Vertraue mir (German Edition)
von ihr und ging. Maura wartete einen Augenblick, bis sie ihre Selbstbeherrschung wieder gefunden hatte, dann drehte sie sich mit geröteten Wangen zum Tisch um.
Richard blickte starr auf seine Kaffeetasse, Elaine sah sie mit weit aufgerissenen Augen an und Kathleen lächelte ihr liebevoll entgegen. Sie stand auf und sagte entschlossen: „Na, dann lasst uns keine Zeit mehr verlieren, damit das Kind nach Hause und ins Bett kommt!“ Sie stupste ihren Mann sanft an die Schulter. „Richard, er hat es uns doch zuvor schon gesagt. Hast du das nicht geglaubt?“
Er sah seine Frau und dann die verlegene Maura an. „Nein,... doch, ...ich weiß nicht. Auf jeden Fall müsst ihr mir ein wenig Zeit zugestehen, dass ich mich an den Gedanken gewöhne.“ Dann stand auch er langsam auf und ging auf Maura zu. „Na dann komm, du verrücktes Huhn.“ Er schüttelte den Kopf und fing an zu lachen. Die Absurdität der Situation wurde ihm soeben bewusst.
„Erst macht sie ihm per Anwalt und Presse ein Jahr die Hölle heiß und dann raubt sie dem armen Mann auch noch den Schlaf! Maura, weißt du, ich finde, Bennett ist ein feiner Kerl, aber konntest du mir das nicht schon letztes Jahr glauben? Verliebt sich in ihren Erzfeind. O Mädchen, du passt schon auf, dass es mir nicht zu langweilig wird, nicht?“ Lachend ging er in Mauras Zimmer, nahm deren Koffer, schüttelte der fassungslosen Elaine die Hand und verschwand immer noch lachend durch die Tür.
Maura sah mit hochrotem Kopf auf den Boden. Ihre Schwiegermutter verabschiedete sich von Elaine, legte den Arm um Mauras Schultern und meinte kopfschüttelnd: „Weißt du, Maura, manchmal überrascht er sogar mich noch. Und das nach 35 Jahren Ehe, kaum zu glauben.“
Der Rest des Tages erschien Maura wie ein Traum.
Nach etwa zweistündiger Fahrt in dem Geländewagen der Callahans erreichten sie deren Weingut Killarney . Richard trug ihr den Koffer ins Haus, zeigte ihr das Zimmer, welches sie immer dort bewohnte und führte sie kurz übers Gut.
Dann gab es ein leichtes Abendessen und Maura wurde wie ein kleines Kind ins Bett geschickt. Sie schlief tief und traumlos.
Als sie am nächsten Morgen erwachte, wusste sie sofort, wo sie war. Sie duschte, zog sich an und ging nach unten. Kathleen saß am Frühstückstisch und las Zeitung. Sie blickte Maura entgegen und wünschte ihr einen guten Morgen.
Verlegen setzte sich Maura auf den leichten Rattanstuhl und sah sich neugierig in dem hellen freundlichen Zimmer um.
Gestern Abend war ihr nicht mehr nach Sightseeing gewesen. Sie hatte schon halb im Schlaf ihr Abendessen zu sich genommen und war dann ins Bett gefallen.
Aber gleich heute Morgen, als sie die Augen aufgeschlagen hatte, stand Gabes unglückliches Gesicht sofort wieder vor ihrem inneren Auge.
Unfähig, auch nur einen Moment länger liegen zu bleiben, war sie entschlossen aus dem Bett gesprungen und hatte aus dem Fenster gesehen. Die wunderschöne Landschaft der Weinberge mit den sanft geschwungenen Hügelketten hatte ihre Laune deutlich gehoben, dennoch fühlte sie eine tiefe Traurigkeit in ihrem Herzen durch das Wissen, dass es Gabe vermutlich nicht gut ging.
„Wie hast du geschlafen, Maura? Haben dich die Laster heute früh aufgeweckt?“
Kathleens sanfte Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
Sie sah ihre Schwiegermutter an und lächelte in das liebevolle Gesicht.
„Ich habe gar nichts gehört…, Mom“, dies kam nur noch mit einem kleinen Zögern, „ich habe geschlafen wie ein Stein. Was für Laster meinst du denn?“
„Wir haben eine Sendung Flaschengut für die neue Ernte bekommen und die Fahrer waren heute sehr früh dran. Richard ist draußen mit Ausladen beschäftigt. Aber nun iss erst einmal etwas.“
Maura begann sich etwas Obst auf den Teller zu legen, Kathleen schenkte ihr Kaffee in die große Steinguttasse, die mit einem Motiv von Anne Geddes bedruckt war. Maura blickte stirnrunzelnd auf die winzigen Babys, die aus Blumen und Wurzeln hervorlugten. Sie spürte Kathleens Blick auf sich ruhen und eine plötzliche Spannung im Raum. Sie sah auf und fragte leise: „Sie ist wunderschön, ist das meine Lieblingstasse oder so?“
Kathleen schluckte, ihre Hände zitterten leicht und erwiderte: „Ja, du hast sie von Tim zum Geburtstag bekommen.“
„Wann habe ich Geburtstag?“
„Am 02. Mai. Warum ist dir die Tasse aufgefallen? Wegen des Motivs? War es dir vertraut?“
Maura überlegte genau. „Ich weiß nicht so recht. Irgendwie wusste ich, dass sie eine
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