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Vertrau mir

Vertrau mir

Titel: Vertrau mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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standen am Billardtisch. An den Computern, etwas abseits, saßen drei Figuren und surften im Internet. Die Dartscheibe benutzte keiner. Alles in allem zählte sie an die zwanzig Gäste. Wer von ihnen gehörte zur Tierschützerszene und wer war nur zufällig hier? Dass Maike im richtigen Lokal war, daran bestand kein Zweifel.
    Gleich neben dem Eingang kam sie an einem Regal mit Zeitungen vorbei. Tagespresse und Zeitschriften wie »Tierschutz«, »Tierreport«, »Tier und Konsum«, »Tierrechte«. Maike nahm zwei davon, bestellte bei der Dame hinterm Tresen einen Kaffee und setzte sich an einen freien Tisch, in der Nähe einer dreiköpfigen Gruppe, die hitzig diskutierte. Maike tat, als vertiefte sie sich in die Lektüre, während sie versuchte, vom Nachbartisch was aufzuschnappen. Das war einfacher als erwartet. Die drei beachteten das Geschehen um sich herum nicht.
    Eine Frau mit Kurzhaarschnitt sagte mit Eifer in der Stimme: »Die Aktion trifft mitten ins Herz unserer Gegner, rüttelt am Fundament ihrer Lebensweise, macht ihnen klar, wie verletzbar auch sie sind. Und genau so muss es sein, damit die uns ernst nehmen. Gerade solche Manager sind es doch, die die Tierversuche befehlen. Bisher glaubten die, sie können ungestraft wehrlose Tiere foltern und morden. Damit ist es nun vorbei.«
    »Ja, sicher. Aber eine Entführung. Das bedeutet, Unrecht mit Unrecht zu bekämpfen«, widersprach der junge Mann am Tisch. Sein Teint war blass.
    Maike konnte ihr Glück kaum fassen. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass sie in das Lokal kam und prompt ein Gespräch mithörte, in dem es um die Entführung ging? Mathematisch ging sie jedenfalls gegen Null. Aber eben nur mathematisch. Rein praktisch war so ein Zufall offenbar dennoch möglich.
    Auf Anweisung Wallbachs herrschte Nachrichtensperre über den Fall. Weder Fernsehen noch Zeitungen hatten bisher Wind davon bekommen. Wenn diese Frau trotzdem Kenntnis von der Entführung hatte, dann nur, weil man in der Szene darüber Bescheid wusste. Da der Junge offenbar gegen diese Aktion war, schien seine Beteiligung unwahrscheinlich. Die Frau dagegen, die die Entführung befürwortete, lohnte es genauer zu beobachten.
    »Wie soll man den Leuten denn sonst klarmachen, was es für ein Wahnsinn ist, was sie tun«, sagte die gerade eindringlich. »Jedes Jahr leiden allein in Europa zehntausend Primaten in Laborexperimenten. Benutzt, um pharmazeutische und andere chemische Produkte zu testen. Die Tiere enden aufgeschnitten und seziert in einem Abfalleimer. Ich bin der Meinung, die Verantwortlichen für diese Experimente haben nichts anderes verdient, als so etwas einmal am eigenen Leib zu erfahren.«
    »Aber man kann sie ja nicht in Käfige sperren und ihnen Krankheitserreger injizieren oder Stromschläge verpassen. Das ginge dann wohl doch zu weit.«
    »Ehrlich gesagt, finde ich das nicht. Wir müssen Gleiches mit Gleichem vergelten. Nur das gebrannte Kind scheut das Feuer.«
    Nun meldete sich auch der Dritte in der Runde zu Wort. »Natürlich ist dieser Gedanke niemandem fremd. Aber es ist eben nur ein Gedanke. Die Realisierung liegt weit weg von allen Vorstellungen.«
    Anscheinend nicht für die Frau, die mit glühendem Gesicht auf die anderen beiden einredete. »Ihr vergesst offenbar, dass unsere Gegner solche Skrupel nicht haben. Wir haben Opfer zu beklagen. Denkt an Bianca. Sie wurde bei der letzten Blockade von Tiertransportern fast überrollt. Den Rest ihres Lebens sitzt sie querschnittsgelähmt im Rollstuhl.«
    »Das mit Bianca war wirklich tragisch. Aber wir sind doch keine Kriminellen. Wenn wir derartige Gewalt, wie du sie gutheißt, anwenden, stellt uns das mit den Tiermördern auf eine Stufe«, lehnte der mit dem blassen Teint ab. Aber Maike sah auch das nachdenkliche Gesicht des Dritten in der Runde, der ja eben selbst andeutete, wie verlockend der Vergeltungsgedanke sei. Der Radikalismus der Frau schien bei ihm nicht gänzlich auf Ablehnung zu stoßen. Die Frage, die Maike hauptsächlich beschäftigte, war: Sympathisierte die Frau nur mit den Entführern oder gehörte sie zu ihnen? Beides war möglich. Ihre Worte ließen keinen eindeutigen Schluss zu.
    Anna kam herein. Sie erspähte Maike schnell. Auf dem Weg zu ihr ließ sie ihren Blick über die anderen Anwesenden im Lokal gleiten. An der Frau mit den eigenwilligen Vorstellungen über ausgleichende Gerechtigkeit blieb sie kurz haften. Dann war Anna an Maikes Tisch angelangt, setzte sich zu ihr.
    »Wie läuft es?«

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