Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
hochgewachsen und durchtrainiert, mit einem Gebaren, als gehöre ihm hier alles, und schon bei seinem Anblick juckten Lucan die Fäuste, die Arroganz aus ihm herauszuprügeln. Crowes dichte blonde Mähne, heute Abend zurückgegelt, glänzte wie ein Goldbarren und ließ das Grinsen in seinem Gesicht mit der mediterranen Dauerbräune noch breiter wirken.
»Präsident Thorne«, sagte er, und aus der Nähe wirkte sein Grinsen angespannter und irgendwie unecht. »Ich wünsche Ihnen einen guten Abend.«
Lucan blieb wenig übrig, als seine ausgestreckte Hand zu nehmen und zur Begrüßung fest zu schütteln. Aber seine Miene blieb unverändert finster, als Crowes Blick zu Gabrielle hinüberglitt. Er musterte sie von Kopf bis Fuß, sie sah umwerfend aus in ihrem engen taubengrauen Kleid und den zierlichen hohen Schuhen. »Ich glaube, wir hatten noch nicht das Vergnügen.«
»Meine Gefährtin«, fauchte Lucan. »Gabrielle.«
Sie nickte Crowe höflich zu, und er strahlte sie anerkennend an. »Wirklich entzückend.« Er verbeugte sich leicht, dann machte er eine Geste mit seinem Champagnerglas. »Darf ich Ihnen einen Cocktail oder Horsd’ œ uvres bringen? Es wäre mir ein Vergnügen, Lady Thorne.«
Gabrielles Lächeln wurde etwas angestrengt angesichts der ungewollten Aufmerksamkeit. »Nein danke.«
»Was wollen Sie, Crowe?«
Crowe sah zu Lucan zurück. »Ihnen zu Ihrer Entscheidung gratulieren, die Gala trotz allem stattfinden zu lassen. Ich bin sicher, Direktor Benson hätte das auch so gewollt. Er und der Rest des GN – Sie natürlich eingeschlossen – haben so viel getan, um diesen Gipfel zu ermöglichen. Es wäre ein Jammer gewesen, ihn in letzter Minute abzusagen.«
Lucan knurrte zustimmend. »Besonders, wo Sie persönlich so viel in dieses Event investiert haben.«
Wohin er auch sah, überall hatte Crowe Industries der Party seinen Stempel aufgeprägt: vom Sicherheitspersonal zum Cateringservice bis zum Videoteam, das die internationale Liveübertragung sendete. Herrgott, sogar das zehnköpfige Orchester im hinteren Teil der verschwenderisch dekorierten Halle spielte unter einem digitalen Werbebanner mit Reginald Crowes grinsender Fresse.
Und dann war da der Inbegriff seines Egos – die Kristallskulptur im Mittelpunkt des eleganten Saals, die er dem GN heute Abend schenken würde, zum Gedenken an die Erste Morgendämmerung und die Mission des Gipfels, wahren Frieden zu sichern. Wenigstens war diese keine schamlose Ode an Crowes Arroganz. Nicht die lebensgroße Statue des Mannes, mit der Lucan schon fast gerechnet hatte, sondern ein schlanker Obelisk aus glitzerndem geschliffenem Kristall. Die etwa drei Meter hohe Skulptur lief am oberen Ende spitz zu, und darauf saß eine Kugel vom kühlen, makellosen Glanz eines Diamanten, in deren Mittelpunkt ein schwacher Lichtschein glühte, pfirsichfarben und golden.
Ein wirklich erstaunliches Kunstwerk, wie Lucan zugeben musste, wenn auch nur sich selbst gegenüber. Auch die meisten Gäste waren seiner Ansicht, der Obelisk im Mittelpunkt der Halle zog die wogende, förmlich gekleidete Menge magisch an.
Crowe nippte an seinem Champagner und blickte über den Empfang, für den er wohl mehrere Millionen hatte springen lassen. Er stieß einen betrübten Seufzer aus und schüttelte langsam den Kopf. »Wirklich ein Jammer. Dieser Abend hätte eine Feier sein sollen, all des Guten, das uns noch erwartet. Eine Würdigung aller Verheißungen der Zukunft. Einen der brillantesten Wissenschaftler der Welt und einen respektierten Staatsmann innerhalb einer Woche durch brutale Gewalt verloren zu haben …« Crowe schnalzte mit der Zunge. »Nun, es ist einfach unfassbar. Eine Tragödie.«
»In der Tat«, antwortete Lucan.
Crowe sah ihn an, seine Augen so gerissen und scharf wie die eines Raubvogels. »Und auch der Orden muss durch seinen Verlust diese Woche erschüttert sein. Schreckliche Geschichte, erfahren zu müssen, dass ein Mitglied Ihrer Truppe zum Verräter geworden ist. Ein ehemaliger Krieger, der sich den Rebellen angeschlossen hat … wirklich erstaunlich.« Crowe bleckte die Lippen zu einem kalten Lächeln. »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich sage, dass sein Tod für mich heute Abend definitiv ein Grund zum Feiern ist.«
Lucan zuckte ungerührt mit den Schultern, weigerte sich, den Köder zu schlucken. »Wie es aussieht, war er nicht der Einzige, der in Verschwörungen verwickelt war. Bensons Ermordung durch JUSTIS -Beamte heute bedeutet
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