Vertrau mir
Der behauptet steif und fest, sein Chef habe nichts mit der Sache zu tun.«
»Na klar, was sonst.« Maike schaltete ihren Computer an. »Wie weit bist du im Fall mit der toten Schülerin Maria?«
»Das Labor sagt, Maria ist an einer Überdosis gestorben. Einer Mischung aus Alkohol und Drogen. Nach Aussage der Eltern nahm das Mädchen aber keine Drogen. Und Alkohol trank sie auch nie.«
»Eine Sechzehnjährige, die keinen Alkohol trinkt? Wer soll das denn glauben?«
»Das stimmt. Maria hat eine seltene Erbkrankheit. Sie ist Bluter. Sie bekommt regelmäßig Injektionen, und Alkohol würde ihr Krankheitsbild extrem verschlechtern. Der Täter wusste das nicht, denn er wollte es so aussehen lassen, als wäre Maria Opfer ihres eigenen Übermutes geworden.«
»Oder er wusste es und mischte extra den Cocktail, um es so aussehen zu lassen, als wusste er es nicht.«
»Natürlich auch möglich. Wie dem auch sei. Es gibt eine ganze Schulklasse voller Verdächtiger. Das Mädchen hat nacheinander, und auch schon mal gleichzeitig, alle Jungs der Klasse angemacht. Das fanden ihre Klassenkameradinnen nicht lustig, weil viele der Jungs mit einer von ihnen liiert waren. Die Jungs machten Schluss, aber dann ließ Maria sie einfach abblitzen. Was die wiederum nicht cool fanden.«
»Wie viele der Teenies haben ein Alibi?«
»Alle. Sie geben es sich gegenseitig.«
»Klar. Sie decken den Mörder oder die Mörderin. Halten es für eine Art Ehrensache gegenüber der Person, die das tat, woran sie selbst gedacht, es sich aber nicht getraut haben.«
Markus nickte bestätigend. »Genau den Eindruck habe ich auch. Wir müssen das schwache Glied in der Kette finden, um den Fall zu knacken. Denjenigen, der Gewissensbisse hat. Aber wer kann das sein?« Markus kratzte sich nachdenklich am Kopf.
»Der Klassenprimus«, erwiderte Maike. »Wie hieß der noch gleich?«
Pelzer hielt mitten in der Bewegung inne, sah sie an. »Tino Nolte. Aber wie kommst du darauf?«
»Weil er mal was werden will. Wozu strebt er sonst? Ein Fleck in seiner Vergangenheit – und das ist ein nicht aus der Welt geräumter Mordverdacht in jedem Fall – reicht aus, ihm seine Zukunft zu verbauen. Zumindest können wir ihm das erzählen. Wir sollten ihn mal zu uns einladen.« Sie grinste Markus an. »Na? Nun bist du doch froh, dass ich wieder da bin.«
»Erst mal abwarten, ob deine Theorie taugt«, erwiderte er zurückhaltend.
Maike winkte ab. »Alter Pessimist.«
»Ich war es nicht. Hören Sie? Ich war es nicht.« Der Junge rutschte nervös auf dem Stuhl vor Pelzers Schreibtisch hin und her.
»Das haben wir auch nicht gesagt, Tino.« Maike stand auf. »Aber du weißt, wer es war. Und wir wollen, dass du es uns sagst.« Sie lehnte sich direkt vor ihm an den Schreibtisch.
»Ich weiß nichts. Fragen Sie die anderen.«
»Wissen die denn was?«
Seine Augen blickten starr geradeaus.
»Du weißt hoffentlich, dass du dabei bist, dir deine Zukunft zu versauen«, sagte Maike. »Die Sache ist doch die: Früher oder später finden wir sowieso raus, wie alles passiert ist. Und dann bekommen alle die, welche den Mörder gedeckt haben, große Schwierigkeiten. Behinderung bei Aufklärung einer Straftat ist ein Strafdelikt. In Mordfällen wird das besonders hart geahndet. Du kannst mit einer Gefängnisstrafe rechnen.« Sie übertrieb absichtlich, um Tino Angst zu machen. Und es wirkte. Seine Augen begannen unsicher zwischen ihr und Pelzer hin und her zu wandern.
»Sie bluffen doch nur«, erwiderte er und versuchte sich einen überzeugten Anschein zu geben. Doch seine Stimme verriet ihn. Er war durchaus nicht so sicher, wie er vorgab.
»Na, du musst es ja wissen«, sagte Maike nur. »Markus«, wandte sie sich an Pelzer und ließ den Jungen links liegen. »Wir fahren jetzt sofort zur Schule und befragen alle Schüler der Klasse noch einmal einzeln zu ihren Alibis. Jeder soll seine Aussage wiederholen. Wir vergleichen die Orts- und Zeitangaben mit den ersten Aussagen. Irgendeiner wird sich in einen Widerspruch verwickeln. Würde mich wundern, wenn es nun ausgerechnet in diesem Fall einmal anders sein sollte als sonst.« Maike zwinkerte Markus unauffällig zu. Der verstand sofort und ging auf ihr Schauspiel ein.
»In Ordnung«, nickte er und stand von seinem Stuhl auf.
»Du kannst gleich mit uns kommen, Tino«, bot Maike dem Jungen an. »Hast ja denselben Weg.«
Er nahm seine Tasche, die neben dem Stuhl stand, und folgte ihnen. In seinem Kopf arbeitete es. Das sah Maike
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