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Vertrau mir

Vertrau mir

Titel: Vertrau mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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das Klügste, eine Ausnahme zu machen.«
    Maike provozierte weiter. »Du bist so schrecklich vernünftig. Immer auf der Hut. Tust du denn nie etwas aus einem Gefühl heraus? Ganz spontan?«
    »Das fragst ausgerechnet du? Die Meisterin der Rationalität?« schoss Anna zurück.
    »Was soll das heißen?« fragte Maike verblüfft. »Denkst du, ich habe keine Gefühle?«
    »Keine, die nackte Beine oder andere Körperteile betreffen«, provozierte Anna nun ihrerseits.
    »Da irrst du dich aber gewaltig.«
    »Na, das ist zu hoffen.« Anna grinste.
    »Ich kann es dir sogar beweisen«, erwiderte Maike.
    »Ach ja? Wie das denn?«
    Ehe Anna es sich versah, saß Maike auf ihrem Schoß und Anna hatte Schwierigkeiten, ihre Hände an einer unverfänglichen Stelle zu belassen. Maike dagegen legte einen Arm um Annas Hals. Den anderen Arm, genauer die zugehörige Hand, legte sie auf Annas Brust, streichelte sie sanft. Anna saß da wie elektrisiert, konnte sich nicht entziehen, wollte es nicht. Maikes Gesicht näherte sich ihrem, zwei dunkle Augen zogen Anna in ihren Bann. Maikes Kuss war sinnlich, hingebungsvoll und dauerte eine wundervolle kleine Ewigkeit. Als er vorbei war, fühlte Anna sich leicht schwindelig.
    »Das magst du, oder?« hörte sie Maike leise fragen.
    Anna räusperte sich, griff unter Aufbringung all ihrer Kräfte Maikes Hand und führte sie von ihrer Brust weg. »Nun hast du eindrucksvoll demonstriert, wie du Gefühle hervorrufen kannst, aber noch lange nicht, dass du selbst welche hast.«
    Maike sah Anna verdattert an. »Du glaubst, ich küsse dich einfach nur aus Spaß?«
    »Keine Ahnung, warum du es tust. Jedenfalls glaube ich nicht, dass es was mit mir zu tu hat. Vielleicht bist du neugierig geworden, nachdem du weißt, dass ich lesbisch bin. Willst mal was Neues ausprobieren.«
    »Du liegst völlig daneben«, sagte Maike. Sie löste sich von Anna, stand auf, suchte nach Worten. Eigentlich wollte sie über ihr Gefühl für Anna sprechen. Das Problem: Sie konnte es nicht formulieren, dieses Gefühl. Maike winkte resigniert ab, ging ins Bad. Kurze Zeit später kam sie wieder – vollständig bekleidet. »Damit dürfte alles wieder in normalen Bahnen laufen. Vergessen wir, was passiert ist, okay?« Das war wohl doch das Vernünftigste. Wozu von Gefühl reden, wenn Anna sowieso überzeugt war, sie, Maike, wäre zu so etwas nicht fähig.
    Anna war einverstanden. »Nichts lieber als das.«
    Maike setzte sich Anna gegenüber. »Gut. Dann sollten wir uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren.«
    »Du meinst auf deinen Fall und was ich diesmal für dich tun soll«, vermutete Anna.
    »Ich brauche deine Hilfe«, bestätigte Maike Annas Vermutung. Sie dabei anzusehen, fiel ihr schwer. Nicht, weil sie ein schlechtes Gewissen verspürte, Anna schon wieder um etwas zu bitten. Sondern weil sie sich fragte, woher das Verlangen gekommen war, Anna zu küssen?! Noch dazu so . Als sie sich bei Anna auf den Schoß setzte, tat sie das im Scherz. Plötzlich berührte ihre Hand Annas Brust, und ehe sie es sich versah . . . Anna konnte natürlich nichts von ihrer inneren Aufruhr ahnen, hielt den Kuss für – ein Experiment, einen Ausrutscher, was auch immer –, nahm ihn in jedem Fall nicht ernst. Und Maike wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Sollte sie erleichtert sein oder enttäuscht? In jedem Fall war sie absolut verwirrt und hatte große Mühe, sich das nicht anmerken zu lassen.
    »Meine Hilfe. Wieder mal«, bemerkte Anna in Maikes Gedanken hinein und rief sie damit zurück in die Realität.
    Maike riss sich so gut es ging zusammen. »Ich habe dir doch erzählt, dass ich für die Gruppe den gestohlenen Tiertransporter fahren soll. Morgen ist es so weit. Ich vermute, dass der Ort, wo ich den Transporter abgeben soll, eine Art Basislager der Gruppe ist. Genaueres bekomme ich erst morgen zu erfahren.«
    »Ja und?« Anna sah Maike fragend an. »Ist doch prima. Dann gibst du deinen Kollegen anschließend den Ort bekannt und ihr könnt ihn durchsuchen.«
    »So einfach ist das nicht«, widersprach Maike. »Ich muss erst sicher sein, dass wir dort wirklich etwas, besser gesagt jemanden, finden. Wenn die Durchsuchung erfolglos wäre, hätte ich nur meine Tarnung verspielt.« Sie war jetzt wieder voll in ihrem Element. Der Gefühlsausrutscher von eben lag irgendwo verdrängt in ihrem Kleinhirn. »Ich habe mir Folgendes überlegt: Statt nach der Aktion, also wenn ich den Transporter abgeliefert habe, so schnell wie möglich

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