Vertrau mir
von – wo auch immer – zu verschwinden, verstecke ich mich in der Nähe und warte die Nacht ab. Im Schutz der Dunkelheit werde ich dann alles gründlich unter die Lupe nehmen und nach Hinweisen auf die Entführten suchen.«
Anna schwieg. Wie alle Ideen Maikes klang auch diese nicht gut in ihren Ohren. Anna sah aus, als hätte sie Bauchschmerzen.
»Jetzt meine Bitte an dich.« Maike schaute Anna an. »Ich brauche einen zweiten Mann – ähm, ich meine eine zweite Person, so dass wir uns gegenseitig den Rücken freihalten können.«
Anna überlegte nicht lange. »Ich will davon nichts wissen«, lehnte sie rigoros ab. »Frag doch einen deiner Kollegen.«
»Meine Kollegen sind gute Polizisten. Und genau darum habe ich Angst, dass sie zu übereifrig reagieren. Mit dir würde ich mich wohler fühlen.«
»Ich denke nicht daran, mich da hineinziehen zu lassen«, lehnte Anna weiterhin ab.
»Du steckst bereits mittendrin«, erinnerte Maike sie.
Anna seufzte. »Da hast du leider recht. Und ich weiß auch, wessen Schuld das ist. Doch ich muss mich ja nicht noch weiter verstricken«, sträubte sie sich.
Zehn Minuten später hatte Maike Anna so weit.
»Ich verwünsche mich dafür«, sagte Anna verzweifelt. »Und dich natürlich auch.«
»Ich weiß.« Maike lächelte schwach. »Trotzdem danke. Sobald ich also morgen vor Ort bin und die Gelegenheit habe, rufe ich dich per Handy an, um dir den Weg durchzugeben.« Sie stand auf. Unentschlossen, ob sie Anna zum Dank umarmen sollte oder nicht, ließ sie es lieber bleiben. Nur keine Intimität riskieren, die dann wieder aus dem Ruder lief. »Bis morgen.« Sie hatte es plötzlich eilig wegzukommen.
11.
D ie Nacht schlief Maike schlecht. Einerseits war innere Anspannung der Grund dafür. Die bevorstehende Tierbefreiungsaktion würde, das war zumindest ihre Hoffnung, entscheidend zur Aufklärung des Falles beitragen. Doch das war nicht alles. Und vor allem nicht das Entscheidende. Schließlich befand sie sich oft in Situationen, wo die Lösung eines Falles in die kritische Phase ging. Was ihr allerdings nicht so häufig passierte, war, dass sie sich einer Frau so mir nichts dir nichts auf den Schoß setzte und sie küsste. Und, wenn sie ehrlich war, dies gern wieder tun würde. Die Frage, was mit ihr los war, hielt Maike lange wach. Im Ergebnis dessen fühlte sie sich nun ziemlich zerschlagen und müde.
»Diese Uniform ist viel zu eng. Und ich fühle mich absolut unwohl in ihr«, brummte Claudia. Der Parkplatz, auf dem sie standen, bot nicht den geringsten Schutz vor dem Nieselregen. Claudia setzte kurz das Fernglas ab, mit dem sie die herannahenden Autos zeitig genug ausmachen konnte. Bisher war der Tiertransporter nicht dabei. Es musste ein blauer Kleintransporter sein.
Aber es war nicht nur die Uniform, die ungewohnt aussah. Statt der schwarzen Masken, die bei den nächtlichen Aktionen sonst üblich waren, hatten sie, um auch bei Tage ihre Anonymität zu wahren, Perücken und Brillen auf. Auf die Art würde, wenn sie der Fahrer von GUTTrans später beschrieb, ein falsches Porträt entstehen.
»Ich glaube, da kommt er.« Claudia lief einige Meter vor und begann Zeichen zu geben. Da sie hundert Meter vor dem Rastplatz ein Schild aufgestellt hatten, welches die Geschwindigkeit mit Hinweis auf eine Fahrzeugüberprüfung herabsetzte, folgte der Fahrer Claudias Aufforderung und fuhr auf den Rastplatz. Maike winkte ihn weiter zu sich und wartete, bis der Kleintransporter neben ihr stoppte. Der Mann kurbelte das Fenster herunter, sah sie abwartend an.
»Guten Tag. Verkehrskontrolle. Bitte stellen Sie den Motor ab und zeigen Sie uns Fahrzeugpapiere und Führerschein«, spulte Maike ab. Der Mann kramte eine Weile herum, dann reichte er ihr die Papiere heraus. »Bitte.«
Claudia, die mittlerweile neben Maike stand, kam ihr zuvor und nahm ihm die Dokumente ab. Nach einem kurzen Blick darauf sagte sie: »Würden Sie mir bitte zum Zweck der Datenüberprüfung zu unserem Wagen folgen, während meine Kollegin mal um Ihren Transporter geht? Was haben Sie geladen?«
»Kleintiere.«
»Wie ist die Ladung gesichert? Machen Sie doch mal auf, damit wir einen Blick hineinwerfen können, ob alles in Ordnung ist.«
Der Fahrer stieg aus. Sie gingen um den Kleintransporter. Der Mann öffnete die Verladerampe. Im Inneren des Wagens hoppelten jede Menge nervöse Meerschweinchen und Hasen in ihren Käfigen herum. Auch Käfige mit Katzen und Hunde konnten sie ausmachen. Maike sah Claudia
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