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Vertrau mir

Vertrau mir

Titel: Vertrau mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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ihm an. Die Fahrt zur Schule würde etwa zehn Minuten dauern. Sie hoffte, dass er in dieser Zeit zu dem Schluss kam, dass es besser sei, derjenige zu sein, der bei der Aufklärung des Falles half, statt ein anderer. Sicher konnte sie sich natürlich nicht sein. Dann würde Pelzer mit seinem Pessimismus recht behalten und sie mussten den ganzen Fall noch mal von vorn aufrollen.
    Auf der Fahrt zur Schule warf Maike immer wieder einen verstohlenen Blick in den Rückspiegel und beobachtete ihren Fahrgast. Der saß nur regungslos da, die Augen auf einen imaginären Punkt vor sich geheftet. Maike bedeutete Pelzer langsamer zu fahren. Das brachte weitere, vielleicht entscheidende Minuten. Das Schulgebäude kam bereits in Sicht, und Tino schwieg immer noch. Pelzer hielt den Wagen vor der Schule an.
    »Okay«, sagte Maike zu ihm. »Dann mal an die Arbeit. Wird sicher ein langer Tag.« Sie öffnete die Autotür und stieg aus. Ihr Kollege ebenso. »Was ist?« rief sie dem Jungen zu. »Willst du dort Wurzeln schlagen? Komm schon!«
    Er rührte sich nicht. Maike sah Pelzer über das Autodach hinweg triumphierend an. Dann setzte sie sich zurück in den Wagen.
    »Also? Was willst du uns erzählen?«
    »Glaubst du, er sagt die Wahrheit?« fragte Pelzer, als der Junge gegangen war. »Alles war nur das Ergebnis von Übermut? Ein Partyspiel um falsch verstandenen Mut, das außer Kontrolle geriet? Maria hätte sich doch niemals daran beteiligt. Sie wusste, dass Alkohol ihr schadet. Für sie glich das Spiel russischem Roulette.«
    »Wir dürfen den Gruppenzwang nicht unterschätzen. Für Jugendliche in Marias Alter erfordert es eine Menge Rückgrat, sich dem zu entziehen. Zumal sie sich ja nicht gerade beliebt gemacht hatte, wie wir wissen.«
    »Eben«, meinte Pelzer. »Warum sollte sie es dann bei diesem dämlichen Spiel versuchen?«
    »Da hast du nun wieder recht«, gab Maike zu. »Also lügt unser Klassenprimus. Er hat uns ein Schauspiel abgeliefert. Warum?«
    »Weil er mit dem Tod von Maria was zu tun hat, natürlich. Er hat uns die ganze Zeit glauben lassen, er ist der klassische Streber, der von den anderen ausgemoppt wird. Aber das stimmt vielleicht gar nicht. Was, wenn er der Chef der Truppe ist? Er könnte die anderen in ihren Aussagen instruiert haben. Wir müssen rausbekommen, ob auch er mit Maria was hatte. Wenn sie ihn abblitzen ließ wie alle anderen, hat ihm das sicher nicht gefallen.«
    Maike nickte. Pelzers Schlussfolgerung leuchtete ihr ein. Dennoch. »Das Ganze ist eine Vermutung. Wir brauchen Beweise«, sagte sie.
    »Die bekommen wir auch. Ich gehe mal eben ins Lehrerzimmer und frage nach Tinos größtem Widersacher in der Klasse. Wäre ja gelacht, wenn wir die beiden nicht gegeneinander ausspielen können. Bin gleich wieder da.«
    Pelzer ging. Maike setzte sich zurück in den Wagen und beschloss, die Wartezeit für einen Powernapper zu nutzen. Immerhin hatte sie in den letzten Tagen reichlich Überstunden geschoben. Das ging an die Substanz. Sie legte den Kopf zurück, schloss die Augen.
    Leider wollte es mit der Entspannung nicht so richtig klappen. Maikes Gedanken wanderten, statt sich auszuruhen. Und zwar wanderten sie zu Anna. Sie war so merkwürdig, als sie sich gestern voneinander verabschiedeten, wirkte irgendwie niedergeschlagen. Ob eines der Tiere krank war? Sollte sie Anna danach fragen? Sie konnte sie ja heute Abend mal anrufen. Oder lieber gleich? Nein, besser heute Abend. Da hatte sie mehr Ruhe zum Reden.
    Maike fühlte sich schlagartig besser nach diesem Entschluss, freute sich darauf, Annas Stimme zu hören, sich ihr Gesicht vorzustellen, wenn sie mit ihr sprach. Wie wenig ich doch über Anna weiß , kam es ihr plötzlich in den Sinn. Obwohl Anna ihr von ihrer Vergangenheit erzählt hatte, sie einen großen Teil ihrer Ansichten kannte – genug, sie nicht zu teilen – und wusste, dass Anna auf Frauen stand, hatte sie keinen Schimmer von dem, was in Anna vorging. Weil du dich nicht dafür interessiert hast, musste sie sich eingestehen. Du hast immer nur den Fall im Kopf gehabt, dabei weder nach links oder rechts geschaut. Selbst wenn du Anna geküsst hast, nahmst du dir nie die Zeit, darüber nachzudenken, warum du das tatst. Wenn es passierte, hast du dich irgendwie aus der Situation herauslaviert, bist einfach zur Tagesordnung übergegangen. Warum verschwieg sie Anna, dass sie Frauen mochte? Weil es unwichtig war? Weil es ihr peinlich war? Nein. Weil es dich zwingen würde, Farbe zu bekennen, wie

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