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Vertraue nicht dem Feind

Vertraue nicht dem Feind

Titel: Vertraue nicht dem Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Foster
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beruhige dich.«
    »Oh Gott, oh Gott!«
    »Ich kann dich hier nicht rausholen, wenn du mir nicht hilfst.«
    Darauf reagierte sie. Sie zog die Nase hoch und wischte sie mit einer bebenden Hand ab. »Rausholen? W-wohin?«, jammerte sie verunsichert.
    »Weg von hier.« Und danach würde sie sich etwas einfallen lassen.
    Hickson ächzte. Alice verpasste ihm noch eine Ladung.
    Er sackte zuckend zusammen.
    Sie ließ den Taser wieder los und beobachtete, wie er zu Boden ging. Cheryl war keine große Hilfe. Sie musste selbst etwas unternehmen. Sie ging wieder zu Hickson und wand die Fessel unter seinen Hosenbeinen um seine Knöchel. Glücklicherweise trug er keine Stiefel, sodass sie die Fesseln richtig festziehen konnte.
    Nachdem sie mit ihm fertig war, warf sie Cheryl ein Nylonband zu. Sie kauerte am Boden und sah sie mit großen Augen an. »Cheryl, du musst seine Knöchel hiermit an das Rohr dort drüben binden.«
    Cheryl taumelte zu einem der vorstehenden Rohre.
    »Nein, das andere.« Alice ließ sie nicht aus den Augen. »Das feuchte, modrige Rohr, aus dem es tropft.«
    »Bist du Polizistin?«, fragte Cheryl und fädelte das Band durch Hicksons Fußfesseln und zwischen der Wand und der Rohrleitung hindurch. Der Zwischenraum war gerade breit genug dafür.
    »Nein, leider nicht.«
    Cheryl verharrte. »Arbeitest du für jemand anderen?«
    »Ich bin selbstständig.« Alice beobachtete Hickson, bereit zuzuschlagen, wenn er auch nur einen einzigen Muskel bewegte.
    Doch er stöhnte nur.
    Cheryl fuhr zurück und krabbelte im Krebsgang von ihm weg zu der widerlichen Matratze, kauerte sich darauf zusammen, zog die Knie an und schlang die Arme um ihre Schienbeine.
    Hickson war bewegungsunfähig und so weit von der Tür entfernt, dass er sie auf keinen Fall erreichen konnte. Außerdem würde er sich, so ans Rohr gefesselt, kaum aufsetzen können.
    Alice beschloss, ihn vorerst zu lassen, wo er war, bis sie einen Plan ausgeklügelt hatte. Auf dem Schreibtisch befand sich ein Telefon, etwas Kleingeld und ein Stück Papier, auf dem eine Nummer stand. Alice nahm alles an sich. »Hat er eine Brieftasche?«
    »Ich weiß nicht.«
    Alice hatte nicht vor, sich ihm noch einmal zu nähern. »Na gut. Komm bitte mit mir. Schnell.«
    Hickson stöhnte auf, als sie sich an ihm vorbeischlängelten. Sie achteten darauf, ihm nicht zu nahe zu kommen. An der Tür spähte Alice hinaus, steckte den Taser wieder in die Tasche und bedeutete Cheryl, ihr zu folgen.
    Als sie am Pick-up vorbeischlichen, blieb Alice stehen. Ja, sie würde es riskieren. »Warte.« Sie suchte das kleine Klappmesser in ihrer Tasche, ging auf dem sandigen, spröden Asphalt in die Knie und schnitt das Ventil von einem Reifen ab.
    Selbst, wenn Hickson es schaffen sollte, sich zu befreien, würde er nicht von hier wegkommen.
    Als sie wieder aufstand, schmerzte ihr Knie, doch sie achtete kaum darauf. »Komm.«
    Cheryl rannte mit ihr gemeinsam zum Wagen, diesmal quer über das leere Grundstück. Unkraut verfing sich in Alices Kleidern, aufgescheuchte Insekten umschwirrten sie.
    Alice bemühte sich, wachsam zu bleiben, und blickte sich prüfend nach allen Seiten um. Sie entdeckte nichts. »Weiß sonst noch jemand von diesem Hotel?«
    Cheryl rieb sich über die Wangen, die mit Wimperntusche verschmiert waren, und hetzte hinter ihr her. »Ja.«
    Sie hätte es wissen müssen. Widerlinge wie Hickson waren nie allein, sondern rotteten sich in Rudeln zusammen wie wilde Hunde. »Weißt du, wann sie wiederkommen werden?«
    Cheryl schüttelte den Kopf.
    »Ich finde es schon heraus«, meinte Alice. Wie, wusste sie allerdings selbst nicht. Früher oder später würde sie Reese doch einweihen müssen. Oder sie würde … Nein.
    Vielleicht konnte sie sich Rowdy anvertrauen. Reese verkörperte das Gesetz, für ihn gab es nur Schwarz oder Weiß. Rowdy dagegen wusste, wie nah Richtig und Falsch beieinanderlagen und dass es manchmal unumgänglich war, ungesetzlich zu handeln – wie Alice es gerade getan hatte. Rowdys Lebenseinstellung kam ihr gerade eindeutig gelegener.
    Solange er Reese nichts verriet. Sie wusste, dass anständige Männer wie die beiden zueinanderhielten.
    Immer diese Entscheidungen.
    Alice entriegelte den Wagen mit der Fernbedienung, ehe sie ihn überhaupt erreicht hatten. »Steig ein.«
    Cheryl kroch ins Auto. Alice ging zur Fahrerseite und blickte sich ängstlich nach neuen Schwierigkeiten um.
    Sie stieg ein, startete den Motor und fuhr sofort los. Zuerst geradeaus, dann links, dann

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