Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
warum ich dich hergeführt habe. Sie und meine Freunde hier in diesem Dunklen Hafen. Ich musste wissen, dass ihnen nichts passiert, wenn es so weit ist. Es auf diese Art zu machen, war das Einzige, was mir einfiel.«
Nathan machte unter seinen dicken schwarzen Brauen die Augen schmal. »Wie kannst du dir da so sicher sein?«
»Weil du allein gekommen bist«, antwortete er. »Und weil ich weiß, dass du trotz deiner Ausbildung keine Unschuldigen tötest. Ich bin derjenige, den du und der Orden wollt. Ich werde ohne Gegenwehr mitkommen. Alles, was ich will, ist, dass mein Team freies Geleit bekommt und Mira sicher nach Hause kann und dass niemand sie dafür verantwortlich macht, was mit Jeremy Ackmeyer geschehen ist, oder für die Zeit, die sie mit mir verbracht hat.«
Nathans kühler Blick durchbohrte ihn noch tiefer. »Sie weiß nicht, dass du dich ergibst.« Das war keine Frage, er stellte nur nüchtern eine Tatsache fest, kalt und akkurat. »Warum tust du ihr das an?«
»Ich habe sie schon genug verletzt. Ich will, dass das alles endlich vorbei ist.«
Nathan senkte finster die Brauen. »Du liebst sie, das ist sogar mir klar. Und ich weiß, dass du ihr etwas bedeutest. Warum flieht ihr nicht zusammen? Du hast so lange eine Lüge gelebt, warum sich jetzt ans Messer liefern?«
Kellan stieß ein sarkastisches Schnauben aus. »Weil ich keine verdammte Wahl habe.«
Nathan musterte ihn mit schief gelegtem Kopf. »Was ist das – ein Anfall von schlechtem Gewissen in letzter Minute? Dafür ist es zu spät. Wenn du denkst, dass du nach so langer Abwesenheit deine Ehre wiederherstellen kannst, liegst du falsch. Diese Sache ist schon zu weit gediehen und zu öffentlich geworden. Für dich – für Bowman – wird es keine Gnade geben. Das ist unmöglich.«
Kellan nickte. »Ich weiß. Diese Sache kann für mich nur auf eine Weise enden. Das habe ich mit eigenen Augen gesehen.«
»Du hast es gesehen .« Jetzt flackerte etwas Kaltes und Argwöhnisches in Nathans unverwandtem Blick auf, und seine bisher so ruhige und beherrschte Stimme hob sich etwas. »Du meinst, Mira hat dir etwas gezeigt. Eine Vision?« Sein alter Freund stieß einen heftigen Fluch aus. »Du hast ihre Gabe benutzt? Obwohl du weißt, was du ihr damit antust?«
»Du lieber Gott, nein. Das hätte ich nie getan«, sagte Kellan. »Nicht absichtlich –«
»Scheiß auf dich und deine Absichten«, knurrte Nathan jetzt. Er stapfte auf ihn zu, gefährlich in seiner Empörung. »Hast du sie benutzt? Hast du egoistisch ihre Gabe missbraucht?«
»Kellan …?«
Himmel.
Hinter ihm drang Miras besorgte Stimme aus dem dunklen Schlafzimmer zu ihm herüber. Er wollte sie noch nicht bei seinem Gespräch mit Nathan haben. Er wollte noch nicht, dass sie erfuhr, dass er Nathan zu ihnen geführt hatte, um sich ohne Blutvergießen und Todesopfer ergeben zu können. Alles passierte zu schnell, so unaufhaltsam wie ein Schneeball, der einen Berghang hinabrollte und zu einer unaufhaltsamen Lawine anwuchs.
»Ist schon okay«, beruhigte er sie über die Schulter, als er sie aufstehen hörte. »Mira, bleib drin. Ich bin gleich bei dir, und dann können wir reden.«
Doch sie stand auf. Stoff raschelte, als sie eine Decke vom Bett zog und sich darin einhüllte. Ihre nackten Füße tapsten leise und vorsichtig auf dem Holzboden, als sie sich langsam zur offenen Glastür hinübertastete. »Mit wem redest du da draußen? Kellan, was ist los?«
Und dann hörte er sie stolpern, eine stockende Bewegung, die Kellan das Herz in die Hosen rutschen ließ.
Er wirbelte herum, raste mit übernatürlicher Geschwindigkeit zu ihr und fing sie auf, bevor sie fallen konnte. Ihr leiser bestürzter Aufschrei durchbohrte ihn so scharf und gnadenlos wie ein Pfeil. »Ist schon gut«, tröstete er sie. »Schon gut, ich hab dich, Mira. Ist schon in Ordnung.«
Hinter ihm ertönte ein tiefes Knurren, und ihm stellten sich alarmiert die Nackenhaare auf. »Um Gottes willen. Das ist noch schlimmer, als ich dachte.«
»Nathan?«, fragte Mira, ihre trüben, milchigen Augen suchten ihn in der Dunkelheit. »Kellan … was macht Nathan hier? Sag mir, was hier los ist. Kellan …?«
»Du verdammter Bastard.« Die Stimme des Jägers war voll mörderischer Wut, alles auf Kellan gerichtet. »Du gottverdammter Bastard hast sie geblendet.«
22
»Nathan, nicht!« Obwohl Mira Nathan nicht sehen konnte, spürte sie den Aufprall seines Körpers, als der Stammeskrieger sich auf Kellan stürzte. Durch ihre
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