Vertraue mir (German Edition)
Maura zuckte zusammen. „Dann hoffen wir nur, dass es anhält und ich nicht wieder mutiere.“ Das klang nun ziemlich bitter. Kathleen nahm sie bei den Armen und sah sie eindringlich an.
„Maura, setze dich nicht so unter Druck! Du bist ein durch und durch lieber Mensch. Das ist dein Grundcharakter, die Trauer ist vorbei und du beginnst jetzt wieder zu leben. Schau nach vorne, nicht zurück! Alle, auch wir als Tims Eltern, haben mehr von dir, wenn du nicht zurückblickst. Wir vergönnen dir ein glückliches, neues Leben auch ohne Tim.“
„Aber kein Leben ohne uns, verstanden? So gutmütig sind wir auch nicht!“, klang Richards Stimme zu den beiden Frauen durch, deren Blicke ineinander hangen und löste die Spannung. Kathleen ließ Maura langsam los.
„Und jetzt hole ich dir eine Sonnenbrille. Dann gehen wir los, bevor es zu heiß wird.“
Richard ließ Maura nicht aus den Augen.
„Du hast eine schmale schwarze Sonnenbrille, sieht fetzig aus! Sie liegt vermutlich in deinem Wagen und der steht in der Tiefgarage deines Appartementblocks. Du fährst einen hellblauen japanischen Cabrioflitzer, denn du fährst leider gern flott. Wir können ihn ja heute Nachmittag aus der Stadt mitbringen, wenn du willst. Du kannst natürlich auch jeden zum Gut gehörenden Wagen benutzen. Immer vorausgesetzt, du weißt noch, wie Autofahren geht.“, neckte er sie mit jungenhaften Grinsen.
Das verging ihm schlagartig, als Maura auf eine edle Chevrolet-Limousine zeigte und unschuldig fragte: „Dann hast du sicher kein Problem damit, wenn ich es gleich mit dem da mal versuche?“
Richard wurde ein bisschen blass. „Ähm, Maura, ehrlich gesagt, habe ich ihn dir früher schon nicht so gerne geliehen, weil dieser Wagen nicht auf Straßenrennen ausgelegt ist. Wohlgemerkt, du hast ihn aus dem gleichen Grund nicht mögen. Du hast ihn immer als Seniorenkutsche bezeichnet.“
Maura lachte. „Und das hast du dir gefallen lassen?“
„Na ja, vermutlich lag es daran, dass man einen verbalen Schlagabtausch mit dir immer nur selten gewinnen konnte. Tim war daran allerdings immer noch schlechter als ich. Er hatte aber natürlich andere Mittel und Wege sich zu revanchieren.“
Sie war leicht rot geworden, sah ihn aber fragend an.
„Na ja, manchmal hat er dich dann sportlich auflaufen lassen, damit du dir bewusst bist, dass er mehr Kraft hat. Ein anderes Mal hat er dich dann, nachdem er dir gesagt hat er wolle einen Strandspaziergang machen, in ein Highsociety-Lokal geführt, da habt ihr ganz gut Aufsehen erregt. Der Ober wollte euch rauswerfen, aber Tim hat es durchgesetzt, dass ihr bleiben durftet. Allerdings hatte es auf dich nicht den gewünschten Effekt. Denn du hast einfach so getan, alles wäre es das Natürlichste auf der Welt, barfuß, in knappen Shorts und geknöpfter Bluse in einem solchen Lokal zu essen. Das hat Tim die Sache natürlich verdorben. Außerdem hast du dir wohl mit einem kleinen gehässigen Grinsen das Teuerste auf der Karte bestellt und dich bei ihm für den wunderschönen Abend bedankt. Einmal hat er dich allerdings wirklich geärgert, als er dir einen Riesen-Knutschfleck verpasst hat. Da musstest du bei größter Hitze mit einem Chiffontuch herumlaufen und selbst dann war er noch zu sehen. Das hat dir jede Menge Blicke und anzügliche Bemerkungen eingebracht.“
Maura lachte auf.
„Warum hatten wir keine Kinder, Dad?“
„Ihr wart erst ein Jahr verheiratet und hattet so viel Spaß! Es wäre einfach zu früh gewesen. Ich weiß auch nicht, wie es dann wohl bei euch gelaufen wäre. Denn Tim war ein sehr aktiver Mensch und du hast gerne mitgemacht. Möglich, dass es Probleme gegeben hätte, wenn du mit dem Kind zu Hause gesessen wärst, während er zum Fallschirmspringen gegangen wäre. Na ja, wenigstens hast du mit Bennett jetzt einen ruhigeren Typus Mann erwischt, er ist ja auch nicht mehr ganz so jung. Hoffentlich packte er so ein Energiebündel wie dich überhaupt!“
Das war ein Köder – Maura spürte es deutlich. Aber sie sprang nicht darauf an.
„Ja, Gabe ist sehr ruhig, da hast du Recht, Dad! Ah, da ist Mom mit einer Sonnenbrille für meine geplagten Augen! Bis später, Dad.“
Und sie ging rasch zu Kathleen hinüber, bald darauf waren die beiden Frauen hinter einer Hügelkuppe verschwunden.
Richard hatte ihnen bewegungslos nachgesehen. Sein Herz schmerzte, als er an seinen lebhaften, gut aussehenden Sohn dachte.
Tim war immer erfolgreich gewesen! Die Frauen waren hinter ihm her gewesen wie
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