Vertrau mir
Heute früh?« meinte sie.
»Dachte ich mir. Du bist den ganzen Tag nur auf Verbrecherjagd gewesen. Ich mache dir ein paar Sandwichs.«
Maike schniefte. »Danke.« Dann erzählte sie, während Anna zwei Sandwichs mit Butter bestrich, sie mit Käse und Gurke belegte und Maike den Teller mit einem Glas Apfelsaft vor die Nase setzte.
»Das ist ja nicht sehr gut für dich gelaufen«, meinte sie, als Maike mit ihrer Erzählung fertig war. »Aber, auf die Gefahr hin, dass du mich auch in der Luft zerreißt, ich habe dich gewarnt. Claudia ist gerissen. Du hast die Sache unterschätzt.«
»Noch mehr kluge Bemerkungen? Dann nur raus damit. Ich liege sowieso schon am Boden. Da kannst du ruhig ein wenig auf mir herumtrampeln.«
»Maike, hör auf damit. Selbstmitleid steht dir wirklich nicht.«
Maike tat beleidigt. Sie brummelte etwas vor sich hin, das Anna nicht verstand. Zum ersten Mal, seit Anna Maike kannte, verhielt die sich launisch, wie sie es sonst nur von Dackeln gewohnt war. Das brachte Anna unweigerlich zum Lachen. Sie konnte nichts dagegen tun. Sie lachte, bis ihr die Tränen kamen.
Maike sagte nichts. Sah Anna nur vorwurfsvoll an. »Bist du bald fertig?« fragte sie schließlich gereizt.
»Entschuldige«, japste Anna. »Diese bockige Art passt einfach so gar nicht zu der Maike Roloff, die ich bisher kennengelernt habe. Du bist sonst immer so souverän, so selbstsicher. Du leistest dir nie Emotionen.«
»Danke. Nett zu wissen, dass du mich immer noch für gefühllos hältst. Leider hatte ich mehr Gefühl, als mir lieb war, als ich mit Claudia den Deal einging.«
»Einen Deal?« Anna konnte Maike nicht folgen.
Die wandte sich von ihr ab. Sie bereute schon, die Sache erwähnt zu haben. »Ach, nichts weiter«, brabbelte Maike.
Plötzlich war Anna so gar nicht mehr zum Lachen zumute. Sagte Maike gerade etwas von einem Deal mit Claudia? Oder hatte sie sich verhört? Anna schaute Maike direkt in die Augen. »Kannst du das noch mal wiederholen?«
Maike kaute auf ihrer Unterlippe herum. »Lieber nicht.«
Anna sah Maike zwingend an. »Raus mit der Sprache. Was ist passiert?«
Verflucht , schimpfte Maike innerlich. Warum hatte sie das nur gesagt? Jetzt gab Anna keine Ruhe. Wie sollte sie ihr die Abmachung mit Claudia erklären, ohne den Eindruck zu erwecken, dass sie Angst um Anna gehabt hatte? Für eine Sekunde standen Maikes Gedanken still. Diese Erkenntnis war neu für sie. Sie wussten nichts Rechtes damit anzufangen und fielen deshalb in eine Art Kurzzeitkoma.
»Maike!?« Annas mahnende Stimme riss sie aus ihrer Erstarrung.
»Na ja«, begann sie langsam. »Nach dem großen Reinfall, bis auf Claudia und mir hatten alle den Raum bereits verlassen, ließ mich Claudia natürlich wissen, dass ich meinen Verrat , wie sie es nennt, bereuen werde. Und da du mir geholfen hast, galt das natürlich auch dir.« Maike hielt inne. Sie wusste immer noch nicht, wie sie es formulieren sollte, ohne zu sagen, dass sie Anna hatte beschützen wollen. Im Nachhinein klang das alles auch in ihren Ohren total lächerlich. Anna war stark genug, sich selbst zu beschützen.
»Ja, und?« fragte Anna. »Was weiter?«
»Na ja, ich habe ihr gesagt, sie soll dich da raushalten. Das Ganze sei auf meinem Mist gewachsen.« Oh Gott, klang das bescheuert. Wie ein pubertierender Dreizehnjähriger, der seine Freundin beschützen wollte. Maike sah an Anna vorbei.
»Ich schätze, das hat Claudia nicht beeindruckt.«
»Nein, aber es hat sie beeindruckt, als ich sagte, dass ich sie auf der Stelle wegen des Tierdiebstahles heute morgen festnehmen kann. Die Tiere waren noch da, also klare Beweislage. Da sie dabei auch noch einen Mann einfach so angefahren hat, würde eine Haftstrafe dabei rauskommen.«
»Warum hast du es nicht getan?«
»Was?«
»Sie festgenommen.«
»So lange wir die Entführungsopfer nicht gefunden haben, ist das keine gute Idee. Wer, wenn nicht Claudia, kann uns zu den Leuten führen? Deshalb konnte ich ihr anbieten, dass ich von einer Festnahme in diesem Fall absehe, wenn sie mir für deine Sicherheit garantiert.« G erade noch mal die Kurve gekriegt, Maike! Jetzt hörte sich das Ganze schon wieder beinahe clever an.
»Das war sehr fürsorglich von dir«, meinte Anna.
War da nicht ein kleiner spöttischer Funke in ihren Augen? Maike räusperte sich verlegen. »Nicht der Rede wert.«
»Und du bist dir absolut sicher, dass Claudia mit der Entführung zu tun hat?«
»Es gibt nicht den geringsten Zweifel. Das macht es noch
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