Vertrau mir, Tara
davonlaufen.”
“Der äußere Anschein täuscht oft.” Endlich blickte sie ihn an. Er lehnte am Türrahmen und wirkte höflich und aufmerksam, lächelte jedoch leicht spöttisch.
“Ich versichere Ihnen, ich hatte alles unter Kontrolle”, bekräftigte sie.
“Und wenn er Sie angegriffen hätte?”
Tara zögerte sekundenlang. “Dann hätte ich ihn abgewehrt.”
“Das müssen Sie mir beweisen.” Mit einem großen Schritt war Adam bei ihr und zog sie in die Arme. Er presste sie so fest an sich, dass sie ihm hilflos ausgeliefert war.
Sie versuchte, ihn mit den Fäusten zurückzustoßen. “Lassen Sie mich los, Sie verdammter …”
“Hoffentlich können Sie sich im Notfall besser wehren”, sagte er und packte mit einer Hand ihre Handgelenke. “So bewirken Sie gar nichts. Was wollen Sie denn jetzt machen?”
Sogleich versuchte sie, ihn zu treten. Obwohl er zusammenzuckte, konnte sie ihn mit den weichen Leinenschuhen nicht ernsthaft verletzen.
“Seien Sie vorsichtig”, warnte er sie. “Sonst brechen Sie sich noch einen Zeh.”
“Am liebsten würde ich Ihnen das Genick brechen”, stieß sie zornig hervor. Sie kam sich ziemlich lächerlich und sehr verletzlich vor.
“Das kann ich mir vorstellen.” Er betrachtete sie so forschend, als wollte er herausfinden, was in ihr vorging. “Vielleicht lernen Sie daraus, dass Sie Konfrontationen vermeiden sollten, denen Sie nicht gewachsen sind.”
Tara biss sich auf die Lippe. “Lassen Sie mich bitte los.” Sie bemühte sich, es wie eine Aufforderung und nicht wie eine Bitte klingen zu lassen. Durch die Kleidung hindurch spürte sie die Wärme seines Körpers, und es überlief sie heiß.
Sein muskulöser Oberkörper an ihren Brüsten und sein warmer Atem an ihrem Haar irritierten sie viel zu sehr.
Während er langsam den Kopf senkte, glaubte sie, seine Lippen auf ihren zu fühlen, und schloss die Augen. Sie wartete jedoch vergebens, denn plötzlich ließ er sie los. Ihre Körper berührten sich nicht mehr, und die Flammen der Erregung erloschen.
Rasch öffnete sie die Augen wieder. Adam stand an der Tür, eine dunkle Gestalt vor dem hellen Tageslicht, das hereinfiel.
“Wenn Sie sich fragen, warum ich die Situation nicht ausgenutzt habe”, erklärte er, und seine Stimme schien wie aus weiter Ferne zu Tara zu dringen, “dann möchte ich etwas klarstellen.”
Er zögerte, als wollte er die Worte genau abwägen, ehe er fortfuhr: “Ich habe die Absicht, sehr bald zu heiraten. Deshalb bin ich nicht mehr an einer flüchtigen Beziehung interessiert. Ich glaube auch nicht, dass Sie zu einem kurzen Abenteuer bereit wären, stimmt’s?”
“Sie haben richtig vermutet”, erwiderte Tara kühl und war stolz darauf, wie gut sie sich beherrschte, denn auf diese Ankündigung war sie in keiner Weise vorbereitet.
Adam nickte. “Endlich sind wir uns einmal einig. Sie haben vorhin eine unangenehme Erfahrung gemacht, und ich hatte den Eindruck, Sie brauchten einen Freund. Und das denke ich immer noch. Ich bin bereit, für Sie da zu sein, aber nur, wenn Sie es wirklich wollen. Überlegen Sie es sich.”
Dann schnippte er mit den Fingern seinen Hund herbei und verschwand.
5. KAPITEL
Die Wände zu streichen ist eine gute Therapie, dachte Tara, während sie die hellgelbe Farbe mit dem Roller gleichmäßig verteilte. Es hatte auch so etwas wie Symbolcharakter. Die alte Farbe wurde überdeckt, wie um die Fehler der Vergangenheit auszulöschen, und das Zimmer präsentierte sich in neuem Glanz.
Ich war nahe daran, einen schweren Fehler zu begehen, gestand sie sich ein. Und dann hätte sie sich wieder jahrelang mit Albträumen herumquälen müssen.
Adam Barnard hatte verhindert, dass sie sich auf etwas einließ, das sie später bereute. Er hatte dafür gesorgt, dass sie wieder zur Vernunft kam. Eigentlich müsste sie ihm dankbar sein. Seltsamerweise verspürte sie jedoch keine Erleichterung.
Sie hatte hinter ihm die Tür geschlossen und traurig gesagt: “Das war’s wohl.”
Es hätte sie nicht überraschen dürfen, dass Adam in einer festen Beziehung lebte. Er war attraktiv, hatte offenbar Geld und war genau im richtigen Alter, um zu heiraten und eine Familie zu gründen.
Gegen ihren Willen versuchte sie, sich seine Verlobte vorzustellen. Sie ist wahrscheinlich genauso leidenschaftlich wie er, etwas anderes kommt für ihn nicht infrage, überlegte Tara. Plötzlich verspürte sie ein Kribbeln im Bauch, und ihr wurde der Mund trocken.
Sie stand da und blickte ins
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