Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)
seine verstorbene Frau ist, die ihn das Leben zur Hölle macht."
"Er gibt sich die Schuld an ihrem Tod. Immerhin hat er sie erpresst, damit sie mit ihm diese Fahrt machte. Manchmal sagt er, sie könne noch leben, wenn sie daheim geblieben wäre. Wie soll ich ihm da widersprechen? Ich weiß keinen Ausweg mehr." Stefanie begann zu zittern, aller Kummer, alle Sorgen der letzten Jahre schlugen wie ein Berg über ihr zusammen. Sie schlug die Hände vors Gesicht.
Michael stellte rasch seine Tasse ab und sprang auf. Mit ein paar Schritten war er an dem kleinen Zweisitzersofa angelangt und setzte sich neben sie. Liebevoll legte er den Arm um ihre Schultern. "Stefanie, du bist nicht allein", flüsterte er an ihrem Ohr. "Ich bin da und ich werde auf dich aufpassen. Es ist gut, dass du es endlich heraus lässt. Man kann nicht immer stark sein." Er streichelte ihr dunkles Haar, wischte ihr die Tränen von den Wangen und hielt sie fest, bis sie langsam ruhiger wurde.
"Danke, Michael", sagte sie nach einer Weile leise, mit bebender Stimme. "Ich wollte dich nicht erschrecken mit mei-nem Ausbruch. Aber ich weiß nicht mehr, wie es weiter gehen soll. Ich... liebe meinen Vater, und ich wäre unendlich glücklich, wenn er wieder laufen könnte."
"Ich verspreche dir, dass ich mit Doktor Authenried reden werde, wenn er wieder zurück ist. Wir müssen alles versu-chen." Zärtlich legte er eine Hand unter ihr Kinn und hob ihr tränenüberströmtes Gesicht dem seinen entgegen. "Vertrau mir, Liebes. Gemeinsam werden wir es schaffen, irgendwie." Michael wusste in dem Moment noch nicht, wie er dieses Versprechen einlösen sollte, aber das sagte er ihr nicht. Er war ganz einfach glücklich, sie im Arm halten zu dürfen.
Stefanie erging es nicht anders. Für einen Moment lang vergaß sie ihre Probleme, ihren Vater und ihre Einsamkeit. Da war ein Mensch, ein Mann, und er mochte sie, hielt sie in seinen Armen. Die Uhren blieben stehen und die Welt drehte sich nicht mehr. Stefanie hatte ihr Herz verloren, zum ersten Mal in ihrem entbehrungsreichen Leben. Über die Zukunft wollte sie nicht nachdenken. Nur die Gegenwart war wichtig, und die war wunderschön.
* * *
Es war schon spät in der Nacht, als Martin Guske plötzlich aufwachte. Er hatte geträumt, Fahrrad gefahren zu sein. Auf einmal hatte ein Stein sein Rad zum Schwanken gebracht und er war gestürzt, mitten auf einen holprigen Weg. Spitze Steine bohrten sich in seine Schenkel und seine Knie, und es brannte höllisch.
Mit einem Schmerzensschrei fuhr der Mann hoch und griff mit beiden Händen an seine Beine. Im nächsten Moment wollte er schon nach der Glocke greifen, um nach seiner Tochter zu läuten. Aber dann stockte er mitten in der Bewegung. Etwas war anders als sonst. Schmerzen kannte er von früher, aber nicht diese. Es war, als würde man mit glühenden Nadeln in sein Fleisch stechen.
Wieder legte er beide Hände auf seine Oberschenkel, die sich kalt anfühlten wie immer. Aber dann merkte er, dass er die Wärme seiner Hände fühlen konnte. "Das... kann doch nicht sein", stammelte er mit schwacher Stimme. Sein Magen krampfte sich zusammen vor Schreck. Gleichzeitig stieg eine unglaubliche Freude in ihm auf, die er jedoch gleich im Keim erstickte, indem er sich sagte, dass dies gar nichts zu bedeuten hätte. Vielleicht träumte er ja auch nur, und dieses Gefühl war die Fortsetzung seines geträumten Sturzes vom Fahrrad, der ihn eben geweckt hatte.
Aber jetzt wollte er es genau wissen. Er schlug die Bett-decke zurück und betrachtete im blassen Schein des Mondes, der durch das halb geöffnete Fenster hereinschaute, seine Beine. Schließlich versuchte er, sie ein wenig anzuziehen. Zu seiner Überraschung gelang es.
"Unsinn", schalt er sich selbst. "Kneif dich, Martin, dann wirst du sehen, dass du nur träumst." Er packte mit zwei Finger Haut an einem Schenkel und drückte die Fingernägel fest ins Fleisch. Vor Schmerz ließ er jedoch gleich wieder locker. Er hatte es gespürt.
Martin lehnte sich zurück. Sein Atem ging heftig, in sei-nen Ohren rauschte das Blut. Er war so aufgeregt, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte.
"Steffi, ich hab Gefühl in den Beinen", flüsterte er. Er stellte sich vor, wie seine Tochter reagieren würde, wenn sie davon erfuhr. Im nächsten Moment jedoch wurde ihm klar, dass er sie dann frei lassen musste. Ihre gemeinsamen Tage waren
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