Vertrau mir! - Thriller
sind anders, aber die Welt nicht.«
Sie hatte Recht. Das kleine Restaurant war von warmem Licht durchflutet, und die wenigen Gäste lachten und plauderten bei Kaffee und Sandwiches und den Spezialitäten des Tages. Sie gingen hinein, und Luke spürte ein Kribbeln auf der Haut bei dem Gedanken, hier in der Öffentlichkeit zu sitzen. Sie suchten nacheinander die Toilette auf und wuschen sich Gesicht und Hände. Einen Moment lang dachte Luke, sie würde weglaufen, doch als er zurückkam, saß sie immer noch an ihrem Tisch. Sie bestellten Rührei, Speck, Toast und heißen Kaffee, der ihnen eine willkommene Wärme spendete. Sie starrte in ihren Kaffeebecher. »Eigentlich müsste ich total am Boden sein. Aber das wäre ein ziemlicher Luxus. In wirklich schlimmen Zeiten macht man einfach weiter, ohne nachzudenken.«
Sie mussten weitermachen, vor allem mussten sie das Geld schnell finden. »Der Luxus, den wir nicht haben, ist Zeit.«
»Wie meinst du das?«
»Diese Leute erwarten das Geld sehr bald. Es ist für einen größeren Anschlag bestimmt - noch größer als der Bombenanschlag von Texas. Mouser hat es Hellfire genannt. Offenbar soll der Anschlag schon sehr bald stattfinden. In ein paar Tagen.«
Aubrey schwieg eine Weile und überlegte stirnrunzelnd. Sie wartete, bis die Kellnerin ihnen Kaffee nachgeschenkt hatte und wieder ging. »Die Polizei wird Eric bald gefunden haben.«
»Ja.«
»Dann werden sie mich suchen.«
»Ja.«
»Und die Leute, für die dieser Mouser arbeitet - sie werden auch nach mir suchen.«
»Ich fürchte, ja.«
»Wenn mich die Polizei findet, findet mich auch Mouser.«
»Nun …«
»Sie haben den Strom abgedreht, Luke. Ich hätte nie gedacht, dass sie so etwas zustande bringen.«
Er schlürfte seinen Kaffee. »Wenn du mit der Polizei redest, kannst du mich entlasten.«
»Was dich wirklich entlasten würde, wäre dieses Geld. Du musst irgendwie beweisen, warum dich Eric entführt hat. Dann reichst du das Geld und alle Informationen zur Night Road ans FBI weiter.«
Würde er wirklich alles dem FBI übergeben? Die fünfzig Millionen und seinen verräterischen Stiefvater? Er wollte Henry nicht ins Gefängnis bringen. Er schämte sich selbst ein wenig, dass er Henry den Tod wünschte für das, was er ihm
angetan hatte. Nein. Er barg sein Gesicht in beiden Händen und ließ den Hass und die Wut vorbeigehen. »Du hast keine Ahnung, worauf du dich da einlässt, Aubrey.«
»Ich kann der Polizei auch nicht mehr sagen, als ich dir gesagt habe. Ich denke, wir sollten erst einmal beisammenbleiben.«
Das Verantwortungsgefühl lastete schwer auf ihm. Er hatte seine Konfrontation mit der Night Road nur sehr knapp überlebt; sie hatte keine Ahnung, wie brutal diese Leute ihre Ziele verfolgten. Doch er sah die Entschlossenheit in ihrem Gesicht und entschied, nicht mit ihr zu streiten. Wenn sie sich verstecken wollte, so konnte er ihr deswegen keinen Vorwurf machen. Wenn sie ihm half, so tat sie das sicher auch für Eric. »Dann bleiben die beiden Entführten eben beisammen.«
»Ja«, bestätigte sie leise. »Ich hab nie gelernt zu kämpfen, ich weiß auch nicht, wie man sich versteckt, aber ich will diese Leute nicht einfach davonkommen lassen nach allem, was sie uns angetan haben - mir und Eric und dir.«
Ihre Entschiedenheit machte ihm Mut. »Eins versteh ich nicht - warum hat sich Eric nicht einfach mit dem Geld irgendwo versteckt? Warum ist er nicht wirklich nach Thailand geflogen?«, fragte er.
»Er hat heute Abend gesagt, dass er einen Deal geschlossen hat - das war kurz bevor du gekommen bist. Wir haben ein Glas Wein getrunken, um es zu feiern, aber er hat mir noch keine Details verraten.«
»Einen Deal.«
»Ja, jemand mit viel Macht würde uns schützen - so wie es dieser Mouser gesagt hat, bevor er Eric erschossen hat.« Sie räusperte sich und rieb sich die Augen. »Ich war wütend auf Eric, weil er mich in das alles hineingezogen hat. Ich wollte
nichts damit zu tun haben, und er wollte mich davon überzeugen, dass ich nur durch ihn wieder rauskomme.«
»Wer sollte ihn schützen? Vielleicht könnten diese Leute uns auch schützen.«
»Vielleicht«, sagte sie. »Aber er nannte es einen Deal, also muss er ihnen auch etwas gegeben haben.«
»Die fünfzig Millionen«, meinte Luke.
Er erinnerte sich an die Papiere, die er in Erics Taschen gefunden hatte, als er die Pistole holte. Er zog sie aus der Gesäßtasche und glättete sie auf dem Tisch.
»Was ist das?«, fragte Aubrey.
»Das
Weitere Kostenlose Bücher