Vertraue mir (German Edition)
auf diesem Gebiet ist. Wenn er irgendwelche anderen Schlüsse ziehen sollte, setze ich mich sofort mit Ihnen in Verbindung.“
Maura schluckte und sah ihn hilflos an.
„Ja, das ist ja alles ganz wunderbar, Dr. Wenders! Aber wie soll ich mich denn jetzt verhalten? Mein bisheriges Leben wieder aufnehmen und die Leute darüber informieren, dass ich zum Beispiel von meinem Job keine Ahnung mehr habe und meine Kollegen, meinen Chef und sonst wen nicht mehr kenne und einfach abwarten? Oder kann ich irgendetwas beschleunigen? Denn wie Sie sicherlich auch gehört haben, ist Geduld keine meiner Tugenden!“, fügte sie leicht boshaft hinzu.
Gabe lachte in sich hinein. Sie meisterte es gut, seine Maura! Keine Heulszenen, kein Gejammer, sondern Initiative.
„Ehrlich gesagt, bin ich der Ansicht, Sie sollten sich eine Auszeit von allem nehmen! Soweit ich gehört habe, lieben Sie die Arbeit auf dem Weingut? Na also, bitten Sie um Beurlaubung oder kündigen Sie, aber geben Sie sich etwas Zeit, sich selbst wieder kennen zu lernen und zu entspannen. Machen Sie Arbeiten, die Ihnen Freude machen. Auf dem Gut sind auch nicht so viele Leute. Außerdem können Ihnen bestimmt Ihre Schwiegereltern über schwierige Situationen hinweghelfen. Die Leute zu informieren würde ich vorerst vermeiden, vor allem weil Sie womöglich in Gefahr sind und Ihren Feind nicht kennen.“
Auf diese allzu wahren Worte hin schwiegen alle betroffen.
Gabe war sich der Gefahr, in der Maura sich befand, immer bewusst gewesen. Er sagte entschlossen: „Ich habe mit den Nachforschungen bereits begonnen, wie wir besprochen hatten,“ er nickte in Richard Callahans Richtung, „und habe mich nach Mauras Anwalt, Vincent Garibaldi, erkundigt. Er hat nach den Geschehnissen vom 11. September in New York eine Menge Geld verloren. Leider mit Aktien meiner Firma! Auch die Aktien der Bennett Mining Company sind damals stark gefallen. Hätte er etwas Geduld gehabt, hätte er keinen Verlust gehabt, aber er hat sie genau auf ihrem tiefsten Punkt abgestoßen. Der nächste Tiefpunkt war dann nach Tims Unfall, als die Zeitungen über nichts anderes mehr berichtet haben.“
Richard sah ihn stirnrunzelnd an. „Über welche Höhe von Verlust sprechen wir denn hier?“
„Über eine halbe Million Dollar!“
Richard pfiff durch die Zähne. „Viel Geld für einen kleinen Anwalt!“
Gabe sah ihn ernst an. „Warum hat sich denn Maura damals nicht von einem ihrer Chefs vertreten lassen? Das hätte doch Sinn gemacht, oder?“
„Mr. Coburn hielt es für sinnlos, genau wie wir. Alle Unterlagen sprachen von einem tragischen Unglück. Kein Hinweis auf Fremdverschulden. Und Ihr Leumund zum Thema Sicherheit ist ebenfalls einwandfrei. Das hat uns ja unser Sohn selbst oft erzählt. Sie hätten die sichersten Stollen, die er je gesehen hätte.“
„Und ausgerechnet ihn musste es erwischen, verdammt!“ Gabe rieb sich die Augen. Und wirkte auf einmal genauso müde, wie er aussah.
Maura nahm seine Hand und atmete tief ein. Die nächste Frage ihrerseits war nach den letzten Sätzen fast peinlich, musste aber gestellt werden.
„Dr. Wenders, was ist mit mir und Mr. Bennett? Glauben Sie, dass, wenn meine Erinnerung zurückkommen sollte, dann auch mein Hass wieder da ist? Dass ich für ihn dann wieder eine Gefahr bin?“
Der Arzt sah die beiden offensichtlich Verliebten an und bedauerte bereits seine nächsten Worte.
„Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, Mrs. Callahan. Es kann sein, dass der Hass genauso groß ist wie zuvor und Sie wieder versuchen könnten, ihn zu töten! Ich glaube es allerdings nicht, denn das hieße, Sie vergäßen dann alles, was Sie zurzeit erleben und dafür gibt es keinerlei Grund. Aber glauben heißt nun einmal nicht wissen.
Die andere Gefahr ist, dass Sie mit dem dann bestehenden Gewissenskonflikt nicht fertig werden. So etwas kann im schlimmsten Fall auf eine Selbsttötung hinauslaufen.
Die dritte und angenehmste Variante wäre natürlich, Sie erinnerten sich und könnten sich mit Ihrem Inneren arrangieren, wie eine ganz normale Witwe, deren Trauerzeit vorüber ist und deren Leben mit einem anderen Mann neu beginnt.“
Gabe war aufgestanden. Er war leichenblass.
„Damit wäre es entschieden, Maura! Dass mir von dir Gefahr droht glaube ich keinen Moment, das weißt du! Aber diese zweite Möglichkeit ist entsetzlich. Das werde ich nicht zulassen! Maura, es tut mir leid. Weiß Gott, du wärst die Frau meines Lebens, aber ich will nicht für deinen
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