Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vertrau mir

Vertrau mir

Titel: Vertrau mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
Vom Netzwerk:
Ohren wurden heiß, sie schluckte. Schnell trat sie einen Schritt zurück, stieß sich dabei am Küchenschrank. Sie rieb sich den schmerzenden Hüftknochen.
    Maike sah Anna forschend an. »Was hast du?«
    Nichts! Was sollte ich schon haben. Es passiert mir jeden Tag, dass eine attraktive Frau sich mir bis auf wenige Zentimeter nähert, so weit, dass ich ihre Nähe fühlen, sie riechen kann, und mir dann die Wange streichelt und zweideutige Worte zuflüstert. Eine Frau, die mich schon zwei Mal mit ihrem Kuss in ein Gefühlschaos stürzte.
    »Du wirkst nervös«, analysierte Maike Annas Zustand goldrichtig.
    »Das täuscht«, log diese tapfer. Was sie nun wirklich nicht brauchte, war, dass Maike dahinterkam, was sie gerade in ihr ausgelöst hatte. Anna hätte interessiert, was sich Maike dabei dachte, wenn sie sie einfach küsste oder ihr so nahe kam wie eben. Dachte Maike sich überhaupt was dabei? Oder tat sie es ganz unbewusst? Oder im Gegenteil ganz bewusst, um sie herauszufordern, zu provozieren? Um mit ihr zu flirten?
    Was auch immer, Anna rief sich ins Bewusstsein, dass es ohnehin bald vorbei sein würde. Wenn Maike vom Fall abgezogen worden war, brauchte sie ihre Hilfe nicht mehr. Dann bestand auch keine Veranlassung mehr für sie, bei ihr aufzutauchen. Sie würden sich nicht mehr sehen, und solche Szenen würden der Vergangenheit angehören. Alles wäre wie früher. Bei dem Gedanken wurde Anna merkwürdig flau im Magen.
    »Na gut.« Maikes durchdringender Blick traf Anna. Sie stand immer noch dicht vor ihr. Dann schüttelte Maike den Kopf, so als schüttelte sie einen Gedanken ab. »Danke für die Sandwichs. Ich fahre jetzt nach Hause. Entschuldige, dass ich dich so spät gestört habe. Ich weiß auch nicht, warum ich gerade zu dir gekommen bin, um meinen Frust abzulassen. Aber danke, dass du mir zugehört hast.«
    »Keine Ursache«, sagte Anna nur. Zu mehr war sie nicht fähig. Selbst bei dieser kurzen Antwort zitterte ihre Stimme leicht.
    Maike sah Anna fragend an. »Bist du in Ordnung?«
    »Aber ja.« Anna versuchte ein Lächeln.
    »Sicher?«
    Sie nickte nur. War Maike nicht klar, dass dies ein Abschied war? Offensichtlich nicht. Oder es spielte für sie einfach keine Rolle. »Na dann, mach’s gut.« Maike ging langsam zur Tür. Dort angekommen, drehte sie sich noch einmal um. »Und noch mal danke für alles.«
    Dann war sie weg. Anna starrte die Tür an, durch die Maike gegangen war. Und mit ihr die Chance zu sagen, dass sie sie vermissen würde. So absurd das war. Genau das würde sie tun. Auch wenn Maike und sie sich die meiste Zeit gestritten hatten, nie über etwas einig waren. Trotz all ihrer Gegensätze. Sie mochte sie.
    Und kannst du dieses »Mögen« etwas genauer beschreiben? Nein, das konnte sie nicht. Sie wollte es nicht. Sie dachte am besten nicht weiter darüber nach. Wozu auch? Maike war gegangen.

13.
    » N a, wird ja auch Zeit«, begrüßte ihr Kollege Pelzer Maike am nächsten Morgen, als sie ins Büro kam. »Wie lange soll ich den Kram hier noch allein machen? Oder glaubst du vielleicht, der Chef hätte mir jemanden als Hilfe zugeteilt?« brummte er in seiner typisch mürrischen Art. Markus Pelzer war nicht gerade das, was man eine Frohnatur nannte. Er schob das auf seinen Beruf, in dem er so wenig Erfreuliches erlebte, wie er selbst sagte. Maike glaubte, es machte ihm einfach Spaß, schwarzzusehen, wo andere das Grau suchten.
    »Du tust mir ja so leid, mein Kleiner«, ärgerte sie ihn. An seine ein Meter fünfundsechzig erinnert zu werden, liebte er gar nicht.
    Markus revanchierte sich prompt. »Wenn ich es mir genau überlege, es war gar nicht so schlecht ohne dich. Endlich mal keine Schlaubergerin um mich herum.«
    »Nach dem das nun geklärt ist, können wir ja endlich anfangen«, sagte Maike grinsend. »Was ist in den letzten Tagen passiert?«
    »Der Mordfall Franke ist abgeschlossen. Der Mann war hoch verschuldet, Firma und Haus mit Hypotheken belastet, da hat er sich bei einem Kredithai Geld geliehen und natürlich nicht zurückzahlen können. Der Mann wurde kurz vor seinem Tod zwei Mal in die Unfallstation eingeliefert. Gebrochener Finger, gebrochene Rippen. Jedesmal gab er an, unglücklich gestürzt zu sein.«
    »Zahlungsaufforderungen«, vermutete Maike.
    »Ja. Als er denen nicht nachkam, gab es beim dritten Mal kein Pardon mehr. Aber wir konnten dem Geldverleiher nicht nachweisen, dass er den Auftrag für Frankes Tötung gab. Wir haben nur seinen Handlanger verhaften können.

Weitere Kostenlose Bücher