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Vertraue nicht dem Feind

Vertraue nicht dem Feind

Titel: Vertraue nicht dem Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Foster
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düster und verwaist bis auf ein altes Motel mit L-förmig angeordneten, einstöckigen Wohneinheiten, deren Ziegelfassaden bereits abbröckelten. Der Truck fuhr zur Rückseite des Gebäudes.
    Alice hielt an. Eine Falle? Ihr Wagen lief im Leerlauf, alle Türen waren verriegelt, und all ihre Sinne waren hellwach und auf der Suche nach Anzeichen für Gefahr. Nach einer schnellen Überprüfung des Geländes entschied sie, in die Parallelstraße einzubiegen, die nur durch ein überwuchertes, unbebautes Grundstück vom Hotel getrennt war. Sie fuhr langsam am Bordstein entlang, bis sie den Pick-up wiederentdeckte, der am Hintereingang des Hotels auf offenem Gelände parkte.
    Das aufgegebene Gebäude wirkte düster und verfallen. Im Rahmen eines zerbrochenen Fensters hingen noch einzelne Glasscherben, der gesprungene Asphalt des ehemaligen Parkplatzes war mit Unkraut überwuchert, eine der Türen war mit Graffiti besprüht, und eine einzelne Markise hing windschief in ihren Angeln und schien jeden Augenblick herabfallen zu wollen.
    In diesem heruntergekommenen Etablissement war schon seit sehr langer Zeit niemand mehr abgestiegen.
    Warum brachte der Mann dann das Mädchen da rein?
    Alice wünschte sich nichts mehr, als dass ihre Ahnungen sich als falsch erweisen würden. Sie stellte den Schalthebel in Parkposition und sah sich eilig um, entdeckte jedoch niemanden. Sie hörte eine Sirene heulen und in der Ferne das Rauschen des Verkehrs auf dem Highway.
    Sie überprüfte mit zitternden Händen den Inhalt ihrer Handtasche. Alles da. Befriedigt atmete sie noch einmal tief durch und schlug dann den Weg ein, den die Frau genommen hatte.
    Hastig lief sie über den rissigen Gehsteig zum Vordereingang des Motels, umrundete das Gebäude und sah sich dabei immer wieder aufmerksam um. Endlich entdeckte sie den Mann. Er hielt das Mädchen am Handgelenk fest und stocherte mit einem Schlüssel im Schloss einer verschlossenen Apartmenttür herum. Das Zimmer, das er sich ausgesucht hatte, lag ganz am Ende des Gebäudes. Die beiden Fenster der Wohneinheit waren von außen mit Brettern vernagelt.
    Was sollte sie nur tun? Warten, bis er hineinging und niemand sie beobachten konnte? Oder lieber sofort handeln, falls drinnen noch mehr von seiner Sorte warteten?
    Einen einzelnen Mann zu stellen war schon schlimm genug, aber wenn sie es mit zwei oder gar drei Kerlen zu tun bekäme …
    Die Entscheidung wurde ihr abgenommen, denn der Mann hatte die Tür aufbekommen und schob die Frau nun vor sich her in das Apartment.
    Verdammt, verdammt, verdammt.
    Wenn er die Tür wieder hinter sich abschloss … »
Hallo
!« Ihre eigene Stimme in der Stille zu hören versetzte ihr einen höllischen Schreck.
    Sie machte trotzdem keinen Rückzieher.
    Alice beschleunigte ihre Schritte und trabte auf das Hotelzimmer zu. »Bitte entschuldigen Sie«, rief sie noch lauter.
    Der Mann steckte verblüfft den Kopf zur Tür heraus. Sein Haar hatte eine rötlich braune Farbe, er trug ein gepflegtes Ziegenbärtchen, und sein Gesicht war pockennarbig. Er blitzte Alice wütend an, sah sich kurz um und richtete seinen zornigen Blick wieder auf sie. »Was ist?«, blaffte er.
    Alice verzog ihren Mund zu etwas, das wie ein Lächeln aussehen sollte, und winkte ihm zu. »Können Sie mir vielleicht helfen? Ich glaube, ich habe mich verlaufen, und sonst ist niemand hier …«
    »Verschwinden Sie, Lady.« Er wandte sich ab.
    Oh Gott. Alice schob die Hand in ihre Tasche und arbeitete sich näher und näher an die Tür heran. »Mein Handy funktioniert nicht mehr. Ich muss nur kurz jemanden anrufen.« Ihr Herz schlug so wild, dass es wehtat. »Bitte.«
    Seine Augen verdunkelten sich vor Wut. Er musterte sie unverfroren von oben bis unten. Dann verzerrte er den Mund zu einem Grinsen und zischte der Frau im Inneren etwas zu, ehe er Alice die Tür aufhielt. »Na schön. Kommen Sie rein, und dann sehen wir mal, was wir für Sie tun können.«
    Galle kroch ihr die Kehle hoch. Sie ekelte sich vor seiner Nähe. Ihr Blickfeld verengte sich plötzlich. Sie nickte. »Danke für Ihre Hilfsbereitschaft.«
    Als sie an ihm vorbeiging, bekam sie eine Gänsehaut, und als sie schließlich das Innere des Zimmers sah, hatte sie das Gefühl, ohnmächtig werden zu müssen. Es war dunkel. Die Farbe blätterte von den Wänden, an denen sich die freiliegenden Rohre der Klimaanlage entlangwanden. Der Teppich starrte vor Schmutz. Das Zimmer war leer bis auf einen hölzernen Schreibtisch ohne Stuhl und eine Matratze

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