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Vertrau mir

Vertrau mir

Titel: Vertrau mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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fragte sie leise.
    »Besser als erwartet. Man weiß über die Entführung Bescheid. Am Tisch neben mir tut sich die Frau durch besonders radikale Ansichten hervor. Sie macht keinen Hehl aus ihrer Sympathie mit den Entführern. Möglich auch, dass sie mit an der Sache beteiligt ist.«
    Anna sah sich nicht zu der Frau um. Gott sei Dank, dachte Maike. Sie hatte nämlich vergessen, Anna darauf hinzuweisen.
    »Meinen Sie die mit den kurzen dunklen Haaren?«
    »Ja.« Maike wunderte sich. Prägte sich Anna Personen so schnell ein? Dann erinnerte sie sich, dass Anna beim Hereinkommen etwas länger auf diese Frau geschaut hatte als auf die anderen im Lokal. »Kennen Sie sie?«
    »Das ist Claudia Schrader.« Anna ließ Maike keine Zeit für weitere Fragen. »Seien Sie doch vernünftig«, begann sie nun mit erhobener Stimme. »Das hier ist nichts für Sie. Wenn Sie damit anfangen, haben Sie in höchstens einem Jahr ein ellenlanges Vorstrafenregister. Es gibt andere Mittel und Wege, um sich zu engagieren.«
    »Hören Sie doch auf. Aufklärungsarbeit, Protestresolutionen schreiben. Denken Sie, damit ändert sich was?« Maike stieg in den »Streit« ein. »Das ist doch Zeitverschwendung. Dadurch rütteln Sie niemanden wach. Ich will aber etwas bewirken. Wirklich etwas verbessern.«
    »Das können Sie auch. Es braucht eben alles seine Zeit.« Anna tat, als wolle sie Maike beschwichtigen.
    »Zeit!« rief die laut. »Zeit ist aber das, was die Tiere am wenigsten haben.« Maike erhob sich etwas aus ihrem Stuhl, beugte sich zu Anna vor, so dass es den Anschein erweckte, sie wäre wütend. »Während dieser Zeit muss nämlich eine Unzahl Tiere weiterhin unter den unwürdigsten Bedingungen leben und sterben«, zischte sie Anna an. »In Zuchtbetrieben, auf dem Weg zum Schlachthof, in den Labors.« Maike ließ sich wieder auf den Stuhl zurückfallen, hob dafür ihre Stimme an. »Wir wissen doch alle, dass dort nicht nur Puder und Cremes getestet werden. Weil wir uns für was Besseres halten und eine Entwicklungsstufe höher stehen als alle anderen Tiere, experimentieren wir an ihnen herum. Das muss man sich mal klarmachen. Ausgebildete Wissenschaftler wollen uns weismachen, dass Versuche mit zum Beispiel Psychopharmaka an Ratten oder Hunden Aufschluss über die Wirkung auf den Menschen geben sollen. Ja, was denn nun? Sind wir nun höher entwickelt oder nicht? Haben wir so viel mit dem Verhalten von Ratten und Hunden gemein? Stehen wir plötzlich doch wieder auf derselben Stufe der Entwicklungsleiter?«
    Eines musste Anna zugeben. Maike hatte den Nachmittag wirklich nicht vertrödelt. Offensichtlich hatte sie sich gut über das Thema informiert. Ihre Argumentation hatte Hand und Fuß. Allerdings fiel es Anna schwer zu beurteilen, ob Maike einfach nur gut schauspielerte oder ob die Bilder bei ihr wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatten.
    »Ich werde jedenfalls nicht länger dabei zusehen«, rief Maike aufgebracht. »Und ich suche mir Leute, die genauso denken wie ich. Sie, Anna, hatten auch mal Ideale. Aber Sie haben sie verraten. Sie haben sich feige zurückgezogen und sehen zu, wie andere die Risiken auf sich nehmen. Sie sagen, Sie können es mit Ihrem Gewissen nicht vereinbaren, dass Menschen im Kampf verletzt werden oder gar sterben? Ich schon. Wenn es sich dabei um Leute handelt, die so etwas gewissenloses tun. Und außerdem: So ist das eben in einem Kampf. Es gibt immer ein paar Opfer.«
    »Herrgott noch mal, Maike. Ist Ihnen klar, mit wem Sie sich anlegen wollen? Die Pharmaindustrie, die Lebensmittelindustrie. Zwei Giganten der Wirtschaft. Den Kampf können Sie nicht gewinnen. Sie werden das Opfer sein! Begreifen Sie das doch.«
    »Das muss nicht Ihre Sorge sein.«
    Anna fand, das war ein gutes Stichwort für ihren Abgang. Abrupt stand sie auf. »Dann tun Sie doch, was Sie nicht lassen können. Ich habe Sie mehr als einmal gewarnt.« Damit verließ sie das Lokal. Anna wusste, Maike würde nicht lange warten müssen, bis Claudia sich zu ihr gesellte. Sie hatte während ihres »Streites« mit Maike Claudia aus den Augenwinkeln beobachtet. Die hatte natürlich auch Anna sofort erkannt. Ihre Neugier auf Maike war damit doppelt geweckt.
    Anna fuhr mit einem unguten Gefühl im Bauch nach Hause. Dieser Tag ging ihr mächtig an die Substanz. Erst tauchten kurz nacheinander zwei Leute von der Kripo bei ihr auf und erinnerten sie an Zeiten, die sie lieber vergessen wollte. Dann kam einer von ihnen, genauer gesagt eine, auch noch

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