sich vom Stuhl zog. Mit einem leisen Überraschungslaut klappte er zusammen und kniete nun an dem niedrigen Holzzaun.
Nicht mal ein Meter trennte ihn mehr von Melanie. Er streckte die Hand nach ihr aus und legte sie auf ihr dunkles schimmerndes Haar. "Nicht weinen, Melanie. Sie sind nicht allein. Ich bin doch auch noch da. Bitte, Melanie, sehen Sie mich an. Ich bin es, Martin."
Jetzt erst verstummte das Schluchzen. Die Frau schaute auf und sah ihren Nachbarn am Zaun knien. "Martin, um Himmels willen, was tun Sie?" Mit einem Blick übersah sie die Situation. Sie wischte sich das Gesicht ab. "Wie sind Sie aus dem Rollstuhl gekommen? Haben Sie sich weh getan?"
Der Mann lächelte. "Es ist alles in Ordnung. Ich hörte Sie schluchzen und da wusste ich, dass ich handeln musste, nachdem Sie meine Zurufe nicht gehört hatten. Was ist denn geschehen, das Sie so durcheinander gebracht hat."
"Er war da – Torsten. Er will Tim haben, will ihn mir wegnehmen. Ich dachte, ich hoffte, dass wir hier sicher sind." Sie wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht, weil es ihr auf einmal peinlich war, dass ausgerechnet Martin Guske sie in dieser Situation erlebt hatte.
"Kann er das denn?"
"Nein, laut Gerichtsurteil habe ich das alleinige Sorge-recht. Er hat nur ein eingeschränktes Besuchsrecht, aber Tim will ihn nicht sehen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Thorsten ist zu allem fähig. Wenn er merkt, dass er sich nicht durchsetzen kann, wird er brutal und schlägt auch zu. Das ist dann immer sein letzter Ausweg." Melanies Hände be-gannen zu zittern, sie versuchte es vor Martin zu verbergen.
"Sie müssen keine Angst haben, Melanie. Ich bin ja auch noch da. Sagen Sie mir, was ich tun kann, ich meine..."
"Danke, Martin, das ist sehr lieb von Ihnen."
"Ich weiß, dass ich nicht viel tun kann. Meine Behinderung verhindert es. Aber..." Martin drehte sich um und suchte mit den Blicken seinen Rollstuhl. Ein Gedanke durchzuckte ihn. Mit der linken Hand griff er zur Seite, bis er den Sitz des Stuhles fassen konnte. Dann zog er ihn so dicht zu sich heran, dass er vielleicht schaffen konnte, was er sich in den Kopf gesetzt hatte.
Seine Fingerknöchel traten weiß hervor, als er versuchte, sich mit den Händen am Rollstuhl hochzuziehen. In dem Moment verfluchte er seine Beine, die nicht reagieren wollten. Plötzlich rutschte der Rollstuhl ein kleines Stückchen zu-rück, Martin stürzte und verdrehte dabei etwas seine Wirbel-säule, was einen höllischen Schmerz verursachte.
Er schaffte es, nur schweigend das Gesicht zu verziehen. Kein Schmerzenslaut kam über seine Lippen. Er lag nur da und versuchte, nicht zu verzweifeln. Da wollte er Melanie helfen, und das einzige, was er schaffte, war, vor seinem Rollstuhl zusammenzubrechen. Was für eine jämmerliche Gestalt er doch war.
Tränen traten in seine Augen, doch er blinzelte sie hastig weg. Wenn er schon schwach und hilflos vor Melanie auf dem Boden lag, so wollte er nicht auch noch heulen wie ein kleines Kind. Er nahm noch einmal all seine Kräfte zusammen und stützte sich auf den Ellenbogen auf. In dem Moment durchzuckte ein scharfer Schmerz seine Beine. Es fühlte sich an, als würde man einen glühenden Draht durch seine Knochen treiben.
"Um Himmels willen, Martin. Warten
Weitere Kostenlose Bücher